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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Ich mache die Schranktür noch mal auf und greife nach den Sugar Puffs, die ich nie esse und auch Dad nie essen sehe. Als ich sie anhebe, weiß ich, dass da keine Frühstücksflocken mehr drin sind. Ich spähe hinein.
    »Dad!«
    »Was denn, Liebes?«
    »Dad, du hast es mir versprochen!« Ich halte ihm das Päckchen Zigaretten unter die Nase.
    »Ich hab nur eine einzige davon geraucht, Liebes.«
    »Du hast nicht nur eine einzige geraucht. Der Qualm, den ich jeden Morgen hier rieche, kommt nicht von verbranntem Toast. Du hast mich angelogen!«
    »Eine am Tag wird mich wohl kaum umbringen.«
    »Doch, genau das wird sie. Du hattest eine Bypassoperation, du sollst überhaupt nicht rauchen! Bei deinen Frühstückseskapaden drücke ich ein Auge zu, aber das hier ist nicht akzeptabel«, erkläre ich streng.
    Dad rollt die Augen, hebt die Hand hoch und macht das internationale Zeichen für Blablabla.
    »Das reicht, ich rufe deinen Arzt an.«
    Er springt auf. »Nein, Liebes, tu das nicht!«
    Ich marschiere hinaus in die Diele, und er rennt hinter mir her. Rauf, runter, runter, rauf. Geht rechts runter, wird links gebeugt.
    »Ah, das kannst du mir nicht antun. Wenn die Zigaretten mich nicht umbringen, schafft es meine Tochter. Ein Dragoner, diese Frau.«
    Ich hebe das Telefon ab, das neben Mums Foto steht, und wähle die Notrufnummer, die ich mir gemerkt habe. Die erste Nummer, die mir in den Sinn kommt, wenn ich dem wichtigsten Menschen in meinem Leben helfen muss.
    »Wenn Mum wüsste, was du tust, würde sie durchdrehen – ach.« Ich halte jäh inne. »Deshalb versteckst du immer das Foto, richtig?«
    Dad sieht auf seine Hände hinunter und nickt traurig. »Sie hat mir das Versprechen abgenommen, dass ich aufhöre. Wenn nicht für mich, dann wenigstens für sie. Ich wollte nicht, dass sie mich sieht«, fügt er leise hinzu, als könnte Mum uns hören.
    »Hallo?«, meldet sich jemand am anderen Ende der Leitung. »Hallo? Bist du das, Dad?«, fragt eine junge Mädchenstimme mit amerikanischem Akzent.
    »Oh.« Ich erwache aus meiner Trance. »Entschuldigung«, sage ich ins Telefon. »Hallo?« Dad betrachtet mich mit flehendem Blick.
    »Oh, tut mir leid, ich hab eine Nummer aus Irland gesehen und gedacht, es wäre mein Vater«, erklärt die Stimme am anderen Ende.
    »Kein Problem«, antworte ich verwirrt.
    Jetzt steht Dad vor mir, die Hände wie zum Gebet gefaltet.
    »Ich wollte eigentlich …« Dad schüttelt wild den Kopf, und ich halte inne.
    »Tickets für die Vorstellung?«
    »Für welche Vorstellung?«, frage ich stirnrunzelnd.
    »Im Royal Opera House.«
    »Entschuldigen Sie, mit wem spreche ich eigentlich? Ich bin ganz durcheinander.«
    Dad verdreht die Augen und setzt sich auf die unterste Treppenstufe.
    »Ich bin Bea.«
    »Bea.« Fragend schaue ich Dad an, aber der zuckt nur die Achseln. »Bea wie weiter?«
    »Und wer sind Sie?« Jetzt klingt ihre Stimme viel härter.
    »Ich bin Joyce. Tut mir leid, Bea, aber ich fürchte, ich habe mich verwählt. Sie haben auf dem Display eine irische Nummer aus Irland angezeigt? Rufe ich etwa in Amerika an?«
    »Nein, keine Sorge.« Jetzt, wo sie sich vergewissert hat, dass ich kein Stalker bin, wird ihr Ton wieder freundlicher. »Nur in London«, erklärt sie. »Ich habe die irische Nummer gesehen und gedacht, es wäre mein Dad. Er kommt heute Abend hierher zurück, um sich meine Vorstellung morgen anzusehen, und ich hab mir Sorgen gemacht, weil ich noch Studentin bin, und es ist alles so aufregend für mich, und ich dachte, er wäre … sorry, ich habe keine Ahnung, warum ich Sie damit belämmere, ich bin so schrecklich nervös«, lacht sie und holt dann tief Luft. »Theoretisch ist das eine Notfallnummer.«
    »Komisch, ich hab nämlich auch meine Notfallnummer gewählt.«
    Wir lachen beide.
    »Wirklich seltsam«, meint dann auch das Mädchen.
    »Ihre Stimme klingt so bekannt, Bea. Kenne ich Sie?«
    »Ich glaube kaum. Außer meinem Dad, der ein Mann ist und Amerikaner, kenne ich niemanden in Irland, wenn Sie also nicht mein Dad sind, der sich einen Scherz erlaubt …«
    »Nein, nein, ich …« Plötzlich werden mir die Knie ganz weich. »Das klingt jetzt vielleicht wie eine blöde Frage, aber sind Sie zufällig blond?«
    Dad schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, und ich höre ihn ächzen.
    »Ja! Warum, klingt meine Stimme blond? Vielleicht ist das nicht so gut!«, kichert sie.
    Ich habe einen dicken Kloß im Hals und kann kaum sprechen. »War bloß geraten«, stoße ich

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