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Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Die erste Szene spiele ich gemeinsam mit Jeremy. Wir schließen eine Wette ab, dass ich es nicht schaffe, Abby dazu zu überreden, mit mir nach Cuba zu fahren. Ich soll dabei den Coolen spielen. Na gut, Sky mag ja cool wie ein Kühlschrank sein, aber Carter ist total am Ende! Mein Mund ist staubtrocken und plötzlich habe ich verlernt zu sprechen. Ich bring die paar Zeilen einfach nicht raus. Ich mach ja schon ganz langsam, aber trotzdem verhasple ich mich dauernd. Alle glotzen mich an, als wäre ich der letzte Idiot, auch Abby und Miss McDougle. Der Schweiß rinnt mir in Strömen übers Gesicht, als wir schließlich zu der Szene zwischen Abby und mir gelangen. Und endlich bin ich wieder in der Spur, die Sache läuft auf einmal wie geschmiert. Ich brauche noch nicht einmal ins Skript zu sehen; ich kann mich noch von gestern an alles erinnern. Wir meistern unsere Sache gut. Zack, Bang, Boom. Hin und her geht der Dialog. Das ist großartig. Die Leute lachen. Die Sache macht echt Spaß. Abby wirkt erst ziemlich ernst, doch ich bringe sie ein paar Mal zum Lächeln.
    Die Assistentin meint: » Lasst den Song aus und blättert vor zu Seite einundzwanzig, ganz oben…«
    Ich blättere vor zu Seite einundzwanzig und die ersten Worte dort sind: Sky küsst Sarah.
    Also rutsche ich rüber und geb ihr einen Schmatz. BAMM! Sie ist zu Tode erschrocken, und das komplette Ensemble hält die Luft an. So steht es doch im Skript, Mann! Wieder holen alle tief Luft, als sie mir eine runterhaut… und zwar so fest sie kann. Alle klatschen in die Hände, daher verneige ich mich leicht im Sitzen, was sie wiederum zum Lachen bringt. Plötzlich haben sie aufgehört, mich zu hassen. Wie cool ist das denn! Das also ist DAS THEATER?! Warum zum Teufel hab ich mich bloß so lange mit Football, Schwimmen und Baseball aufgehalten? Hier spielt die Musik! Ich mache mich an eine weitere Szene mit Jeremy, in der es um das Glücksspiel geht, und es läuft prima. Wir beide schäkern rum und er versetzt mir einen spielerischen Stoß in die Rippen, alle im Raum scheinen so richtig Spaß zu haben. Wie schön es doch ist bei den Theaterleuten! Ich würde am liebsten raus aufs Baseballfeld laufen und meine Jungs auslachen, wie sie da durch die Gegend sprinten und sich am Sack kratzen. Die ahnen ja gar nicht, was für eine erbärmliche Figur sie machen und wie viel Spaß es macht, beim Frühjahrsmusical mitspielen zu dürfen. Ich bin so verdammt stolz, dass mir schon die Gesichtsmuskeln wehtun vom vielen Grinsen. Ich war noch nie in meinem Leben so stolz auf irgendwas. Klar, meinen Jungs kann ich von alldem nichts erzählen, denn sonst würden sie mich bis an mein Lebensende damit aufziehen; doch insgeheim fühl ich mich absolut großartig.
    Dass meine Jungs irgendwas von dem Stück mitkriegen könnten, stresst mich fast genauso wie das Auswendiglernen von meinem Text, meiner Tanzschritte und meiner Songtexte. Meine Schwester hat allen strengstens untersagt, auch nur ein Wort über das Stück zu verlieren, aber trotzdem ist es schwierig, eine Sache wie diese geheim zu halten.
    Ich lauf gerade mit EJ und Bag den Flur runter, als die heiße Braut aus dem Blockbuster-Laden direkt an uns vorbeigeht und dabei schreit: » Es liegt noch ein weiter Weg vor dir, Sky!«
    Ich marschiere geradewegs an ihr vorbei, so als hätte ich überhaupt nichts gehört. Am liebsten würde ich grinsen. Am liebsten würde ich sagen: » Vielen Dank!« Am liebsten würde ich sagen: » Wir sollten mal was zusammen unternehmen«, doch ich stiere einfach bloß geradeaus, wie ein Reh, das in die Scheinwerfer eines Autos starrt, und ich gehe gebückt in Richtung Treppenhaus.
    » Was zum Teufel sollte das denn?«, will EJ wissen.
    » W-w-woher soll ich das wissen?«, sage ich. » Die Tussi geht doch ständig auf Leute los und brabbelt irgendeinen Mist. Zum Beispiel: › Ihr habt noch einen weiten Weg vor euch, ihr Wolken! ‹ oder › Wie geht’s denn dem Mond? ‹ Ich nehme an, sie nimmt Drogen. Äh, wir sehen uns später, Jungs, ich muss nachsitzen.«
    » Schon wieder?«, meint EJ.
    » Jep«, sage ich, ohne ihn dabei anzusehen.
    » Du bist echt aso, Carter!«, meint Bag lachend.
    Der hat ja keine Ahnung. Ich bin nicht nur aso, ich bin ein richtiger Gangster! Ein singender, tanzender, küssender Gangster. Der Auftragskiller der Theaterklasse. Und ich schmettere von morgens früh um drei bis sechs Uhr abends Hits. Ich schleudere die Jazz-Hände von mir und lege einen pas de bourrée nach dem

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