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Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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war. Wäre er in Chiquels Gemach umgekommen, hätten seine Geschwister dies spüren müssen. Da sie nichts dergleichen registriert hatten, gab es nur die Erklärung, daß Cuyo noch existierte!
    Aber wo war er? Warum zeigte er sich nicht? Hinderte ihn die Furcht vor Vaters Strenge daran .?
    Nein, befand Atitla, man konnte Cuyo vieles nachsagen, aber Feigheit gehörte nicht dazu.
    Ein Verdacht begann in ihr zu keimen: Was, wenn er sich entschlossen hatte, Lilith nicht in Chiquels Gemach zur Strecke zu bringen, sondern irgendwo anders? Der Schild, hinter den sie sich zurückgezogen hatte, mochte auch bei beherztem Einsatz nicht zu durchbrechen gewesen sein - nicht in der Kürze der Zeit .
    Ja, dachte Atitla, so gut wie überzeugt von ihrer These. Cuyo hatte ihre angebliche Mutter aus dem Palast geschafft, weil er nicht überzeugt gewesen war, daß das Feuer sie tatsächlich in diesem DING zu besiegen vermochte .!
    Falls dies stimmte, durfte der Hohe Vater nicht erfahren, wo der Bruder Lilith versteckt hielt. Sie hätte Landru unweigerlich verraten, daß ihre »Kinder« sie zu töten versucht hatten, und dann .
    Atitla wagte es nicht, sich vorzustellen, mit welcher Strafe der Kelchmeister ein solches Vergehen ahnden würde, wo er Chiquel vor Tagen schon wegen einer Bagatelle fast qualvoll hätte sterben lassen.
    Sie wollte sich mit unverfänglicher Miene der Vertrauten ihres Vaters nähern, um sich ihrer zu entledigen und danach mit ihren Schwestern nach Cuyos Verbleib zu forschen.
    Doch bevor sie auch nur drei Schritte auf Nona zu getan hatte, hörte sie schon wieder den typischen Flügelschlag, mit dem sich Landru entfernt hatte.
    Er kehrte bereits zurück!
    Selbst in der Fledermausgestalt strahlte er soviel Macht aus, daß Atitlas Kehle ausdörrte.
    Vorbei! Eine Chance - vielleicht die letzte - war vertan!
    Nur schleppend fanden ihre Gedanken sich bereit, sich mit dem zu befassen, was Landru mitbrachte.
    In den Fängen der Fledermaus hing . was?
    Weder Atitla noch ein anderer Bewohner Mayabs hatten je einen Gegenstand wie diesen gesehen, und nicht nur Atitla, auch die beiden anderen Vampirinnen rissen urplötzlich - scheinbar unmotiviert - ihre Arme hoch und preßten die Handflächen gegen ihre Ohren, als müßten sie sich eines ohrenbetäubenden Lärms erwehren.
    Nona bemerkte das absonderliche Benehmen und nahm an, daß Landru dahintersteckte. Sekunden später landete ihr Geliebter neben ihr und wuchs aus der Fledermausgestalt hervor. Als er sich aufrichtete, ruhte das Mitbringsel auf seinen Unterarmen, als besäße es ein immenses Gewicht.
    »Ist sie das?« fragte Nona. »Das Buch, für das Tausende ihr Leben geben mußten - und auch die Chronisten selbst?«
    Landru starrte mit unbewegter Miene an ihr vorbei auf die letzten der hiesigen Kelchkinder. Atitla, Peten und Oriente krümmten sich wimmernd am Boden.
    »Hör auf!« fauchte Nona. »Hast du ihnen nicht schon genug angetan?«
    »Nein!« gab Landru in gleicher Schärfe zurück. »Doch davon abgesehen bin nicht ich es, der sie quält.«
    »Wer dann?«
    Er hob das gebundene Pergament aus Menschenhaut. »Das Buch -ich nehme an, es ist das Buch . und das, was niemals darin Ruhe finden kann .«
    *
    Anderenorts
    Es kommt näher. Es schwillt an. WAS - IST - DAS?
    Das Feuer? Der Wind? Stimmen? Gesang? Eine - Melodie .? Ich halte inne. Blut füllt meine Kehle. Ich lausche. Seine Wärme ist mir angenehm. Aber was geschieht da draußen? Ich will - nein, muß es wissen. Kann der Versuchung, es herauszufinden, nicht länger widerstehen. Also öffne ich den Panzer an einer winzig kleinen Stelle . und zucke zurück.
    Einen Moment länger, und nicht nur das Blut in meinem Mund, auch das in meinen Adern hätte zu kochen begonnen.
    Das, was bei mir ist und mich tröstet inmitten mörderischster Glut, schreit qualvoll auf. Die Lücke schließt sich wie ein schwarzes Lid. Ich bündele Gedanken, um nicht im Morast von Hysterie und Panik zu versinken.
    WARUM? durchbohrt es mich wie eine stumpfe Klinge. Und aus meiner Kehle gurgelt es: »Warum habt ihr mir das angetan?«
    Eine andere Stimme, nah an meinem Ohr, übertönt für flüchtige Momente den Chor der Flammen (wenn es denn die Flammen sind), um in einer Weise zu antworten, wie ich es nie erwartet hätte. »Wir mußten es tun, Mutter .« »Warum?«
    ». weil du gar nicht unsere Mutter bist .«
    * 
    »Es war das Buch - ich ahnte es .«
    Landru beobachtete, wie sich die drei Vampirinnen, an denen er einst das Kelchritual mit

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