Ich kenne dein Geheimnis
schleunigst von hier verschwinden.«
Balà und Franzin hoben Napiers Leichnam auf, von Altemburg kümmerte sich um den Diener. Zum Glück war er nicht schwer und
bis zum Kai war es nicht weit.
Die Gondel erwartete sie schon. Während der Gondoliere von Altemburg beim Einsteigen behilflich war, entkleideten Balà und
Franzin die beiden Leichen und warfen die blutbefleckten Kleider ins Boot. Einen Moment später hörte man zwei Mal kurz hintereinander
ein dumpfes Platschen. Ein Geräusch, das von Altemburg noch lange in den Ohren widerhallte. Auch die Erinnerung an den warnenden
Blick des sterbenden Fürsten wurde er die ganze Nacht nicht los.
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Mailand, 2009
Lamberto De Gubertis stand im Badezimmer seiner Wohnung in der Via XX Settembre. Bis auf das Handtuch, das er sich um die
Hüften geschlungen hatte, war er nackt. Offiziell hatte er die Wohnung als Büro angemeldet, tatsächlich handelte es sich aber
um ein Liebesnest, in dem er sich mit häufig wechselnden Gespielinnen vergnügte. Zufrieden blickte er sich um. Das geräumige
Bad war mit persischem Travertin gefliest, die Wände und die Decke waren verspiegelt. Auch in seiner Villa hingen überall
Spiegel. Aber bestimmt nicht aus Eitelkeit, dazu war er in den letzten Jahren zu sehr in die Breite gegangen. Komplexe hatte
er deswegen allerdings keine. »Dicker Bauch, dickes Konto«, das war seine Devise. Er war überzeugt davon, dass ihm seine massige
Statur Autorität verschaffte. Es gab sogar Frauen, die Männer mit Bauch besonders attraktiv fanden. Vor allem, wenn diese
reich und großzügig waren. Bei ihm traf beides zu. Bevor er als Filmproduzent Karriere machte, war er Taucher gewesen, daher
seine ursprünglich athletische Gestalt. Aber das fehlende Training und die opulenten Abendessen in den besten Restaurants
hatten aus ihm das gemacht, was er heute war. Er war den schönen Dingen des Lebens eben sehr zugetan. Und so war es für ihn
ein Aphrodisiakum, in die Spiegel zu blicken und sich an den nackten Körpern seiner Geliebten zu weiden, meist jungen Frauen,
die von einer Zukunft als Filmstar träumten. In letzter Zeit allerdings tauchte in seinem Terminkalender nur ein |48| einziger Name auf: Smeralda Mangano. Die aufstrebende sizilianische Schauspielerin war ihm vom Parlamentsabgeordneten Enzo
Pelori vorgestellt worden. Smeraldas makelloser Körper im Spiegel, wenn sie sich lasziv in seinem Kingsize-Bett räkelte …
eine erregende Vorstellung. Er warf einen Blick auf das Handy, das er auf den Rand des Waschbeckens gelegt hatte. Er war spät
dran. An diesem Morgen hatte er einen Termin mit dem Anwalt Morici, um die Klauseln des Vertrags mit Rossella Follini zu besprechen,
dem Star aus »Die Nacht ist jung«, den Medien zufolge so etwas wie die Mailänder Version von »Sex and the city«. Eigentlich
war das Treffen schon für den Vortag im Hotel Principe di Savoia angesetzt gewesen, aber De Gubertis hatte es vorgezogen,
stattdessen mit Smeralda im Ristorante »Il Baretto« im Hotel Baglioni zu Mittag zu essen. Und auch jetzt mussten sich Morici
und seine Mandantin wohl noch etwas gedulden …
»Gehst du schon?« Smeralda lehnte lässig an der Tür und warf ihm einen aufreizenden Blick zu. Sie war nackt. De Gubertis hatte
ihr Kommen gar nicht bemerkt. Er legte den Rasierer zur Seite und wischte sich das Kinn trocken. Ihr Spiegelbild war genauso
verlockend wie sie selbst. »Ich habe einen Termin mit der Follini, diesem kleinen Flittchen«, sagte er beiläufig, um sie ein
bisschen hinzuhalten. Es gefiel ihm, wenn sie eifersüchtig war oder zumindest so tat, als ob sie es wäre.
»Wenn sie ein kleines Flittchen ist, warum bekomme ich dann die Rolle nicht? Warum? Bin ich dir etwa nicht hübsch genug?«
Smeralda ging auf ihn zu, rieb ihre Brüste an seinem Rücken, öffnete den Knoten des Handtuchs und griff ihm zwischen die Beine.
De Gubertis stöhnte. Inzwischen war das Handtuch zu Boden geglitten und hatte seinen erigierten Penis enthüllt. Mit etwas
flacherem Bauch würde er länger wirken, dachte er bedauernd. Aber warum sich aufregen, |49| wenn es Smeralda nicht störte? Der sanfte Druck ihrer Brüste und ihr warmer Atem auf seinem Hals machten ihn verrückt. »Hast
du immer noch nicht genug? Du bist einfach unersättlich!«
Er drehte sich zu ihr um und drückte sie sanft auf die Knie. Smeralda wehrte sich nicht, sondern schenkte ihm einen lüsternen
Blick. Dann begann sie
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