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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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tief in ihre traurigen blauen Augen blickte und zusah, wie ihre Rosenlippen sich öffneten und schlossen. Aber der Jameson-Whiskey hat nachhaltig verhindert, dass er wirklich verstanden hat, was sie sagte. Stattdessen drehte er ihre Worte nur ständig in seinem Kopf herum wie ein nörgeliges Kleinkind.
    Da er nun auch die zweite Vorlesung in zwei Monaten hinter sich gebracht hat, wirft Justin seine Klamotten in die Reisetasche und freut sich, dass er dieses stickige Kabuff eine Weile nicht mehr zu sehen braucht. Es ist Freitagnachmittag, Zeit, nach London zu fliegen. Zurück zu seiner Tochter, zu seinem kleinen Bruder Al und dessen Frau Doris, die zurzeit zu Besuch aus Chicago da sind. Justin verlässt das Hotel, überquert die kopfsteingepflasterten Seitenstraßen von Temple Bar und steigt ins wartende Taxi.
    »Zum Flughafen bitte.«
    »Haben Sie hier Urlaub gemacht?«, fragt der Fahrer wie aus der Pistole geschossen.
    »Nein«, antwortet Justin einsilbig und sieht aus dem Fenster, in der Hoffnung, das Gespräch im Keim zu ersticken.
    »Arbeiten Sie hier?« Er lässt den Motor an.
    »Ja.«
    »Wo arbeiten Sie denn?«
    »Am College.«
    »An welchem?«
    Justin seufzt. »Trinity.«
    »Sind Sie der Hausmeister?« Die grünen Augen funkeln Justin im Rückspiegel schelmisch an.
    »Ich bin Dozent für Kunst und Architektur«, erwidert er abwehrend, schlägt die Arme übereinander und bläst mal wieder die langen Strähnen aus seiner Stirn.
    »Architektur, was? Ich war früher mal Bauunternehmer.«
    Justin antwortet nicht. Vielleicht gibt der Mann jetzt auf.
    »Und wohin sind Sie unterwegs? In den Urlaub?«
    »Nein.«
    »Wohin dann?«
    »Ich wohne in London.«
Und meine Sozialversicherungsnummer lautet …
    »Aber Sie arbeiten hier?«
    »Ja.«
    »Und wohnen nicht hier?«
    »Nein.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil ich hier nur Gastdozent bin. Ein ehemaliger Kollege hat mich eingeladen, einmal im Monat eine Vorlesung zu halten.«
    »Ah.« Der Fahrer grinst ihn im Spiegel an, als hätte er versucht, ihn auf den Arm zu nehmen. »Und was machen Sie in London?« Mit neugierigen Augen glotzt der Mann ihn an.
    Ich bin ein Serienkiller, der sich auf Taxifahrer spezialisiert hat.
    »Verschiedenes.« Justin seufzt und gibt schließlich klein bei, weil der Fahrer so demonstrativ wartet. »Ich bin Herausgeber der
Art and Architectural Review
, der einzigen internationalen Zeitschrift für Kunst und Architektur«, erklärt er nicht ohne Stolz. »Vor zehn Jahren hab ich damit angefangen, und es gibt bis heute keine Publikation, die ihr wirklich das Wasser reichen kann. Es ist und bleibt die meistverkaufte Zeitschrift dieser Art.«
Grade mal zwanzigtausend Abonnenten, du alter Lügner.
    Keine Reaktion.
    »Außerdem bin ich Kurator.«
    Der Fahrer zuckt zusammen. »Haben Sie es da mit Leichen zu tun?«
    Verwirrt verzieht Justin das Gesicht. »Was? Nein.« Dann fügt er völlig unnötig hinzu: »Und ich bin regelmäßig Gast bei einer BBC -Sendung für Kunst und Kultur.«
    Zweimal in fünf Jahren ist nicht gerade das, was man allgemein unter regelmäßig versteht, Justin. Ach, halt doch den Mund.
    Im Rückspiegel beobachtet der Fahrer Justin jetzt ganz genau. »Sie sind beim Fernsehen?« Er kneift die Augen zusammen. »Ich erkenne Sie aber überhaupt nicht.«
    »Na ja, sehen Sie Kultursendungen?«
    »Nein.«
    Na bitte.
    Justin verdreht die Augen, zieht seine Anzugjacke aus, öffnet noch einen Hemdenknopf und macht das Fenster auf. Seine Haare kleben auf der Stirn. Nach wie vor. Er war immer noch nicht beim Friseur. Ständig muss er sich die Strähnen aus den Augen blasen.
    An einer roten Ampel bleiben sie stehen, und Justin sieht nach links. Da ist ein Friseursalon!
    »Hey, können Sie bitte hier ein paar Minuten halten?«
     
    »Hör mal, Conor, mach dir keine Sorgen. Und hör bitte auf, dich ständig zu entschuldigen«, sage ich erschöpft ins Telefon. Er raubt mir den Nerv. Jedes Wort, das ich mit ihm wechsle, ist unglaublich anstrengend. »Dad ist bei mir, wir nehmen uns zusammen ein Taxi nach Hause, obwohl ich das, nebenbei bemerkt, sehr gut auch alleine schaffen würde.«
    Vor dem Krankenhaus hält Dad mir die Tür auf, und ich klettere in das Taxi. Endlich kann ich heim, aber die Erleichterung, die ich eigentlich erwartet habe, bleibt aus. Alles, was ich spüre, ist Angst. Mir graut davor, meinen Bekannten zu begegnen und jedem Einzelnen immer wieder erklären zu müssen, was passiert ist. Mir graut davor, ins Haus zu kommen und mich

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