Ich kenne dein Geheimnis
schwankt. Es scheint, als habe er die Orientierung verloren. Der Arme.«
Die Umstehenden lachten, nahmen aber sofort Haltung an, als von Altemburg mit wirrem Blick an ihnen vorbeitorkelte. Er schien
nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein.
»Sie haben sich übel zugerichtet. Marchese Pavan musste sogar nach Hause getragen werden, weil er sich nicht mehr auf den
Beinen halten konnte. Ein erbärmlicher Anblick.« Die Baronessa wandte sich ab.
»Mit Pavan habe ich sogar noch ein wenig Mitleid, aber dieser hochmütige von Altemburg …« Principessa Feltrami warf dem Baron
einen abschätzigen Blick zu.
|44| »Da kann ich Ihnen nur zustimmen, Gnädigste, dieser ungehobelte Flegel ist eine Schande für den Adel«, pflichtete ihr Corrier
bei.
»Ich sprach von Hochmut, nicht vom Adelsstand. Von edlem Stande scheint bei unserem Freund nur das zu sein, was er in der
Hose trägt«, die Principessa lächelte maliziös.
»Übrigens, mein lieber Corrier«, sie warf einen anzüglichen Blick auf den jungen Mann an seiner Seite, »ein starker Hengst
zähmt auch die wildeste Stute, das solltet Ihr doch am besten wissen.«
Corrier deutete ein Lächeln an und zog seinen Geliebten mit sich.
» Buonanotte , barone «
, der Diener verbeugte sich tief. Von Altemburg würdigte ihn keines Blickes. Die von den Fackeln nur spärlich beleuchtete
Treppe erschien ihm heute noch steiler und länger als sonst, was aber bestimmt mit dem abrupten Wechsel vom überhitzten Salon
in die Kälte der Nacht zu tun hatte. Er vergewisserte sich, dass ihn niemand beobachtete, setzte seine Maske wieder auf und
eilte sicheren Schrittes die Treppe hinunter. Er war stocknüchtern, aber das sollte niemand wissen.
»Wohin ist er gegangen?«, fragte er Balà und Franzin.
»Dort entlang, mein Herr«, antworteten seine treuen Diener unisono und zeigten auf die schmale Gasse, die von dem kleinen
Platz nach links abzweigte. Die Nacht unter dem sternenlosen Himmel war stockfinster und totenstill, einzig ihre Schritte
hörte man auf dem Pflaster widerhallen.
»Principe, lasst mich Euch begleiten. Mit dem, was Ihr in der Tasche tragt, könnt Ihr nicht genug Geleitschutz haben.« Als
er von Altemburgs Stimme hörte, fuhr Napier erschrocken herum.
|45| »Barone?« Napier traute seinen Augen nicht.
»Nachts wimmelt es hier von Gesindel, seid auf der Hut, Principe.«
»Mein Diener ist gut bewaffnet, er wird mich schützen«, sagte Napier mit schwerer Zunge. Aber auch sein Begleiter war offensichtlich
angetrunken. Als er sein Schwert aus der Scheide zog, kam er ins Straucheln und schien fast das Gleichgewicht zu verlieren.
Obwohl von Altemburg bis aufs äußerste angespannt war, hatte er Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. Sein Plan würde aufgehen,
es war ein Kinderspiel. Franzin und Balà waren unterdessen an die Seite des Fürsten und seines Dieners getreten. Er saß in
der Falle.
»Achtung!«, rief Napier, zückte schwerfällig sein Schwert und fuchtelte in der Luft herum.
Der Baron sprang leichtfüßig einen Schritt zurück. »In Eurem Zustand trefft Ihr nicht einmal ein Scheunentor.«
Während Napiers Mund mühsam ein »O« formte, wurde sein Diener von Franzins Schwert durchbohrt.
»Ich habe Euch gewarnt, Napier. Hier wimmelt es von Gesindel.« Von Altemburg warf Balà einen raschen Blick zu, der sprang
auf Napier zu und entwaffnete ihn. Von Altemburg nutzte die Gunst der Stunde und stach drei Mal auf ihn ein. Bevor der Fürst
nach vorne sank, entfuhr ihm ein gequälter Laut. Von Altemburg griff nach einer Fackel und trat auf ihn zu. Er wollte sich
den Anblick dieses Mannes nicht entgehen lassen, der am glücklichsten Tag seines Lebens sterben musste. Einen Augenblick lang
sah Napier seinem Mörder tief in die Augen, als wollte er ihm etwas Wichtiges mitteilen oder ihn vor einer Gefahr warnen,
einer Gefahr, die nur er kannte. Doch kurz darauf erloschen seine Augen, und er stürzte zu Boden. Von Altemburg hob sein Schwert
zum finalen Hieb, als sich ein Blutschwall aus Napiers Mund über seine Stiefel ergoss. Der Baron hielt inne.
|46| »Ich glaube, er ist tot«, sagte Balà.
Von Altemburg zögerte, offenbar enttäuscht über das rasche Ende. Dann beugte er sich über den Fürsten, durchsuchte seine Taschen,
bis er schließlich auf das Säckchen mit den Edelsteinen stieß. Es war blutgetränkt. »Ich bin untröstlich, Principe, aber jetzt
habe ich den Trumpf gezogen!« Dann erhob er sich. »Lasst uns
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