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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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zunehmend schwer. Wie oft erleben wir Situationen, die vermeintlich keinen Sinn ergeben? Die uns ratlos und frustriert zurücklassen. Und die zu Zweifeln führen   – an uns, an unseren Mitmenschen, ach was: am ganzen Kosmos. Mit diesem Buch, das versprechen wir Ihnen, werden Sie der Erfüllung des vierten Nohria-Bedürfnisses erheblich näherkommen. Wir können zwar nicht garantieren, dass das Buch zu mehr Toleranz führt   – aber Sie werden hinterher ganz sicher Ihre Mitmenschen, deren Motive und sich selbst besser verstehen. Und sich künftig seltener manipulieren lassen.
    Bei unseren Recherchen hatten wir diesbezüglich jedenfalls viele Aha-Effekte   – und die wünschen wir Ihnen bei der Lektüre der folgenden Seiten ebenfalls. Sind Sie bereit? Dann los   …

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    FREUD UND LEID
    – Wie wir leben   –

    Eigentlich sind Katzen zu beneiden   – jedenfalls wenn man dem Sprichwort Glauben schenkt. Demzufolge haben die possierlichen Tierchen stolze sieben Leben. Man stelle sich das mal vor   – sieben Chancen, all seine Vorhaben zu verwirklichen: Träumen nachzueifern, Berufe auszuüben, Länder zu bereisen, Kulturen kennenzulernen, Menschen zu treffen, sich zu verlieben. Aufs immer Neue. Herrlich! Eigentlich. Denn womöglich ist das Leben genau deshalb so spannend und kostbar, weil wir doch nur jeweils eine Chance zu alledem haben.

    Weil es im Leben eben keine Rückgängig-Taste gibt wie auf unseren Computern. Weil Momente, so wunderschön sie auch sind, nicht wiederkommen. Schicksalsschläge aber auch nicht. Das beraubt uns zwar einerseits der Chance, wie in der Hollywood-Komödie ›Und täglich grüßt das Murmeltier‹ so lange an unseren Ausrutschern zu laborieren, bis endlich der perfekte Tag gelingt. Andererseits zeigt der Film aber genau das: die wundervolle Erlösung aus der Zeitschleife, zurück ins einmalige, imperfekte Leben, hinein ins tägliche Stolpern, Torkeln, Fallen und Wiederaufstehen. Und das wiederum gibt uns die Gelegenheit, all die Skurrilitäten und Abenteuer viel mehr zu genießen, die das Hier und Heute so bereithält, weil das Morgen schon wieder ein ganz anderes sein wird. Bis auf die wenigen Ausnahmen freilich, die die sprichwörtliche Regel bestätigen. Dazu zählen zum Beispiel die denkwürdigen Effekte der folgenden Seiten. Sie sorgen unter anderem dafür, dass wir Leidende begaffen, mit unserem Leben Roulette spielen und aus dem Strandurlaub auch intellektuell cremig zurückkehren. Immer wieder. Und in nur einem Leben. Ein Katzenjammer, eigentlich.

DER BYSTANDER-EFFEKT
    Nichts hören, nichts sehen, nichts tun
    Als sich Catherine Genovese entschied, ohne ihre Familie in New York zu leben, war sie gerade einmal 19   Jahre jung. Erst ein paar Tage zuvor war ihre Mutter Zeugin eines brutalen Mordes geworden   – mitten am Tag und mitten in Queens, in der Nähe ihres Wohnhauses in Kew Gardens. Der Schock war so groß, dass die Familie beschloss, in das beschaulichere Connecticut umzuziehen. Doch Kitty, wie ihre Freunde sie auch nannten, wollte lieber mit ihrer Partnerin Mary Ann Zielonko zusammenziehen und in der turbulenten Stadt bleiben. Es gab darüber einigen Streit in der Familie, am Ende aber stimmten ihre Eltern widerwillig zu   – was sie Jahre später bitter bereuen sollten.
    Es war kalt am Morgen des 13.   März 1964.   Kitty, inzwischen 28   Jahre, groß, schlank, dunkle, kurze Haare, von denen sie sich ein paar Strähnen frech in die Stirn kämmte, kam gerade von ihrer Schicht in »Ev’s 11th Hour Sports Bar« nach Hause. Sie arbeitete dort als Managerin und war ebenso beliebt wie zuverlässig. Gegen 3.15   Uhr erreichte sie den Parkplatz, der etwa 30   Meter von ihrer Wohnungstür entfernt lag. Abgespannt und müde stieg sie aus dem Auto, als sich ihr Winston Moseley von hinten näherte und sofort auf die junge Frau einstach. Kitty schrie um Hilfe, flehte um ihr Leben. Zahlreiche Nachbarn hörten es. Vereinzelt gingen Lichter in den Häusern an. Einige öffneten die Fenster, Passanten blieben stehen und sahen zu. Doch erst, als einer von ihnen Moseley anherrschte, ließ dieser von Genovese ab. Blutüberströmt schleppte sich die Schwerverletzte zu ihrer Wohnung. Allein. Keiner kam ihr zu Hilfe. Mehr noch: Als sie außer Sichtweite der Nachbarschaft war, kehrte Moseley zurück. Eiskalt folgte er ihrer Blutspur und stöberte sie kurz vor ihrem Apartment auf. Obwohl die junge Frau kaum noch bei Bewusstsein war, hielt den wahnsinnigen Täter

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