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Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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also hör bitte auf damit«, tadelt sie mich höflich.
    » Aber Lynn, er arbeitet doch nur an seinem Klangvolumen und er macht das ganz großartig!«, kommt Mom mir zu Hilfe.
    Nein, bitte nicht helfen, Mom.
    » Nun, Mutter, ich will damit nur sagen: Das ist störend. Und er sollte sich dessen bewusst sein, wenn er andere stört. Ich versuche ihm nur zu helfen, so wie ich jedem Menschen helfe«, erklärt sie.
    » Ist schon komisch«, sage ich zu Nick, » weil manchmal, da vergess ich schon ganz, ob es Mutter Teresa war oder Lynn, die all diese guten Taten vollbracht hat.«
    Brock lacht, nimmt eine Gabel von dem Auflauf und erkundigt sich: » Hey, was meinen Sie mit › Klangvolumen ‹ ?«
    Oh Mann. Das wird Brock ganz und gar nicht gefallen.
    Lynn steht mir erneut mit Rat und Tat zur Seite, indem sie brüllt: » Nick, sprich bitte nicht mit vollem Mund!«
    Die gute alte Lynn. Sie hilft mir. Sie hilft Brock. Zwei Fliegen mit einer verdammt frechen Klappe.
    » Nick«, sagt meine Mom, » von › Klangvolumen ‹ spricht man, wenn Menschen beim Theater sich so laut und klar artikulieren, dass selbst die Zuhörer in den hintersten Reihen noch ganz genau verstehen können, was er sagt.«
    Mutter, halt die Klappe!
    » Warum willst du denn daran arbeiten, Mann?«, will er von mir wissen.
    » Ähm…«, erwidere ich.
    » Nun, Carter will zwar nicht, dass es irgendjemand erfährt, aber er spielt die Hauptrolle in der Theateraufführung dieses Frühjahr!«, sprudelt es aus Mom hervor.
    Maaammmiiii, neeeein!
    » Echt?«, meint Brock. » Lynn, warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    » Weil es fürchterlich peinlich ist, deshalb! Wir reden in der Öffentlichkeit nicht von seinem Theaterproblem«, erklärt sie.
    » Also, ich find’s total cool. Das Frühjahrstheater ist immer eine ganz große Sache. Weißt du, ich hab mich in meinem zweiten Jahr für die Wintervorstellung beworben, aber die wollten mich nicht. Herzlichen Glückwunsch«, sagt Nick voller Ernst.
    » Du wurdest bei etwas nicht genommen, Brock?«, frage ich ungläubig.
    » Klar, ich war damals beim Theaterunterricht und alles, aber beim Vorsprechen bin ich stecken geblieben«, erzählt Nick weiter. » Das Stück hieß Das Tagebuch der Anne Frank. Ich wollte unbedingt diesen Peter von irgendwas spielen.«
    Mein Dad verschluckt sich an seinem Wasser. » Anne Frank? Die Anne Frank? Entschuldige Nick, aber du bist ungefähr einen Meter neunzig groß! Ich finde es wahnsinnig schwer, mir dich als kleinen jüdischen Jungen vorzustellen…«
    » William, bitte!«, fährt Mom ihn an. » Ich denke, Nick hätte diese Rolle sehr gut gespielt.«
    Brock wird ganz still und denkt darüber nach, was hätte sein können. Ich wette, er hätte einen spitzenmäßigen Peter abgegeben, den kleinen jüdischen Jungen. Das hätte dem Ganzen noch mal ein besonderes Flair verliehen, wenn da ein muskelbepackter Linebacker auf dem Dachboden gesessen wäre und der Familie das ganze Essen weggefressen hätte. Ich sollte eigentlich ein schlechtes Gewissen haben, dass ich so fühle, aber ich bin irgendwie froh zu hören, dass Nick Brock auch mal was vermasselt hat. Dass er bei etwas nicht mitmachen durfte und dass meine Schwester auch ihn anbrüllt. Seine Niederlage gibt mir Kraft.
    » Also, ich kann’s kaum erwarten, die Vorstellung zu sehen«, meint Nick.
    Ach? Nick will sich also die Show ansehen. » Cool«, sage ich zögernd.
    Das ist überhaupt nicht cool! Mir macht es nichts aus, mit den Theateridioten gemeinsam zu singen und zu tanzen, aber ich hab noch keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, dass da auch andere Leute zusehen werden. Gott, wenn Nick Brock kommt, dann kommt meine Schwester wahrscheinlich auch. Himmel, das gefällt mir aber überhaupt nicht! Und was ist, wenn auch noch andere Leute auftauchen, die ich kenne? Was, wenn meine Jungs von den Hot Box Girls hören und sie sich unbedingt anschauen wollen? Ich befürchte, sie werden lange nicht so verständnisvoll reagieren wie Nick. Aber darüber darf ich mir jetzt gar keinen Kopf machen. Ich muss mich schonen und mich darauf konzentrieren, noch besser zu sein in der Show.

Tanzfieber
    Ich renn, mit der üblichen halsbrecherischen Geschwindigkeit und dem Rucksack auf dem Kopf, in den Theaterflügel, wo ich Jeremy lachend mit Abby auf den Stufen zum Theatersaal vorfinde. Er hat seine Arme um ihre Hüften geschlungen und sie hat ihm die Arme um den Nacken gelegt. Sie lacht sich kaputt und sieht ihm dabei tief in die Augen.

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