Ich folge deinem Schatten
seiner Eltern vergrößern lassen. Und dabei hat er bemerkt, dass auf einigen dieser Aufnahmen im Hintergrund eine Frau zu sehen ist, die ein Kind aus einem Buggy hebt, der neben einer schlafenden Frau auf einer Decke steht …«
»Oh, mein Gott«, entfuhr es Ted. »Was lässt sich anhand dieser Fotos sagen?«
»Als die Bilder nochmals vergrößert wurden, sind weitere Details zum Vorschein gekommen. Das Gesicht des Jungen ist nicht zu sehen, aber er trägt ein blau kariertes Hemd und Shorts.«
Zan und Ted starrten Josh an. Kaum in der Lage, einen Ton herauszubringen, sagte Zan mit brüchiger Stimme: »Das hat Matthew damals angehabt. Hat der Mann die Fotos zur Polizei gebracht?«
»Nein. Er hat sie an dieses Käseblatt Teil-All verkauft. Zan, es ist verrückt, aber sie schwören, die Frau, die das Kind aus dem Wagen nimmt, wärst du. Es besteht angeblich kein Zweifel, dass du es warst.«
Die feinen Gäste im Restaurant des Four Seasons wandten die Köpfe, als Ted Zan an den Schultern packte und sie auf die Beine zerrte. »Du verdammte Wahnsinnige! Du bist doch nur auf das Mitleid anderer Leute aus!«, schrie er. »Wo ist mein Sohn? Was hast du mit meinem Sohn gemacht?«
10
Wie viele eher kräftig gebaute Frauen bewegte sich Penny Smith Hammel mit einer ganz eigenen, natürlichen Eleganz. In ihrer Jugend hatte sie trotz ihres Umfangs zu den beliebtesten Mädchen an der Highschool gehört, nicht zuletzt wegen ihrer freundlichen Art, ihres ansteckenden Humors und der Fähigkeit, auch dem täppischsten Tanzpartner das Gefühl zu geben, er wäre Fred Astaire.
Eine Woche nach ihrem Highschool-Abschluss hatte sie Bernie Hammel geheiratet, der kurz darauf als Fernfahrer zu arbeiten begann. Sie fühlten sich wohl in der Stadt, in der sie aufgewachsen waren, und so blieben Bernie und Penny mit ihren drei Kindern im ländlichen Middletown, New York, das eine gute Autostunde und, hinsichtlich des Lebensstils, eine Ewigkeit von Manhattan entfernt lag.
Mittlerweile war sie neunundfünfzig Jahre alt, die Kinder und Enkelkinder waren von Chicago bis Kalifornien verstreut, und da Bernie immer noch viel unterwegs war, vertrieb sich Penny die Zeit damit, als Babysitterin auszuhelfen. Sie liebte die ihr anvertrauten Kinder und bedachte sie mit all der Zuneigung, mit der sie sonst ihre Enkel überschüttet hätte, wenn diese in der Gegend gelebt hätten.
Das einzige wirklich Aufregende in ihrem Leben hatte sich vier Jahre zuvor ereignet, als sie und Bernie zusammen mit Bernies zehn Kollegen fünf Millionen Dollar in der Lotterie gewonnen hatten. Nach Abzug der Steuern blieben ihnen vom aufgeteilten Gewinn etwa dreihunderttausend Dollar, die sie sofort in einen Ausbildungsfonds für die Enkelkinder einzahlten.
Im Zuge dessen nahmen sie eine Einladung zu einem Treffen der Selbsthilfegruppe für Lotteriegewinner in Manhattan an, wo sie Alvirah und Willy Meehan kennenlernten. Die Meehans hatten diese Vereinigung ins Leben gerufen, um andere davor zu bewahren, ihren Gewinn durch gedankenlose Investitionen oder durch Geschenke an plötzlich aufgetauchte Verwandte zu verschleudern.
Penny und Alvirah hatten sich sofort als verwandte Seelen erkannt und waren seitdem in Kontakt geblieben.
Pennys beste Freundin seit der Kindheit war Rebecca Schwartz, eine Immobilienmaklerin, die Penny darüber auf dem Laufenden hielt, welche Häuser in der näheren Umgegend verkauft oder erworben wurden. Am 22. März trafen sich die beiden in ihrem Lieblings-Diner, und Rebecca erzählte Penny von dem nun endlich vermieteten Farmhaus am Ende des Weges gleich in der Nähe von Pennys Haus. Die neue Mieterin war am 1. März eingezogen.
»Sie heißt Gloria Evans«, vertraute Rebecca ihr an. »Ungefähr dreißig. Wirklich attraktiv. Blond, nicht gefärbt. Du weißt, ich sehe es sofort, wenn da nachgeholfen wird. Großartige Figur, nicht so wie bei mir und dir. Sie wollte das Haus eigentlich nur für drei Monate haben, aber ich habe ihr gesagt, Sy Owens würde nicht im Traum daran denken, für weniger als ein Jahr zu vermieten. Sie hat noch nicht mal mit der Wimper gezuckt. Dann würde sie eben ein Jahr im Voraus bezahlen, hat sie gesagt, sie muss nämlich ein Buch zu Ende schreiben und will dabei völlig ungestört sein.«
»Kein schlechtes Geschäft für Sy Owens«, sagte Penny. »Ich nehme an, er hat es möbliert vermietet?«
Rebecca lachte. »Klar. Was soll er denn sonst mit seinem Klapperzeugs anstellen? Am liebsten würde er ja alles verkaufen, so
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