Ich folge deinem Schatten
Kostüm an. Zan hat es letztes Jahr gekauft, als es heruntergesetzt war. Sie achtet ja so sehr aufs Geld. Jeden Cent, den ihr ihre Eltern hinterlassen haben, hat sie für Privatdetektive ausgegeben, um Matthew zu finden. Und jetzt spart sie, damit sie sich jemand Neues leisten kann, der die Suche nach dem Jungen fortsetzt.«
Bevor Aiden darauf etwas erwidern konnte, bat Alvirah Neil, das Band erneut zu starten. »Ich kann es kaum erwarten, den Kerl zu finden, der Sie so angestarrt hat, Pater.«
Aiden legte sich sorgfältig seine Worte zurecht. »Meinen Sie, er hat Ihre Freundin begleitet oder sie verfolgt, Alvirah?«
Alvirah schien ihn gar nicht gehört zu haben. »Ah, sehen Sie«, rief sie aus, »da kommt er ja.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Ach, sein Gesicht ist nicht zu erkennen, er hat den Kragen hochgestellt und die Sonnenbrille auf. Man sieht nur seinen Haarschopf.«
Die nächste halbe Stunde betrachteten sie das Video. Ohne Probleme war die aufgewühlte, von Alvirah als Zan identifizierte Frau zu erkennen, wie sie die Kirche verließ.
Wieder hatte sie ihre Sonnenbrille aufgesetzt, nun aber war sie leicht nach vorn gebeugt, ihre Schultern bebten, und sie hielt sich ein Taschentuch vor den Mund, als wollte sie ihr Schluchzen ersticken, bevor sie aus der Kirche und aus dem Sichtfeld der Kamera eilte.
»Sie war keine fünf Minuten da«, sagte Alvirah traurig. »Sie hat ja so große Angst, wieder einen Zusammenbruch zu erleiden. Sie hat mir erzählt, nach dem tödlichen Unfall ihrer Eltern hat sie ununterbrochen weinen müssen. Sie hat sich nicht mehr in die Öffentlichkeit gewagt. Und wenn es wegen Matthew jetzt wieder passiert, könnte sie nicht mehr arbeiten, aber sie braucht ihre Arbeit doch, damit sie nicht ganz verrückt wird.«
»Damit sie nicht verrückt wird«, flüsterte Pater Aiden so leise, dass es weder Alvirah noch Neil hörten. Ich bekenne, an einem Verbrechen und an einem Mord mitzuwirken, der sehr bald geschehen wird. Ich will das alles nicht, aber es ist zu spät, um daran noch etwas zu ändern. Die verzweifelte Aussage wollte ihm mittlerweile nicht mehr aus dem Kopf.
»Da ist ja wieder dieser Kerl, als er die Kirche verlässt. Aber er ist nicht zu erkennen.« Alvirah bedeutete Neil, das Band abzuschalten. »Sehen Sie, wie aufgelöst Zan am Montag war? Können Sie sich vorstellen, wie sie sich jetzt erst fühlen muss, nachdem in der Presse behauptet wird, sie habe ihr eigenes Kind entführt?«
Auch das hatte die junge Frau ihm gesagt, ging Pater Aiden durch Kopf: Sie werden davon in der Zeitung lesen. War der Mord, an dem sie nichts ändern konnte, bereits geschehen? Hatte sie ihr eigenes Kind bereits umgebracht oder, schlimmer noch, wartete es jetzt irgendwo auf seinen Tod?
12
Nach Teds Gewaltausbruch packte Josh Zan an der Hand und stürzte mit ihr zwischen den Tischen der schockierten Gäste im Four Seasons hinaus, über die Treppe nach unten in die Lobby und schließlich auf die Straße. »Großer Gott, sie müssen mir gefolgt sein«, murmelte er, als Paparazzi auftauchten und sie in das Blitzlichtgewitter der Kameras gerieten.
Ein Taxi hatte vor dem Eingang angehalten. Josh, den Arm um Zan gelegt, lief darauf zu, und kaum hatten die vorherigen Fahrgäste die Füße auf den Boden gesetzt, schob er sie hinein. »Fahren Sie los!«, brüllte er dem Chauffeur zu.
Der Fahrer nickte nur, fuhr an und kam noch über die Ampel an der Fifty-second Street und Third Avenue. »Biegen Sie auf der Second Avenue rechts ab«, wies Josh ihn an.
»Ist sie eine Schauspielerin oder ein Rockstar?«, fragte der Taxifahrer und zuckte nur mit den Schultern, als er keine Antwort erhielt.
Josh löste den Arm von ihrer Schulter. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
»Ich weiß nicht«, flüsterte Zan. »Josh, was hat das alles zu bedeuten? Sind denn alle verrückt geworden? Wie können sie von mir ein Foto haben, auf dem ich Matthew aus seinem Buggy nehme? Großer Gott, ich kann doch beweisen, dass ich zu der Zeit im Haus der Aldrichs war. Nina Aldrich hat mich gebeten, mit ihr die Neugestaltung der Räume zu besprechen.«
»Zan, beruhige dich«, sagte Josh und versuchte selbst so ruhig wie möglich zu klingen. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn Teds Wutausbruch seinen Weg in die Medien fand. »Du kannst beweisen, wo du dich damals aufgehalten hast. Also, was hast du jetzt vor? Wenn du nach Hause gehst, fürchte ich, werden die Paparazzi bereits auf dich warten.«
»Ich muss
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