Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
diese abgelegene Gegend aus eigener Anschauung kennt. Bei der Darstellung der militärtechnischen und strategischen Probleme wurde die Studie von Daniel James benutzt. Angaben über die Konstellation innerhalb der Kommunistischen Partei Boliviens und ihrer Splittergruppen finden sich bei Ebon, bei Gonzáles/Salazar und im Tagebuch Pombos. Alle drei Darstellungen stimmen in den wesentlichen Punkten überein. In Frage zu stellen wäre nach Pombos Tagebucheintragungen, ob sich, wie González und Salazar anzunehmen scheinen, Guevara schon vor dem 4. November 1966 in Bolivien aufgehalten hat. Da die bolivianischen Autoren ihre Quellen (aus verständlichen Gründen) nicht nennen, lassen sich ihre Angaben nur schwer überprüfen. Für alle »Steckbriefe«, soweit sie Personen der bolivianischen Guerilla betreffen, konnten a) die an mehreren Orten veröffentlichten Lebensläufe der kubanischen, bolivianischen und peruanischen Guerilleros, b) die von Ciro Roberto Bustos für die Militärbehörden angefertigten Beschreibungen der Männer um Che herangezogen werden. Um das verwirrende Spiel mit Tarnnamen für den Leser etwas zu enträtseln, wurden im Text dort, wo dies notwendig erschien, die echten Namen und die Tarnnamen genannt.
Zu den bisher angegebenen Quellen wurden eine Anzahl von Berichten bolivianischer Tageszeitungen und die Verlautbarungen der bolivianischen Armee ausgewertet.
Eine der lange Zeit offenen Fragen über die bolivianischen Guerilla betrifft die Ereignisse in der Churo-Schlucht und die Liquidierung Ches am 9. Oktober 1967 im Schulhaus von Higuera.
Dem Verfasser erscheinen als Quellen für diese Ereignisse am glaubwürdigsten:
1. der Aufsatz von Michèle Ray, der unter dem Titel In Cold Blood - How the CIA executed Che 1968 in der amerikanischen Zeitschrift Rampart erschien. Mademoiselle Ray hielt sich kurz nach Ches Tod als Korrespondentin von Paris Match sieben Wochen in Bolivien auf. Es gelang ihr zwar nicht, bis nach Higuera selbst vorzudringen, das zur Zeit ihres Besuches noch militärisches Sperrgebiet war. Sie sprach aber in Pucara mit dem Dominikanerpriester Roger Schalle, der an jenem 9. Oktober am frühen Nachmittag nach Higuera gelangt und unter den Dorfbewohnern als Vertrauensperson galt. Von ihm stammt die in diesem Buch wiedergegebene Version der Ereignisse.
2. die Darstellung, die die beiden bolivianischen Publizisten Luis J. González und Gustavo A. Sánchez Salazar in The Great Rebel - Che Guevara in Bolivia geben. Als ortskundige, alteingesessene Journalisten hatten sie weit bessere Möglichkeiten und Verbindungen für Recherchen als Michèle Ray. Es dürfte ihnen gelungen sein, sogar Soldaten zu interviewen, die bei der letzten Aktion in der Churo-Schlucht und bei der Liquidierung Ches zugegen waren, freilich gegen das Versprechen, ihre Namen geheim zuhalten. Dass es für geschickte Männer auch Mittel und Wege gab, Informationen aus höchsten Regierungsstellen zu erhalten, beweist die Geschichte der Veröffentlichung des Bolivianischen Tagebuches, auf die wir hier nicht näher eingehen können, die aber ein »Thriller« für sich ist, der eines Tages gewiss noch seinen Autor finden wird. Es ginge dabei vor allem darum, die Mechanik der Sensationsgier zu entlarven.
Die Darstellung von Michele Ray und der Bericht, den González und Salazar geben, stimmen bis in die wörtliche Rede der Soldaten, der Lehrerin und der Gefangenen überein. Lediglich der Satz, der an der Tafel gestanden haben soll, weicht in den beiden Versionen voneinander ab. (Mademoiselle Ray schreibt, der Satz habe gelautet - ya se leer - mit einem falschen Akzent bei se. Auch schmückt sie das Verhalten des Mörders Terán noch etwas brutaler aus. »Dann ging er, so berichtet Pater Schiller, hinaus, um ein Bier zu trinken. Che liegt auf dem Boden im Todeskampf. Pérez kommt in den Raum, einen Revolver in der Hand. Er geht hin und schießt Che in den Nacken!« Die Unstimmigkeit der Namen - bei Ray »Schiller«, bei den bolivianischen Journalisten »Schaller« - ist wohl daraus zu erklären, dass es für beide Quellen ein fremdsprachiger Name war. Mademoiselle Ray kann den Pfarrer wohl auch nur sehr kurz gesprochen haben. Unstimmigkeiten gibt es, wie die Französin selbst angibt, über den zweiten Gefangenen, der in Higuera liquidiert wurde. Die einen halten ihn für Willy (Simon Cuba), die anderen für den Peruaner El Chino, der nach den Angaben von González, und Salazar schon am Vortag in Higuera gestorben sein
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