Ich folge deinem Schatten
nach Hause«, sagte sie nun etwas gefasster. »Setz mich zu Hause ab. Wenn Fotografen da sein sollten, lässt du das Taxi warten und begleitest mich ins Gebäude. Josh, was geht hier vor sich? Ich komme mir vor wie in einem Albtraum, aus dem ich keinen Ausweg mehr finde.«
Du lebst in einem Albtraum, dachte sich Josh.
Den restlichen Weg zur Battery Park City legten sie schweigend zurück. Wie von Josh vermutet, wurden sie vor Zans Apartmentgebäude von Reportern empfangen. Mit eingezogenem Kopf liefen sie durch die Reihen, achteten nicht auf ihre Rufe, bis sie sicher in der Lobby waren.
»Josh, das Taxi wartet. Fahr nach Hause«, sagte Zan, als sie vor dem Aufzug standen.
»Bist du dir sicher?«
»Ja.«
»Zan …«, begann Josh, brach dann aber ab. Er hätte sie warnen wollen, dass die Polizei sie sicherlich erneut befragen würde und sie sich, bevor sie mit den Beamten redete, einen Anwalt nehmen sollte.
Stattdessen drückte er ihr nur die Hand und wartete, bis sie im Aufzug war, bevor er sich auf den Weg nach draußen machte. Die Paparazzi zerstreuten sich, als sie ihn allein herauskommen sahen, und mutmaßten, dass es keine weitere Gelegenheit für einen Schnappschuss geben würde. Aber sie werden wieder anrücken, dachte sich Josh, als er ins Taxi stieg. Sie werden wieder anrücken, darauf können wir wetten. Dieses verdammte Pack.
13
Nach seinem Wutanfall im Four Seasons suchte Ted Carpenter die Herrentoilette auf. Als er aufgesprungen und auf Zan losgegangen war, hatte er sich den Rotwein, den er in der Hand gehalten hatte, über das Hemd und die Krawatte geschüttet. Mit einem Handtuch betupfte er vergeblich die Flecken und betrachtete sich im Spiegel.
Ich sehe aus, als stünde ich kurz vor dem Verbluten, dachte er und vergaß darüber sogar kurz die schockierende Neuigkeit der aufgetauchten Fotos.
In seiner Jacketttasche spürte er das Vibrieren seines Handys.
Es konnte nur Melissa sein.
Er wartete, bis er sicher war, dass sie ihre Nachricht aufgesprochen hatte, bevor er die Mailbox abhörte. »Ich weiß, du kannst jetzt nicht reden, aber komm um halb zehn ins Lola’s.« Von ihrer sonst so betörenden Stimme war nichts zu hören. Es klang wie ein Befehl. »Nur wir zwei. Gegen halb zwölf brechen wir dann in den Club auf«, fuhr Melissa fort, bevor sich etwas Gereiztes in ihre Stimme schlich. »Gib deiner Ex ja keinen Gutenachtkuss!«
Ich kann mich doch in der Öffentlichkeit nicht auf einer Party blicken lassen, wenn gerade publik wurde, dass meine Ex-Frau mein Kind entführt und wahrscheinlich versteckt hat, dachte er entsetzt. Melissa muss das doch verstehen!
Die Fotos.
Wahrscheinlich hatte sie davon noch gar nichts mitbekommen.
Warum mache ich mir überhaupt um Melissa Sorgen?, ging ihm durch den Kopf. Die einzige Frage, die mich interessieren sollte, lautet doch: Sind diese Fotos gefälscht? Ich weiß, wie Fotos manipuliert werden können. Wie oft haben wir unbedeutende Personen aus unseren Publicity-Aufnahmen herausretuschiert. Wenn man sie herausnehmen kann, kann man sie auch hineinsetzen. Es ist gängige Praxis, die Gesichter von Stars auf wohlgeformtere Körper zu setzen. Wie viel hat dieser Tourist überhaupt bekommen, als er sie an dieses Schmierenblatt verhökert hat?
Ein Mann, der in die Toilette kam, sah ihn verständnisvoll an. Ted, der sich auf kein Gespräch einlassen wollte, verschwand schnell. Wenn sich herausstellt, dass diese Fotos Fälschungen sind, wie stehe ich dann nach meinem Auftritt mit Zan in den Augen der Öffentlichkeit da?, dachte er entsetzt. Wenn es ums Krisenmanagement geht, gelte ich doch als Meister der Public Relations.
Er musste mit Melissa reden. Er würde sich mit ihr treffen. Er hatte noch genügend Zeit, um nach Hause zu fahren, sich umzuziehen und dann zum Lola’s zu eilen. Sollten draußen Journalisten warten, würde er ihnen mitteilen, dass er Matthews Mutter wegen seiner vorschnellen Reaktion um Verzeihung bat.
Er wappnete sich und trat aus der Lobby, vor der wie vermutet Kamerateams auf ihn warteten. Ein Mikrofon wurde ihm vors Gesicht gehalten. »Bitte«, sagte er, »ich bin gern zu einer Aussage bereit, aber dazu müssen Sie mir schon etwas Platz lassen.«
Als die auf ihn einprasselnden Fragen allmählich verstummten, griff er sich das Mikro eines Reporters und sprach mit fester Stimme: »Als Erstes möchte ich mich bei Matthews Mutter, meiner früheren Frau Alexandra Moreland, für mein ungebührliches Verhalten an diesem Abend
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