Ich glaub, ich lieb euch alle
dass er etwas gefangen hat, doch Marias Dad ist stinksauer und brüllt ihnen hinterher, dass sie verschwinden sollen. Mann, mit denen würde ich mich nicht anlegen. Ich würde sie ohne einen Mucks mein Haus bis auf die Grundmauern niederbrennen lassen. Marias Dad sieht nun auch ziemlich eingeschüchtert aus, denn Nick Brock ist ein echtes Tier, das Skelett ist riesengroß, und Scary Terry Moss ist ein Psycho. Man kann ihm das an den Augen ansehen! Letztes Jahr kam er zu uns nach Hause, um bei meiner Schwester abzuhängen, und er hat sich mir gegenüber richtig scheiße benommen. In der Grade School hat er EJ umgeschubst, und soeben hat er mit dem Fuß Marias Briefkasten umgekickt, als sie zur Vordertür raus sind. Das bestätigt das Gerücht, dass er Karate kann. Dieser Kerl ist eine Gefahr für die Öffentlichkeit! Und dann schnappt er sich auch noch mein Fahrrad und fährt darauf herum.
» HEY! Nein, nicht, NEIN, Scary Terry! Das ist mein Fahrrad!«, brüllt es im Inneren meines Kopfes. Nach außen hin allerdings bin ich sprachlos, als Brock auch noch aufsteigt und sie zusammen wegfahren. Er wiegt bestimmt zweihundertfünfzig Pfund, so ein Gewicht hält die Achse nicht aus, Mann! Niemand sonst scheint sich darüber aufzuregen. Vermutlich können sie die Hilferufe in meinem Kopf nicht hören. Ich marschiere raus auf die Straße, als könnte ich gegen all das irgendwas ausrichten, doch mir bleibt nichts anderes übrig, als hilflos zuzusehen, wie Brock und Terry auf meinem Redline 500a in den Sonnenuntergang hineinfahren. Ich drehe mich zu EJ um, doch der zuckt nur mit den Schultern, als wolle er mir sagen: » Wir können nichts mehr tun, Kumpel, vergiss es einfach.«
Das ist mir auch vollkommen klar. Ich ärgere mich bloß so über mich selbst, weil ich mit meinem blöden Fahrrad auf eine Highschool-Party radeln musste. Ich hab es noch nicht einmal abgeschlossen oder es versteckt oder so. Ich hab Abbys Bauchnabel gesehen und hab mein Fahrrad einfach mitten auf dem Hof liegen lassen, damit ein betrunkener Senior es nehmen kann, um damit auf und davon zu radeln.
Ich trete auf den Bürgersteig und bekomme gerade noch mit, dass die Seniors sich lachend in einen alten Pick-up drängen. Das Skelett wirft mein Fahrrad achtlos hinten drauf und sie düsen los. Ich sollte die Polizei informieren, doch dann würde Scary Terry mich im Schlaf ermorden. Ich spüre, wie die Trauer über meinen Verlust in mir aufwallt, und ich heule los. Meine erste Highschool-Party, und ich steh heulend auf der Straße. Verdammte Scheiße. Ich mache einen Spaziergang um den Block, bis die Tränen versiegt sind und damit mich keiner sieht. Die Zeiten des Fahrradfahrens sind für mich sowieso passé. Fahrräder sind was für Kinder und ich bin ja kein Kind mehr. Es ist an der Zeit, dass ich erwachsen werde und mit dem Pedaletreten aufhöre. Am liebsten würde ich gleich heimgehen, nur damit ich nicht mit knallroten Augen, geschwollener Fresse und ohne Fahrrad auf die Party zurück muss. Doch obwohl mein Stolz ziemlich ausgeprägt ist, siegen die Hormone. Ich hab das mit Abby so toll hingekriegt, und wenn ich nicht zurückkomme, macht Andre sich wieder an sie ran. Und außerdem: Wenn ich ihr heute keinen Gutenachtkuss gebe, denkt sie, ich steh nicht auf sie. Und das will ich auf jeden Fall verhindern.
Ich öffne die Haustür und sehe, wie sie mit einem Mädchen aus dem Drill Team namens Kathy auf der Couch sitzt. Alle im Raum blicken mich an. Ich seh meine Jungs auf der Treppe und geh auf sie zu, doch dann mach ich plötzlich einen Linksschlenker und geh stattdessen zu Abby. Sie springt auf, als sie sieht, dass ich zu ihr abgebogen bin. Scheinbar hatte Kathy nichts Interessantes zu erzählen.
EJ schleudert mir einen Blick entgegen, der sagt: » Das ist ganz schön lässig, Kumpel.«
Abby umarmt mich und fragt: » Bist du okay?«
» Ja, keine große Sache«, lüge ich.
» Das war wohl dein Rad, oder?«, fragt sie, ihr Gesicht ganz nah an meinem.
» Das war mein geliebtes Redline fünf…Ja, klar, mein Fahrrad, aber das war eh schon uralt«, sage ich, und die Tränen kommen mir wieder hoch. Nein, nein, bloß nicht weinen! Küssen ist jetzt angesagt.
» Ach, Carter, es tut mir so leid«, sagt sie und umarmt mich noch einmal.
» Ich muss jetzt gehen, Abby«, erkläre ich.
» Okay, ich begleite dich nach draußen«, meint sie.
Das war so nicht geplant, aber ich denke, es läuft ziemlich gut für mich. Ich nehme ihre Hand und wir machen uns auf
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