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Ich blogg dich weg!

Ich blogg dich weg!

Titel: Ich blogg dich weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Hammer
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wollte sie das überprüfen.
    Ich seufzte zufrieden. Meine Mutter drückte meine Schultern. „Danke, das war wirklich …“, sagte sie.
    „… magisch“, sagte Noahs Freund schnell. „Würde ich sofort in meinem Magazin schreiben, wenn ihr das nächste Mal auftretet.“ Ich erinnerte mich, dass er einen Musikblog im Internet hatte, den er immer sein Magazin nannte.
    „Tja“, machte Sebastian und schaute von Noah zu Jasmina und mir. „Wir bräuchten erst mal einen neuen Schlagzeuger.“
    „Den finden wir schon“, sagte Jasmina leichthin.
    Die ganze Party war so schön und zauberisch, dass ich den Anlass dazu fast vergessen hatte. Musste Sebastian ausgerechnet jetzt damit anfangen?
    Wir feierten Noahs Abschied. Am Montag würden wir ihn zum Flughafen bringen. Noah ging für ein Jahr nach England, in ein kleines Dorf in der Nähe von Brighton. Er würde dort zur Schule gehen und natürlich sein Englisch verbessern. Am Anfang hatte sich das alles ganz klasse angehört, aber jetzt, so kurz vor dem Abschied, war ich doch ein bisschen traurig, nicht nur, weil der Band dann ein Schlagzeuger fehlte.
    Die Band Jase Noju hatten wir vor einigen Jahren gegründet. War meine Idee gewesen. Auch der Name, der eigentlich nur aus den Anfangsbuchstaben unserer Vornamen bestand, sich aber – fand ich jedenfalls – immer noch gut anhörte. Ich sang natürlich, Jasmina spielte Bass, ihr Zwillingsbruder die Gitarre und Noah das Schlagzeug.
    Am Anfang war es für die anderen eher ein Witz gewesen, aber inzwischen spielten wir beim Schulfest und auch schon mal bei einer Kirmes oder bei einem regionalen Wettbewerb.
    „Ich kümmere mich darum“, sagte ich. „Da finden wir schon jemanden.“
    „Was ist denn mit dir?“, fragte Jasmina Ben. Er saß natürlich eng an sie gedrückt.
    „Bloß nicht! Ich bin nicht besonders taktvoll“, witzelte Ben und strich sich seine Haare zurück.
    „Hm“, machten Jasmina und ich gleichzeitig. Dann schauten wir uns an und grinsten.
    Sebastian zupfte schon wieder an den Saiten, spielte schneller und plötzlich erkannten alle den Song, einen von diesen Ski-Hütten-Hits, und sangen grölend mit.
    „Heeeeeey, Baby!“, schrien alle durcheinander. Auch ich sang laut mit. Wir schauten uns alle gegenseitig in die Augen, flirteten einander an und kicherten ausgelassen. War aber nur Spaß. Bis ich Sebastian in die Augen sah, ein bisschen zu lang.
    „Pass auf!“, rief Jasmina plötzlich. „Da, die Fackel!“
    Ich sprang auf und war als Erste bei der Fackel, die umgefallen und in dem prächtigen Salbeibusch meiner Mutter gelandet war.
    „Mist!“, fluchte ich, als ich versuchte, die Fackel wieder aufzurichten, aber ich konnte den Holzstab nicht fest genug in den Boden drücken. Ich stieß das Wachsende der Fackel in die Erde und löschte so die Flamme. Die anderen waren auf der Terrasse geblieben und gratulierten mir scherzhaft rufend zur Rettung des Salbeis, aber ich achtete nicht darauf.
    Auf der anderen Seite des Gartenzaunes, auf dem Weg, der zum alten Forsthaus führte, stand Lisa.
    Seit etwa einem halben Jahr lebten sie und ihre Mutter oben im alten Forsthaus. Keine Ahnung, warum sie ausgerechnet hierher gezogen waren. Lisa ging seitdem in dieselbe Schule wie wir und sie war – mit ihren merkwürdigen Klamotten und ihrer komischen Art – die Außenseiterin. Ich hatte sie nicht eingeladen. Es war mir gar nicht in den Sinn gekommen.
    Jetzt schien sie unsere Party zu beobachten. Ihre Augen waren dunkel umrandet und wirkten in dem weiß geschminkten Gesicht groß wie Untertassen.
    „Hallo, Lisa“, sagte ich und gab mir Mühe, meine Überraschung zu unterdrücken. War sie auf dem Heimweg? Oder hatte sie uns gehört und war vom Forsthaus hierher geschlichen? Mir kam sie da am Gartenzaun unheimlich und bedrohlich vor.
    Lisa grüßte nicht zurück. Sie warf mir nur einen langen Blick unter ihren von Mascara verkleisterten Wimpern zu. Dann drehte sie sich um und schritt weit aus, so als ginge sie das alles nichts an.
    SEBASTIAN
    „Mein Vater holt mich unten an der Hauptstraße ab“, sagte Ela, als sie sich ihre dünne Sommerjacke überstreifte.
    Ich nickte und versuchte gleichzeitig, ein Seufzen zu unterdrücken. Ich würde sie bis zur Hauptstraße begleiten müssen. Dabei hätte ihr Vater für den Weg bis zur Förstersiedlung mit dem Auto nur fünf Minuten gebraucht. Wahrscheinlich musste ich auch noch dankbar sein, dass sie überhaupt zu dieser Party von Noah und Julie mitgekommen war.

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