Ich glaub, ich lieb euch alle
Dosenbier versorgt, und ich nehm mir eins, nur um cool dazustehen, aber ich finde es voll eklig. Ich sage das nicht laut, aber das Bier schmeckt wie verbranntes Salzwasser, vermischt mit Pop-Rocks-Knisterbrause. Deshalb stürme ich schnell ins Badezimmer, um das Gesöff das Klo runterzuspülen. Die Tür ist zu und irgendjemand hat eine Socke am Türgriff befestigt, aber ich geh trotzdem rein. Der heiße Dampf schlägt mir ins Gesicht wie ein schweres Lehrbuch. Durch den Nebel kann ich eine bräunlich-rosa Gestalt mit dunklen und hellen Flecken erkennen. Wegen meiner Neugierde werde ich wie magisch angezogen. Oh mein Gott, ich glaube, es ist… Ist das möglich? PAM! Sie ist gerade aus der Dusche gestiegen und trägt nichts als ein Handtuch… auf ihrem Kopf! Oh GOTT, sie ist splitterfasernackt und tropfnass und steht genau vor mir. Meine Betriebssysteme versagen vollends, und ich lasse das Bier fallen, woraufhin der Schaum sich übers ganze Badezimmer verteilt. Bei dem Krach schaut sie hoch und sieht, wie ich sie anglotze, ganz und gar unfähig, mich zu bewegen, zu blinzeln oder zu atmen. Sie bewegt sich wie in Zeitlupe. Sie spitzt die Lippen, als wolle sie sagen: » Ich habe dich schon immer gewollt, Carter. Nimm mich, und zwar sofort!« Zumindest wird sie exakt diese Worte später in meinem Traum sagen. Im Augenblick aber kreischt sie nur und versucht, ihre Blöße zu bedecken.
» CARTER! Die Socke an der Tür! Raus hier«, brüllt sie.
Ich sehe, wie ihre vollen Lippen sich bewegen, aber von mir aus könnte sie Japanisch reden, ich würde so und so kein Wort verstehen. Ich zittere und lächle zugleich, weil es so gut riecht hier drinnen, und übrigens, hab ich schon erwähnt, dass Pam nackt ist?! Wir stehen fünf bis fünfzig Sekunden lang bewegungslos da, dann kommt sie auf mich zu. Das Wasser läuft ihr langsam die Brust runter, als sie mich an der Schulter packt und mich umdreht. Sie schiebt mich zur Tür raus, nicht grob oder so, aber doch entschlossen. Pam ist nackt und sie hat mich berührt! In dem Moment, als sie die Tür zumachen will, komme ich langsam wieder zu Bewusstsein, und ich brabble los: » Ich liebe dich.«
Hinter der verschlossenen Tür höre ich sie sagen: » Ja, Carter, ich weiß, ich liebe dich auch.«
Oh mein Gott, ich glaub, ich fall gleich in Ohnmacht, aber ich schaffe es, zur Haustür zu stolpern. Ich brauche sofort frische Luft! Erleichtert trete ich raus in die kühle Nachtluft und schlendere die Straßen von Merrian runter, um mich wieder in den Griff zu kriegen. Gerade eben habe ich einen Fingerzeig Gottes erhalten. Und obwohl ich jetzt sicher weiß, dass er bei ihrem blonden Haar nicht die Finger im Spiel hatte, so bin ich doch Zeuge geworden, dass er einen anbetungswürdigen Körper geschaffen hat. Ich werde nie wieder derselbe sein. Wie soll es für mich bloß weitergehen? Ich kann doch jetzt unmöglich noch was mit einem Freshman-Mädchen anfangen. Pam sollte Verantwortung zeigen und einen Mann aus mir machen.
Als ich endlich wieder zum Haus zurückkehre, springen alle im Hof vor dem Haus rum. Ich würde meinen Jungs nur zu gerne erzählen, was ich eben erlebt habe, aber sie sind alle viel zu betrunken, um dann noch Ruhe bewahren zu können, daher warte ich lieber noch ein bisschen. Alle zwängen sich in Hormones Honda, und obwohl ich keine Ahnung habe, wo es hingehen soll, quetsche ich mich ebenfalls rein. Neun Kerle in einem Auto, das eigentlich nur für zwei gemacht ist, und wir rasen die Straße runter. Ich glaube, wir fahren Jemma hinterher, aber sehen kann ich nichts. Ich kann noch nicht einmal atmen, aber jetzt durchzudrehen würde auch nichts bringen. Ich muss einfach in mich gehen und meditieren. Doch ich kann mich unmöglich konzentrieren, weil wir mit über hundert Sachen die Stunde dahinrasen und weil Bag mir seinen Ellbogen an die Kehle drückt. Ich muss einen Ort finden, an dem ich glücklich sein kann. Ich muss mich in Gedanken in den dampfigen Raum zurückversetzen. Zurück an den Ort, an dem ich mich sooo gut gefühlt habe und an dem Pam mich an der Schulter berührt und mir ins Ohr geflüstert hat und… Verdammt noch mal, ich bin hier in ein Auto eingepfercht, zusammen mit acht Jungs, und ich hab tatsächlich einen Steifen. Ich glaub, niemand hat das mitbekommen, und außerdem scheinen wir jetzt da zu sein, denn die Leute steigen mir über den Kopf, und mit einem Mal kriege ich wieder Luft. Als ich aus dem Auto klettere, sehe ich, wie ein Mädchen in die
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