Ich, Gina Wild
stelle mir vor, so war das bei den Schauspielerinnen, die ich früher als kleines Mädchen so bewundert habe.
Nun bin ich an einem neuen Wendepunkt in meinem Leben angekommen. Es wird sich zeigen, ob ich den Sprung vom Pornostar zur Schauspielerin schaffe. Ich weiß, dass ich das Zeug dazu habe, denn es wäre nicht das erste Mal, dass ich mich aus eigenen Kräften an ein Ziel durchkämpfe, das fast unerreichbar zu sein scheint.
2 . Scharf auf Experimente
Mein erstes Gehalt verdiente ich mit 18. Die Realschule hatte ich bereits mit 17 abgeschlossen. Doch da man wegen der gesetzlichen Vorschriften den Beruf der Kinderkrankenschwester erst ab der Volljährigkeit ausüben kann, habe ich nach dem Schulende noch ein Praktikumsjahr drangehängt, das ich auf der Erwachsenenstation von Stolberg verbrachte.
Eigentlich wollte ich Säuglingsschwester werden und nur mit den ganz kleinen Babys arbeiten, weil ich die so niedlich finde. Doch eine spezielle Ausbildung dafür gab es nicht. Es gab nur die Möglichkeit, eine komplette dreijährige Ausbildung zur Kinderkrankenschwester zu machen, die eine Säuglingspflegeausbildung beinhaltet. Die habe ich gemacht.
Natürlich kann man sich jetzt fragen, warum ich selber noch kein Kind habe. Der Grund: Es passte bisher nicht in meinen Plan. Denn wenn ich ein Kind habe, möchte ich hundertprozentig dafür da sein. Und dazu bin ich zur Zeit einfach nicht in der Lage. Ich halte nichts davon, ein Kind bei den Großeltern aufwachsen zu lassen.
Ich habe noch während der Schule mit dem Gedanken gespielt, Kinderärztin zu werden. Doch diese Ausbildung war mir zu langwierig. Ich wollte zur Sache kommen und habe mich deshalb für den Pflegeberuf entschieden.
Auf der Erwachsenenstation habe ich festgestellt, dass mich die Arbeit mit den Kranken wenig befriedigt. Ich wollte zu den Kindern. Einem Kind die Windeln zu wechseln, es zu umsorgen, seine Bedürfnisse zu interpretieren, fand ich reizvoller. Das Waschen, Zurechtmachen, Eincremen habe ich in vollen Zügen genossen. Ich hatte das Gefühl, von ihnen viel dringender gebraucht zu werden, als von den Erwachsenen.
Vielleicht aus diesem Gebrauchtseinwollen hat es mich zunehmend auf die Neurologiestation mit den extremen Fällen gezogen. Denn auch die normale Station mit Durchfall, Masern, Windpocken, also den üblichen Kinderkrankheiten, hat mich im Lauf der Zeit zunehmend gelangweilt. Wenn es dann vorkam, dass ein behindertes Kind auf meiner Station abgegeben wurde, um kurzfristig die Eltern zu entlasten, galt diesem einen Kind meine ganze Fürsorge.
Nach Beendigung des Praktikums blieb ich im Krankenhaus von Stolberg, wo ich bis Ende 1991 auf den Kinderstationen meinen Dienst tat. Der Anteil an körperlich oder geistig Schwerstbehinderten betrug dort etwa zehn Prozent.
Ich kann verstehen, warum dieser Beruf so wenig beliebt ist. Wegen der schlechten Bezahlung und der Arbeit in drei Schichten. Eine Schicht dauert siebeneinhalb Stunden. Die Frühschicht beginnt um sechs und geht bis zehn nach zwei. Nachtdienste dauern von 20 Uhr bis zehn Uhr morgens. Das schlaucht. Besonders, wenn man eine Fünftagewoche hat. Die Tätigkeit umfasst grob gesagt Körperpflege, Therapien und Füttern. Und über allem steht natürlich die seelische Betreuung. Das, was dir keine Ausbildung der Welt vermitteln kann. Knochenbrüche, die üblichen Kinderkrankheiten und sehr viele Magen- und Darmerkrankungen waren zu behandeln.
Die Schwerbehinderten hatten meist Ertrinkungsunfälle erlitten. Durch den Sauerstoffmangel unter Wasser hatten sie bleibende Hirnschäden davongetragen. Bei so einem Unglück zählt jede Sekunde.
Es gab auch Kinder mit Diabetes, Lungenentzündung, Hirnhautentzündung mit und ohne Folgeschäden. Eine ganz schöne Bandbreite von Unheil war das.
Oft hatte ich mit den Eltern zu tun. Mit denen muss man sehr behutsam umgehen. Eigentlich gehört es zur Behandlung dazu, die ganze Familie seelisch zu betreuen.
Für den Job der Pornodarstellerin war es sehr nützlich, all diese Erfahrung gesammelt zu haben. Auch für den Umgang mit Fans und der Presse. Dass ich nicht unbeholfen dastand wie eine Zwanzigjährige, als der Medienrummel losging, habe ich dieser extremen Praxis zu verdanken.
Ich bin eine sehr ruhige Person. Um mich herum kann die Welt untergehen, und ich bleibe gelassen. Wenn ich mit meinem Mann unterwegs bin und um uns herum quäken und toben die Kinder, kann ich direkt zusehen, wie sein Hals immer dicker wird. Mir macht das gar
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