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Ich habe die Unschuld kotzen sehen

Titel: Ich habe die Unschuld kotzen sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
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machste so?
    Ich (lügend): Studium, Architektur. Und selbst?
     
    Sie sagte irgendwas, was ich nicht mehr verstand. Ich reagierte einfach so mit meinen Antworten auf ihr Fragenbombardement und machte wohl eine gute Figur dabei.  
    Nebenbei dichtete ich in mich rein, leidenschaftliche, romantische Worte, die einfach, ohne mein direktes Dazutun, meine Hirnrinde durchbohrten. Sie ist wunderschön, unterhält sich mit mir und ich denke ...
    ... denke kleine Gedichte in mich rein, schöne Dinge mit sehnsuchtsvollen Elementen ...
     
    Fräulein Sünde
    Wenn ich verstünde
    Dir zu genügen
    Und süßes Vergnügen
     
    Mit Dir zu teilen
    Neben Dir zu verweilen
    Hier zu stehen
    Dich nur anzusehen
    Komm lass Symbol uns sein
    Für Sonnenschein
     
    Lass uns Kinder gebären
    Die Natur zu ehren
    Wie Deine Gestalt
    Ich küsse den Asphalt
    Auf dem Du schreitest
    Wenn Du mich begleitest
     
    Schenke ich Dir Sterne
    Aus entlegenster Ferne
    Nimm mich gefangen
    Still mein Verlangen
     
    Es ist die Botschaft der Engel
    In diesem Gedrängel
     
    Lass uns von hier verschwinden
    Grenzen überwinden
    Uns uns neu erfinden
    Unsere Körper schinden
    Bei uns bleiben
    Uns uns einverleiben
    Wenn die Zeit hinter uns stirbt
    Und keine Grenze blockiert
    Unserer Leiber Verlangen
    Bin ich gefangen
     
    ... so dichtete ich in mich rein und nebenbei war die Unterhaltung scheinbar an einer für mich positiven Phase angelangt. Obwohl ich irgendwie keine Ahnung habe, was ich dieser Traumfrau erzählt habe ...
     
    Sie: Wo willste denn späta noch hin?
    Ich: Keine Ahnung, wo kann man denn noch hin?
    Sie: Chill Out im «Cool Burn».
    Ich: Perfekt.
    Sie: Alles klar, bis späta. Gegen fünf am Ausgang.
      
    Dann winkte sie zunächst und ich auch und starrte ihrem elfenhaften Gang die Treppenstufen hinunter nach. Sie schwebte da entlang wie meine Gedanken um ihren Körper.  
    Zack! Verliebt.
    So einfach geht das.
    Frauen tauchen einfach so vor mir auf. Labern mich voll. Und ich texte sie voll. Machen mich verliebt in sich. Verabreden sich mit mir für später und werden nach einiger Zeit die Mutter meiner Kinder.
    Das ist unglaublich und mir irgendwie noch nie passiert. Blick auf die Uhr. Schon halb vier. Erst halb vier. Weit entfernt von fünf.
     
    Jonas kam auf mich zu. Blut lief ihm aus der Nase auf sein TShirt. Lallte irgendwas von ganz schnell verschwinden müssen, sonst ganz übel Ärger. Versuchte mit ihm zu diskutieren und ihm meine eben erlebte übersinnliche Erscheinung nahe zu bringen. Aber er schien es grundlegend ernst zu meinen. Packte mich am Kragen. Schüttelte meinen Körper. Panik in Wort und Auge. Lallte was von riesen Bedrohung durch Schlägerrussen, die irrtümlich bedroht worden sind und deren Mädels irrtümlich im Rauschtreiben angebaggert worden sind.
    Die wür den sich gerade sammeln. Kein Spaß sei zu machen mit diesen Ivanschlägern. Jonas war fast am Heulen. Obwohl er total breit war, konnte er mir die Gefahr und seine Angst um unsere Leben gut schildern.
     
    In meinem Kopf rotierte es. Niemals würde ich es schaffen, meine kaputte Gang einzusammeln, gesund hier raus zu kommen und um fünf wieder hier am Ausgang zu stehen, um mit Syndala noch was klar zu machen.
    Ich suchte sie in der Menge, die immer noch im Takt der Musik auf und abebbte. Schrie verzweifelt ihren Namen in die Partymasse, während ich zwischen Jonas und Björn zum Ausgang wankte.
    Der Rest meiner Kumpels wartete schon ungeduldig am Wagen und war teilweise auch übel lädiert. Ich glaub sogar, dem Thomas fehlte die Unterlippe. Ich öffnete die Karre und alle sprangen rein. Meine Augen überflogen den Parkplatz, suchten irgendwelche Syndala symbole. Nichts. Nur Leere. Nur Verzweiflung. Nur Zweifel am Schicksal. Ich fuhr los unter den Rufen derer, die hinten saßen. Lebensretter, schneller! Fahr! Ich war total fertig. Hatte keine Gedanken mehr im Kopf.
    Nur den Duft und die Optik Syndalas.
     
    Irgendwann waren wir aus der City raus und über flogen eine Landstraße Richtung Heimat. Teilweise waren meine scheiß Kumpels schon eingepennt oder saßen über den Abend rumlabernd auf der Rückbank und waren total krank stolz auf sich. Sie wissen nichts. Nichts .
     
    Scheisswut . Niemand bemerkte, wie ich den Kombi nochmals beschleunigte und die Augen schloss ...
    Syndala ...
     
    ... frag mich, wo Du bist
    wo Du erwachst,
    wenn die Nacht endet
    und wie Dein Atem riecht
    nach so einer Nacht
    die Wärme
    dieses Ortes
    ist die Wärme
    dieses Raumes
    ist rot
    dann

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