Ich blogg dich weg!
Conrad und Ela diese Seite … oder dass du so blöd lachen musstest, ich meine …“ Ich verhaspelte mich, aber ich wusste nicht so genau, was ich sonst noch dazu sagen sollte.
Da war ein Teil von mir, tief in mir drin, der wollte Julie sagen, dass es mir eben nicht leidtat! Verdammt noch mal! Immer musste sie … Julie sein. Das war’s wohl!
Julies Augen wurden klein wie Schlitze. Um uns herum drängten sich die Schüler. Spannender als Mathe war das hier auf jeden Fall. Der Klein stand verloren an der Tafel herum. Er wusste überhaupt nicht, worum es hier ging.
„Sieh mich an!“, zischte Julie und ich war es so gewöhnt, dass sie immer den Ton angab, dass ich in ihr Gesicht sah.
Sie spuckte mir in die Augen.
„Julie!“, schrie der Klein von der Tafel her. „Was wird das denn?“ Er ruderte mit seinen dünnen Mathelehrerärmchen durch die Schüler. Vor uns stoppte er und wusste nicht, was er machen sollte.
„Schon gut!“, sagte Julie lässig zu ihm. „Sie können jetzt weitermachen.“
Ich wischte mir Julies Speichel aus den Augen. Ekelhaft. In Wirklichkeit fand ich sie genauso arrogant, wie ich geschrieben hatte. Ich machte einen Satz auf sie zu und wollte ihr ins Gesicht schlagen, aber Sebastian gab mir einen Stoß und ich verlor das Gleichgewicht.
JULIE
Ich stand vor der Schule und zitterte immer noch vor Wut. Ich wollte irgendetwas kaputt machen. Am liebsten hätte ich alle Scheiben mit der bloßen Hand eingeschlagen, gegen den blöden Fahrradständer getreten oder zumindest die Ankündigungen und Plakate für das Schulfest heruntergerissen, die an der überdachten Litfaßsäule hingen. Jasmina anzuspucken war einfach zu wenig gewesen, viel zu wenig. Ich hatte mir nicht mal ihr Gesicht dabei gemerkt. Das war viel zu schnell gegangen. Ich trat gegen eine der Stufen, aber das schmerzte nur in meinem Knöchel.
„Lass uns abhauen.“ Sebastian stand neben mir. „Wer weiß, wen der Klein alarmiert.“
Wir gingen schweigend nebeneinander bis zur Fußgängerzone. Ich versuchte immer noch, mich an das Gesicht von Jasmina zu erinnern, aber es verschmolz mit den Gesichtern meiner anderen Klassenkameraden, die uns umringt und darauf gehofft hatten, dass irgendetwas Spannendes passierte. In diesem Moment hasste ich sie alle.
„Soll ich dich nach Hause bringen?“, fragte Sebastian.
Große Projektwoche am Bertha-von-Suttner-Gymnasium:
„Schweigen schürt nur Angst und Scham!“
Auch in diesem Jahr wird es in der Woche vor den Halbjahreszeugnissen wieder eine Projektwoche am Bertha-von-Suttner-Gymnasium geben. In diesem Jahr wird das klassenübergreifende Thema sein: „Mobbing – Nicht mit uns!“
Die Rektorin des Gymnasiums, Frau Dr. Berger-Klein, erklärte unserer Zeitung gegenüber, dass in den fünf Tagen alle Klassen an diesem Thema arbeiten würden.
„Mobbing ist in allen Schulformen inzwischen ein Problem, vor dem wir nicht die Augen verschließen dürfen“, so Dr. Berger-Klein weiter. „Die Schule, auch das Gymnasium, muss mehr leisten als die bloße Vermittlung von Wissen. Wir nehmen unseren Erziehungsauftrag ernst.“
Hintergrund für die Aktionswoche des Gymnasiums ist der Fall einer Schülerin, die im letzten Jahr über mehrere Monate hinweg sowohl auf sozialen Plattformen im Internet als auch in der Klasse gedemütigt und verfolgt wurde. Konkret zu diesem Fall wollte sich die Rektorin nicht äußern, da mehrere Anzeigen gegen einzelne Schüler anhängig seien. Das Opfer absolviere inzwischen einen Auslandsaufenthalt. Ob die Schülerin an ihre alte Schule zurückkehren wird, steht noch nicht fest.
Der neu gewählte Schülersprecher Sebastian Köhler gab zu den Vorkommnissen an der Schule ebenfalls keinen Kommentar ab. „Das ist mir zu privat. Ich bin sowohl mit dem Opfer als auch mit den mutmaßlichen Tätern gut bekannt.“ Dass die Aktionswoche der Mobbing-Prävention gewidmet ist, hat Sebastian mit initiiert. „Natürlich wäre es damals leichter gewesen, alles einfach unter den Teppich zu kehren. Die Schulleitung und alle Schüler, die sich für diese Aktionswoche stark gemacht haben, beweisen damit viel Zivilcourage. Sogar an unserer Schule sehen einige den Fall im letzten Jahr immer noch als ‚Witz‘, aber die haben einfach keine Ahnung.“
„Der letztjährige Fall ist an unserer Schule sicherlich nicht die Regel“, nimmt Dr. Berger-Klein vorsichtig den Faden des Schülersprechers auf. „Und wir werden alles dafür tun, dass es auch so bleibt,
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