Ich glaub, ich lieb euch alle
ruhiger Stimme: » Terry? Terry, beruhige dich! Du hast viel zu hart an dir gearbeitet, um nun für so eine lächerliche Sache alles hinzuwerfen. Gib auf, Terry! Und zwar SOFORT!«
Ja, Terry, gib auf, bitte! Behalt das Fahrrad. Vergiss, was ich gesagt habe oder dass ich es gewagt habe, TERRY anzufassen. Doch er springt noch immer rum und brüllt und schlägt sich selbst.
» Dieser Typ hat mich einfach so unglaublich sauer gemacht, Kumpel!«, schreit Terry dem Lehrer entgegen.
» Was auch immer das Problem ist, du bist derjenige, der dafür zahlen muss«, antwortet der.
Ha, ich glaub, mein Dad ist derjenige, der die Arztrechnungen zahlen und mir ein neues Fahrrad kaufen muss, aber irgendwo hat der Lehrer schon recht, denn Terry prügelt sich selbst wie einen Hund.
» Er versucht, mich vor meiner Exfreundin Lynn lächerlich zu machen, weil er ihr erzählt hat, dass ich ein Fahrrad geklaut hab!«, schreit Terry. » Ich hab noch nie ein Fahrrad geklaut!«
» Logo hast du das! Du hast mein Fahrrad geklaut, du Arschloch!«, schreie ich aus vollem Hals. Himmel, ich bin ja wie eine Aufziehpuppe: Man muss bei mir nur an der Schnur ziehen, und schon sage ich: » Du hast mein Fahrrad geklaut, du Arschloch!«
» Halt die Klappe, junger Mann!«, schnauzt mich der Lehrer für Verhaltensgestörte an.
Jetzt aber mal langsam. Ich leide zwar vielleicht nicht gerade an Verhaltensstörungen, aber das Verhalten von diesem durchgeknallten Typen, der mein Fahrrad klaut und mich Fettsack nennt, stört mich allemal. Also sag mir nicht, was ich tun oder lassen soll, du Glatzkopf! Jetzt werde ich richtig sauer, während Terry sich langsam beruhigt.
» Ich krieg dich, du Penner! Heut mach ich dich noch nicht platt, aber ich weiß, wo du wohnst, du Wichser! Und ich mach dich fertig!«, sagt er mit hervorquellenden Augen.
Das ist gar nicht gut. Ich schieb die Dinge meist vor mir her, aber ich hab keinen Bock, die ganze Zeit Angst haben zu müssen, wann und wo er mich plattmachen wird. Ich kann gar nicht glauben, was für einen Entschluss ich da gerade fasse. Der Rest der Schule sehnt sich ebenso sehr wie ich danach, dass wir diesen Typen endlich los sind, also ab geht’s…
» W-w-warum willst du damit warten?«, sage ich ganz ruhig und versetz ihm einen leichten Stubser. » Hast du etwa Schiss, Terry? Nennen sie dich e-e-etwa deshalb Scary Terry? W-w-weil du Schiss vor Freshmen hast? V-v-vielleicht mach ja ich dich p-p-platt, du Wichser!«
Da brüllt der Lehrer: » Terry Moss, wenn du diesen Schüler hier angreifst, kann ich nichts mehr für dich tun.«
Vielleicht hab ich sogar eine Sekunde lang Mitleid mit Terry, weil er nur Unsinn brabbelt und heult, doch EJ springt für mich ein und macht gerade im richtigen Moment ein Knutschgeräusch, und das gibt Terry den letzten Rest. Es funktioniert– ZACK!!!–, Terry schlägt EJ mit einem Bruce-Lee-ähnlichem Karateschlag die Fresse ein. Und bevor die Faust trifft, gehen bei EJ schon die Lichter aus.
» Du hast nichts davon gesagt, dass ich diesen Jungen hier nicht schlagen darf«, sagt Terry mit einem irren Lachen, als EJ zu Boden geht.
Der Lehrer stürzt sich auf Terry, doch leider zu spät. Irgendwann zwischen EJs Knutschgeräusch und seinem Sturz zu Boden hab ich mit meinem superdicken Naturwissenschaftsbuch ausgeholt. Ich schlag zu, so fest es geht. Terry verzieht das Gesicht, als ihm klar wird, was da passiert. Mit einem lauten, hohlen POP! trifft das Buch auf. Seine Augen rollen in den Kopf zurück, seine Knie knicken ein und er geht zu Boden. » Nieder mit Frazier! Nieder mit Frazier!« David hat Goliath mit einem Kieselstein besiegt; bei mir war es die einundzwanzigste Auflage vom Einführungskurs in die Naturwissenschaften! Er und EJ liegen auf dem Linoleum wie zwei Kindergartenkinder bei ihrem Mittagsschläfchen. Außer dass EJ Blut aus dem Mund läuft. (Hab ich schon erwähnt, dass er eine Zahnspange trägt?) Abbys Augen treten aus ihren Höhlen und ihr Mund steht weit offen. Niemand jubelt oder so. Alle glotzen Terry an, als wäre er ein Bär, dem man gerade ein Beruhigungsmittel verabreicht hat.
Ich sitze im Büro des Direktors und kann hören, wie EJ schreit, als die Krankenschwester seine Lippen von seiner Zahnspange trennt. Ich kann sehen, dass Terrys Gesicht angeschwollen ist und dass er hemmungslos heult, als die Bullen ihn in Handschellen an mir vorbei und aus der Schule rausführen. Ich fühle mich schlecht wegen EJ, der mit einer Eispackung am Mund an mir
Weitere Kostenlose Bücher