Ich bin Zlatan Ibrahimović
Blöße geben. Wenn Juventus eine harte Gangart einschlüge, würden wir mit gleicher Härte dagegenhalten. Doch es war kein einfacher Krieg. Es stand viel auf dem Spiel, und ich sprach noch einmal mit Alessio Secco, dem Mann, der der neue Moggi zu sein versuchte, und ich spürte direkt, dass seine Einstellung jetzt eine andere war:
»Du musst im Klub bleiben. Das verlangen wir von dir. Wir wollen, dass du dich loyal zeigst und mit der Mannschaft solidarisch verhältst.«
»Vor meinem Urlaub hast du das Gegenteil gesagt. Dass ich ein Angebot annehmen sollte.«
»Aber jetzt haben wir eine andere Lage. Wir befinden uns in einer Krisensituation. Wir werden dir einen neuen Vertrag anbieten.«
»Ich bleibe nicht«, sagte ich. »Auf gar keinen Fall.«
Mit jedem Tag, mit jeder Stunde nahm der Druck zu, und das war unangenehm, ganz klar; ich kämpfte mit allem, was mir zur Verfügung stand, mit Mino, mit juristischen Mitteln, mit allem Möglichen. Aber ich konnte auch nicht endlos trotzig sein, denn ich erhielt weiterhin Gehalt vom Klub, und die große Frage war: Wie weit konnte ich gehen? Ich redete mit Mino darüber.
Wir beschlossen, dass ich mit der Mannschaft trainieren, aber keine Spiele absolvieren würde. Mino zufolge gab es im Vertrag eine Klausel, die dies ermöglichte. Und deshalb fuhr ich trotz allem mit den anderen in ein Trainingslager in den Bergen. Die italienischen Nationalspieler waren noch nicht zurückgekommen. Sie waren noch in Deutschland. Italien gewann ja die Weltmeisterschaft. Das war stark von der Mannschaft, denke ich, wenn man den Skandal zu Hause berücksichtigte, und man konnte ihnen nur gratulieren. Aber das half mir nicht weiter. Neuer Trainer im Klub war Didier Deschamps, auch ein ehemaliger Spieler, ein Franzose. Er war Kapitän der Weltmeistermannschaft von 1998 gewesen, und jetzt in seinem neuen Job ging es nur um eins; er sollte Juventus in die erste Liga zurückführen. Er stand unter einen enormen Druck, und schon am ersten Tag im Trainingslager kam er zu mir.
»Ibra«, sagte er.
»Ja?«
»Ich will unser Spiel um dich aufbauen. Du bist mein wichtigster Spieler. Du bist die Zukunft. Du musst uns helfen, wieder aufzusteigen.«
»Danke, aber …«
»Kein Aber. Du musst bleiben. Etwas anderes akzeptiere ich nicht«, fuhr er fort, und auch wenn es kein angenehmes Gefühl war, ich hörte ja, wie wichtig ich für ihn war, blieb ich bei meiner Linie:
»Nein, nein, nein. Ich gehe weg.«
Im Lager teilte ich das Zimmer mit Nedvĕd. Nedvĕd und ich waren Freunde. Wir beide hatten Mino als Agenten. Aber wir befanden uns in unterschiedlichen Lagen. Nedvĕd hatte genau wie Del Piero, Buffon und Trézéguet beschlossen, bei Juventus zu bleiben, und ich weiß noch, wie Deschamps zu uns kam, vielleicht um uns gegeneinander auszuspielen, was weiß ich. Er hatte eindeutig nicht die Absicht, klein beizugeben.
»Hör zu«, sagte er. »Ich setze große Hoffnungen auf dich, Ibra. Ich habe diesen Job vor allem deinetwegen angenommen.«
»Hör auf«, sagte ich. »Du hast ihn wegen des Klubs angenommen, nicht meinetwegen.«
»Ich verspreche dir, wenn du aufhörst, höre ich auch auf«, fuhr er fort, und da konnte ich trotz allem nicht umhin zu lachen.
»Okay, pack deine Sachen, und bestell ein Taxi«, antwortete ich, und da lachte er, als ob ich einen Witz gemacht hätte.
Aber mir war in meinem ganzen Leben noch nicht so wenig nach Witzen zumute gewesen. Wenn Juventus um sein Überleben kämpfte, kämpfte ich um mein Überleben als Spieler. Ein Jahr in der Serie B würde alles zum Stillstand kommen lassen, und an einem dieser Tage kamen Alessio Secco und Jean-Claude Blanc zu mir. Jean-Claude war ein Harvard-Absolvent, eine große Nummer, den die Familie Agnelli angeheuert hatte, um Juventus aus der Krise zu führen. Und er hatte natürlich seine Hausaufgaben gemacht. Er hatte seine Papiere geordnet und einen Vertragsentwurf mit verschiedenen Summen vorbereitet, und ich dachte sofort: Lies es gar nicht erst! Stänkere lieber! Je mehr du stänkerst, desto eher wollen sie dich loswerden.
»Ich will es gar nicht sehen. Ich unterschreibe nicht«, sagte ich.
»Du kannst wohl zumindest ansehen, was wir dir anbieten. Wir sind verdammt großzügig gewesen!«
»Warum denn? Es führt doch zu nichts.«
»Das kannst du doch gar nicht wissen, solange du es nicht angeschaut hast.«
»Das kann ich doch. Und wenn ihr mir zwanzig Millionen Euro bietet, ist es völlig uninteressant für mich.«
»Das ist
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