Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
er als Nächstes tun sollte.
Er vermisste Liz.
Erst jetzt, da sie nicht mehr da war, merkte er, wie sehr er sich an sie gewöhnt hatte. Er vermisste es, mit ihr zu reden, sie zu sehen, und er vermisste es, wie sie ihn anlächelte. Er vermisste sie in seinem Bett, aber das war das geringste seiner Probleme. Zwar würde er sie bis zu seinem Lebensende begehren, aber er sehnte sich nach viel mehr, als nur mit ihr zu schlafen. Er sehnte sich nach Gesprächen, danach, ihr Lachen zu hören und sie gemeinsam mit Tyler, Melissa und Abby zu erleben.
Er wollte, dass sie ein Teil seines Lebens wurde. Er wollte, dass sie eine Familie waren.
Ethan war nicht der Einzige, der Liz vermisste. Tyler, der anfangs noch sauer auf sie gewesen war, hatte in letzter Zeit ständig von ihr geredet. Heute hatte er regelmäßig die Stunden gezählt, bis er sie wiedersehen würde. Sie beide hatten in den letzten Tagen ihre Lektion gelernt. Und genau darum war es vermutlich auch gegangen.
Tyler hatte gelernt, etwas mehr Respekt vor seiner Mutter zu haben, und Ethan hatte erkannt, wie unendlich viel ihm Liz bedeutete. Als ihm nun bewusst wurde, dass er sie liebte, schloss er unwillkürlich einen Moment lang die Augen.
Doch statt diesen wunderbaren, einzigartigen Moment in seinem Leben auszukosten, hatte er plötzlich das Bedürfnis, mit der Faust gegen die Wand zu schlagen. Er liebte Liz. Er liebte sie. Doch statt ihr ewige Liebe zu versprechen, hatte er eine Vernunftehe als praktische Lösung aller Probleme vorgeschlagen.
„Mist.”
Er drehte sich auf die Seite und vergrub sein Gesicht im Kissen. Wie unsäglich dumm war er gewesen ...
Eine Weile blieb er so liegen und machte sich Selbstvorwürfe. Dann setzte er sich auf. Na gut. Er hatte es vermasselt. Also musste er es wieder hinkriegen. Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben. Liz war eine großartige Frau, und er würde für sie kämpfen. Er würde herausfinden, wie er der Mann werden konnte, den sie verdiente. Sie hatte ihn einmal geliebt. Vielleicht konnte sie ihn wieder lieben. Es war noch nicht alles verloren.
Er konnte nachvollziehen, dass sie vieles an Fool’s Gold störte. Die Vorstellung, alles hinter sich zu lassen, gefiel ihm zwar nicht – aber vielleicht musste es ja auch gar nicht sein. Er konnte seine Firma von San Francisco aus leiten. Ein paarmal in der Woche nach Fool’s Gold fahren. Vielleicht könnten sie hier einen zweiten Wohnsitz haben und die Sommer im Städtchen verbringen. Das wäre ein guter Kompromiss. Liz würde es ihm nicht unnötig schwer machen. Sie würde ihm auf halbem Weg entgegenkommen.
Falls sie bereit war, ihm eine zweite Chance zu geben.
Sie muss es tun, sagte er sich. Er würde sie überzeugen. Irgendwie würde er ihr zeigen, dass sie einfach zusammengehörten.
Er stand auf und ging energischen Schritts zur Haustür. Auf halbem Weg blieb er stehen. Mitten in der Nacht bei Liz zu Hause aufzutauchen war wahrscheinlich keine gute Idee. Außerdem konnte er Tyler nicht allein lassen. Ethan würde also warten. Er könnte sich eine Strategie zurechtlegen. Diesmal würde er es hinkriegen.
Liz starrte nervös auf die Uhr. Ethan sollte Tyler am Sonntagabend nach Hause bringen. Es war erst kurz nach elf. Wenn die Zeit weiterhin so langsam verging, würde sie innerhalb der nächsten Stunde einen Herzinfarkt bekommen. Sie musste sich irgendwie beschäftigen.
Melissa und Abby verbrachten den Vormittag bei ihren Freundinnen, um Liz’ Entscheidung, in Fool’s Gold zu bleiben, zu feiern. Beide Mädchen waren außer sich vor Freude. Die Mädchen so glücklich zu sehen bestätigte Liz, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Tyler würde sich ebenfalls darüber freuen, dass er künftig mehr Zeit mit seinem Dad und dessen Familie verbringen konnte.
Liz hätte gestern Abend noch gern Denise angerufen und ihr die Neuigkeit erzählt. Doch dann hatte sie beschlossen, dass Ethan und Tyler es als Erste erfahren sollten. Sie hatte also eine schlaflose Nacht hinter sich und war den ganzen Morgen unruhig gewesen. An Schreiben war gar nicht zu denken. Es war unmöglich, sich zu konzentrieren.
Bei dem Gedanken, das Haus zu putzen, schauderte es sie. Also schnappte sie sich einen großen Strohhut und Gartenwerkzeug von der hinteren Veranda und ging ins Freie. Dann sah sie sich um und überlegte, wie sie den Garten ein wenig auf Vordermann bringen konnte. Sie hatte sich kaum hingekniet und zu jäten begonnen, als sie jemand rufen hörte.
„Mom?
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