Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
gut vorstellen, wie es dir gerade geht, Liebes. Halt durch.”
„Das werde ich”, versprach Liz. Schließlich blieb ihr gar nichts anderes übrig.
19. KAPITEL
W as machen wir heute Abend?” Tyler schnitt sich gerade ein Stück von seinem Steak ab. „Wir könnten uns einen Film angucken.”
Ethan dachte an seine DVD-Sammlung mit Actionfilmen, von denen die meisten erst ab siebzehn Jahren freigegeben und somit nicht unbedingt das Richtige für Tyler waren. „Wir laden uns einen Film über Pay-per-View.”
„Cool! Mom lässt mich nur am Wochenende fernsehen.”
Das hörte Ethan zum ersten Mal. „Warum?”
„Keine Ahnung. Sie will, dass ich lese und andere Sachen mache. Draußen spielen und so. Ich wünschte, ich hätte meine Xbox dabei.”
Ethan hatte den Verdacht, dass Liz ihrem Sohn die Xbox aus einem ganz bestimmten Grund nicht mitgegeben hatte. Sie wollte, dass er so viel Zeit wie möglich mit Tyler verbrachte.
„Wie ist dein Steak?”, erkundigte sich Ethan.
„Gut.” Tyler sah ihn kurz an. „Kochst du morgen Abend mal was anderes?”
Es war das zweite Mal in vier Tagen, dass Ethan Steaks grillte. Die anderen zwei Abende waren sie in einem Restaurant gewesen.
Normalerweise holte sich Ethan auf dem Heimweg vom Büro unterwegs etwas zu essen. Gelegentlich brachte ihm auch seine Mutter etwas vorbei, das er nur in der Mikrowelle heißmachen musste. Seit Tyler bei ihm wohnte, hatten sich allerdings weder seine Mutter noch seine Schwestern bei ihm blicken lassen. Er hatte ihnen allen Nachrichten auf der Handy-Mailbox hinterlassen, und sie hatten ihn zurückgerufen. Allerdings immer dann, wenn er gerade nicht im Büro oder zu Hause erreichbar war. Er hatte den Verdacht, dass sie es mit Absicht machten.
Der Catering-Service, bei dem er sich normalerweise etwas bestellte, wenn er Gäste hatte, war in dieser Woche im Hotel beschäftigt. Irgendeine große Firma verbrachte dort ihren Betriebsausflug.
Seine Kochkünste waren – wenn überhaupt – als äußerst begrenzt zu bezeichnen, aber es musste doch irgendetwas geben, was er für Tyler kochen konnte.
„Was hättest du denn gern?”, fragte er.
„Lasagne.”
Nudeln, Fleisch und Soße. Konnte ja nicht so schwer sein.
„Kein Problem. Ich gehe morgen schnell einkaufen und dann essen wir abends Lasagne.”
„Wir haben auch keine Milch mehr. Und könntest du andere Frühstücksflocken besorgen?”
„Wir machen nach dem Essen eine Liste.”
„Okay.” Tyler steckte sich noch ein Stück Steak in den Mund und kaute. „Ich habe keine sauberen Klamotten mehr.”
„Was?”
„Socken und Shorts habe ich noch. Aber keine T-Shirts oder Unterwäsche mehr. Und ich soll bis morgen fürs Camp ein Plakat machen.”
Ethan starrte ihn an. „Was für ein Plakat?”
„Eine Art Filmplakat. Du hast doch Karton zu Hause, oder?”
„Eigentlich nicht.” Er runzelte die Stirn. Wer hätte gedacht, dass es in einem Sommercamp Hausaufgaben gab? „Wenn du ein Plakat machen musst, können wir uns keinen Film ansehen.”
„Aber du hast es doch versprochen.”
„Da wusste ich aber noch nichts von diesem Poster. Die Schule geht vor.”
„Aber es ist keine Schule. Es ist ein Camp.”
Ethan spürte die ersten Anzeichen von Kopfschmerzen. Er war müde. Nicht, weil er nicht gut schlief, sondern weil er derzeit morgens früher raus musste als sonst. Tyler war nur schwer aus dem Bett zu kriegen und bewegte sich dann so langsam wie eine erschöpfte Schnecke. Da Ethan jetzt öfter einkaufen gehen musste, blieb ihm keine Zeit mehr fürs Fitnessstudio. Und statt einen ruhigen Abend vor dem Fernseher zu verbringen, würden sie jetzt in den Laden für Bürobedarf gehen müssen, um Karton und Filzstifte zu kaufen und dann das Plakat zu basteln.
„Seit wann weißt du denn, dass ihr morgen ein Plakat mitbringen müsst?”
„Seit Montag.”
„Und warum hast du mir das nicht schon vorher gesagt?”
„Mom fragt immer.”
Natürlich fragte sie ihn.
„Gibt’s Nachtisch?” Tyler sah ihn erwartungsvoll an.
Ethan unterdrückte ein Stöhnen. „Wir können uns auf dem Rückweg vom Laden etwas holen.”
„Wir könnten Kekse backen.”
„Morgen vielleicht.”
„Am Wochenende gehen wir Radfahren, stimmt’s? Mit Josh?”
Ethan nickte.
„Was machen wir sonst noch?”
In diesem Moment wurde Ethan bewusst, dass er mit seinem Sohn bisher immer nur vier oder fünf Stunden am Stück zusammen gewesen war. Zeitspannen, die leicht mit Unternehmungen zu füllen
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