Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
Mom? Wo bist du?”
Liz, die immer noch im Gras kniete, richtete sich auf. Ihr Herz klopfte wie verrückt, als ihr Sohn durch die Hintertür stürmte und auf sie zugelaufen kam.
„Mom!”
Er warf sich in ihre Arme und drückte sie so fest an sich, dass sie kaum Luft bekam. Sie hielt ihn fest und musste sich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Als sie seinen vertrauten Körper spürte, der sich an sie schmiegte, ließ die Angst, ihn für immer verloren zu haben, langsam nach.
„Hey, du”, flüsterte sie, als er sie losließ. Dann zog sie ihre Gartenhandschuhe aus und steckte sie in die Hosentasche.
Er sah ihr in die Augen. Dann umarmte er sie wieder. „Ich habe dich richtig vermisst.”
„Ich dich auch.”
Er drehte sich zu seinem Vater um. Dann sah er Liz wieder an. „Vielleicht könnte ich ja doch hier leben, weißt du. Zumindest zwischendurch. Also öfter.”
„Ich glaube, das ließe sich einrichten. Dein Dad und ich werden das schon hinkriegen.”
„Wirklich?” Seine dunklen Augen – Ethans Augen -leuchteten.
Sie stand auf und wuschelte ihm durchs Haar. „Wir werden das unter uns Erwachsenen regeln. Übrigens, Melissa und Abby werden bald zurück sein, dann wollen wir ins Schwimmbad. Willst du dich umziehen und mitkommen?”
„Klar.”
Er stürmte Richtung Haus. Plötzlich blieb er stehen und sah seinen Dad an. Er lief zurück, umarmte Ethan und lief wieder los.
Sie wandte sich Ethan zu. „Wie ist es gelaufen?”
Er steckte die Hände in die Hosentaschen. „Verdammt, ich habe dich vermisst, Liz.”
Sie dachte an das letzte Gespräch mit ihm. Dachte daran, wie sehr er sie mit seinen gedankenlosen Worten verletzt hatte. Im Grunde kann man ihm keinen Vorwurf machen, sagte sie sich. Warum hätte er ihr mehr anbieten sollen als eine Vernunftehe? Sie hatte sich nie durchgerungen, ihm zu sagen, was sie für ihn empfand – und sie würde es jetzt auch nicht mehr tun. Nicht, wenn sie hier in der Stadt blieb.
„Seid ihr zwei gut miteinander ausgekommen?”, erkundigte sie sich.
Er zuckte die Achseln. „Großartig. Er ist ein braves Kind. Aber man hat viel mehr Arbeit, als ich dachte. Hier und da ein paar Stunden etwas mit ihm zu unternehmen ist leichter, als sich rund um die Uhr um ihn zu kümmern.”
„Ich weiß.”
„Ich glaube, ich bin nicht annährend so aufregend, wie er es sich vorgestellt hat. Der Alltag hat uns beiden einige Erkenntnisse gebracht.”
„Das war der Sinn der Sache.”
Er kam näher. „Liz, ich wollte ihn dir nie wegnehmen. Okay, vielleicht am Anfang, aber jetzt nicht mehr. Ihr seid mir beide wichtig. Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden.”
Sie hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. Es war seltsam, ihm so nahe zu sein und ihn reden zu hören. Vielleicht deshalb, weil sie seinen Heiratsantrag so entsetzlich gefunden hatte und gleichzeitig nicht anders konnte, als sich insgeheim vorzustellen, wie schön alles sein könnte, wenn er sie lieben würde.
„Wir müssen darüber reden”, fuhr er fort, ohne ihre Geste zu beachten. „Nächste Woche treffen wir uns mit der Richterin.”
„Das dürfte kein Problem sein”, sagte sie. „Ich bleibe in Fool’s Gold.”
Er starrte sie entgeistert an. „Aber was ist mit deinem Leben in San Francisco?”
„Ich verkaufe das Haus und ziehe hierher. Im Grunde ist es keine große Sache. Tyler will hierbleiben, und die Mädchen wollen es auch. Wenn ich in Fool’s Gold wohne, können du und ich uns das Sorgerecht teilen. Da ich ohnehin nicht in diesem Haus bleibe, kann ich mir genauso gut etwas in deiner Nähe kaufen. Tyler kann abwechselnd eine Woche bei dir und eine bei mir wohnen. Dann seid ihr zwei glücklich, und die Richterin sollte damit ebenfalls zufrieden sein.”
Liz hatte bereits mit Peggy geredet, die Interesse hatte, ebenfalls in eine typisch amerikanische Kleinstadt zu ziehen. „Ich sollte nicht länger als eine Woche brauchen, um in San Francisco alles zu organisieren. Wenn du Tyler nimmst, frage ich Denise und Montana, ob sie sich abwechselnd um die Mädchen kümmern, während ich inzwischen alles regle. Ich bin sicher, ich bin zurück, bevor die Schule wieder anfängt.”
„Und was hast du von diesem Deal?”, wollte er unbedingt wissen.
„Ich kann meine Familie glücklich machen. Es gibt einiges in Fool’s Gold, was mir nicht gefällt, aber das Positive überwiegt das Negative bei Weitem. Und irgendwann werden die Leute mir nicht mehr unter die Nase reiben, was sie von meiner
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