Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Fürst
     Napier und Marchese Pavan. Die Gräfin, wie üblich extravagant gekleidet und übertrieben geschminkt, mischte gerade die Karten,
     auf deren Rückseite verschiedene Tier-, Frucht- und Blumenmotive zu erkennen waren. Es hieß, es seien Karten mit magischen
     Kräften, nicht gezinkt natürlich, und sie würden ihr Glück bringen: »Diese Karten sind ein Familienerbstück und solange ich
     sie benutze, wird mir das Glück hold sein, meine edlen Herren.« Als sie den Baron erkannte, schenkte sie ihm ein maliziöses
     Lächeln. Dabei spielte sie mit der Zungenspitze an ihrer winzigen Zahnlücke.
    |39|
» Contessa .«
Von Altemburg deutete eine Verbeugung an und hauchte ihr einen Kuss auf die Hand. »Ihr wollt ein Spielchen mit mir wagen?
     Mit Euren Karten, nehme ich an?«
    »Selbstverständlich, Monsieur. Sie bringen mir Glück, wie Ihr wisst.«
    »Ein guter Grund, sie nicht auszutauschen. Doch ist nicht jeder seines Glückes Schmied? Aber selbstverständlich werde ich
     Euch diesen Vorteil auch dieses Mal gewähren.« Der Baron warf ihr einen verführerischen Blick zu.
    »Verlieren wir keine Zeit«, flüsterte er ihr ins Ohr, dabei registrierte er mit Genugtuung, dass sie unter der Puderschicht
     errötete. Der Baron wusste sehr genau, welche Wirkung er auf Frauen hatte. Er war von athletischer Gestalt, mit männlichmarkanten
     Gesichtszügen und strahlenden, tiefblauen Augen. Zu seinem attraktiven Erscheinungsbild gesellte sich die Faszination seiner
     mysteriösen Herkunft, kurz, die Venezianerinnen lagen ihm zu Füßen, zumal ihm der Ruf vorauseilte, ein phantastischer Liebhaber
     zu sein.
    Man munkelte, er sei ein Verschwörer, ein Abenteurer ohne adlige Herkunft. Aber nein, behaupteten andere, er ist ein exkommunizierter
     Abt, deshalb trägt er auch die Maske, damit ihn niemand erkennt. Stellt Euch vor, er trägt sie sogar beim Liebesspiel … Die
     Kirche hat sämtliche Geheimbünde verboten, und von Altemburg ist aus Österreich nach Venedig gekommen, um den Dogen zu töten
     …
    Der Baron kannte natürlich all diese Gerüchte, aber er kümmerte sich nicht darum. Ohne Beweise würde man ihn kaum in die Bleikammern
     werfen.
    »Heute Nacht, Contessa, will ich sehen, wie mich das Rot Ihrer Wangen blendet wie die Sonne selbst! Seid Ihr bereit?« Sein
     unverschämtes Grinsen unter der weißen Maske verschlug Florinda Pisani die Sprache. In der ringgeschmückten Hand des |40| Barons lagen plötzlich zwei riesige Diamanten. Mit aufreizender Langsamkeit legte er sie auf den grünen Samt des Spieltisches.
     Die Gräfin hielt den Atem an und starrte wie gebannt auf die Steine. Ihre Selbstsicherheit war verflogen, sie umklammerte
     die Karten so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Heute Nacht meinte der Baron es ernst. Inzwischen hatten auch die
     anderen Spieler ihren Einsatz gebracht. Als Florinda Pisani an der Reihe war, lagen bereits acht Diamanten auf dem grünen
     Samt. »Nur Mut, Contessa«, sagte der Baron herausfordernd. Florinda öffnete ihren chinesischen Fächer und begann nervös, sich
     Luft zuzufächeln. Noch immer hatte sie kein Wort gesagt. Auch Napier und Pavan schwiegen. Sie tupften sich mit ihren Spitzentaschentüchern
     den Schweiß von der Stirn, dabei ließen sie die Contessa nicht aus den Augen. Florinda Pisani langte mit der freien Hand in
     ihre Tasche, nahm ein Säckchen aus indischer Seide heraus, in dem sich ein ovaler weißer Diamant befand, der beim Drehen einen
     ganz leichten Blauschimmer aufwies.
    »Das Weiß des Schnees verlangt nach dem Blau des Himmels, dem Rot des Feuers und dem Grün des Schlangenbluts.« Bei diesen
     Worten legte von Altemburg einen Saphir, einen Rubin und einen Smaragd neben den weißen Diamanten und warf seinen drei Mitspielern
     ein aufreizendes Lächeln zu.
    Ein Zittern durchlief den Körper der Gräfin. Der Schweiß malte Linien in ihr gepudertes Gesicht, aber Eitelkeit war jetzt
     fehl am Platze. Auch Napier und Pavan blieben im Spiel. Pavan zog drei weitere Edelsteine aus der Tasche.
    Von Altemburg seufzte und nahm sich einen der Weinkelche, die ein maurischer Diener in Landestracht darreichte. Auch die anderen
     griffen zu. In der Zwischenzeit hatten sich weitere Schaulustige um den Spieltisch versammelt, wobei die Damen in ihren ausladenden
     Reifröcken sich mit einem Platz in der zweiten Reihe begnügen mussten. »Das verspricht interessant |41| zu werden …«, hörte man eine männliche Stimme sagen. Es wurde totenstill. Die

Weitere Kostenlose Bücher