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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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hatte er sich noch nicht daran gewöhnt, denn während Chloe sich mit ihm unterhielt, fiel mir auf, dass er wiederholt durch seinen Bart strich. Ich wollte sie eigentlich darauf aufmerksam machen – es war meine Pflicht, sie auf einen Makel hinzuweisen oder wenigstens auf eine potenzielle Verlegenheit – , aber sie hatten mich alleine gelassen, und ich musste mich auf das Podium setzen und auf Chloes Tasche aufpassen, während sie in seinem Wagen verschwand. Ich hatte einen Blick in ihre Tasche geworfen auf das Foto auf ihrem Monatsticket, auf den falschen Studentenausweis, den sie dem älteren Bruder von irgendwem abgeluchst hatte, der auf sie stand. Ein Armband aus winzigen Perlen, die wie Glas aussahen, aber nur aus blauem Plastik waren. Ich hatte ihre Zigaretten geraucht, während ich wartete, und meine Imitation von Carl, der Witz über den Aufreißerschlitten, war der Versuch, mich zu rächen. Chloe war diejenige, die entschied, was lustig war und was nicht. Sie hatte recht. Es war ein armseliger Joke. Ich ließ den Papierstreifen in den Korb fallen.
    »Komm mal hier rüber«, sagte Chloe und verschwand hinter einem hohen Drehständer. Er war behängt mit Perlenschnüren, Samthalsbändern mit Schmetterlingsspangen und Ohrringen, die auf Pappkärtchen gesteckt waren. Sie begann, den Ständer zu drehen.
    »Stell dich dorthin«, sagte sie, während ihre Finger über den bunten Schmuck streiften. »Rede einfach mit mir.«
    »Worüber?«
    »Völlig egal. Was du willst. Niemand hört dir zu.«
    Ich war verwirrt. Chloe drehte weiter den Ständer und begutachtete die Perlen. Sie wog sie in der Hand und tat so, als müsste sie sich entscheiden. Auf dem Ständer war ein Spiegel angebracht. Sie richtete ihn nach unten, als würde sie im Wagen sitzen, und lächelte ihr Spiegelbild an.
    Eine fette Frau quetschte sich an uns vorbei und erwischte mich mit der Spitze ihres Regenschirms am Knöchel. Ich stieß einen leisen Laut aus, ein unbeabsichtigtes Japsen. Die Frau drehte sich um und sah mich stirnrunzelnd an. Ich starrte zurück, bis sie missbilligend »Na, na« sagte und weiterging. Ich bückte mich und zog mein Hosenbein hoch. Auf meinem Knöchel war ein Kratzer, der nässte – klare Flüssigkeit, kein Blut. Mein Blick fiel auf Chloes Füße und die kleinen schwarzen Papierfetzen, die darauf herunterrieselten.
    »Los, sag was«, befahl Chloe.
    »Die Alte da hat mich mit ihrem Schirm verletzt!« Ich hielt nach ihrem grauen Kopf in der Menge Ausschau. »Sie hat sich nicht mal entschuldigt!«
    »Ach nein?«, erwiderte Chloe. »Tut es weh?«
    »Höllisch!«, sagte ich, aufs Neue empört. »Und dann hat sie mich angeguckt, als wäre ich diejenige, die etwas falsch gemacht hat. Fette Kuh.«
    Die Weihnachtsmusik und das Geplapper der Leute waren ziemlich laut, aber Chloe nickte mir immer wieder zu.
    »Ich verstehe nicht, dass manche Leute einfach so herumlaufen und sich aufführen können, wie es ihnen passt«, schimpfte ich weiter. »Sollen wir losgehen und sie suchen? Ihr sagen, was Sache ist? Ich finde, wir sollten. Chloe?«
    »Okay«, erwiderte sie. »Das reicht.«
    Ich dachte, sie meinte, dass ich mit der Motzerei aufhören sollte, aber sie sah hoch zu einem blinkenden roten Licht in dem schwenkenden schwarzen Kameraauge und anschließend über meine Schulter. Ich nahm eine Bewegung im Augenwinkel war, drehte mich aber nicht um, um zu sehen, was es war – ich war mehr daran interessiert, was Chloe tat.
    »Ich muss los«, sagte sie und glitt kichernd davon. Ich konnte ihr Lachen noch lange hören, nachdem sie weg war.
    Der Wachmann legte mir die Hand auf die Schulter und nicht ihr. Das war schon mal passiert, aber trotzdem sah ich es nicht kommen. Sie meinte einmal, dass man eher mich verdächtigte und nicht sie, weil ich immer so verlegen herumstand. Anscheinend stand mir das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben: ein Magnet für misstrauische Verkäuferinnen und Männer mit braunen Hemden und Sprechfunkgeräten.
    Resigniert wandte ich mich um. Man musste immer mitgehen in ein Büro oder einen Personalraum. Er ging hinter mir und versuchte, meinen Ellenbogen festzuhalten.
    »Ich lauf nicht weg«, sagte ich. »Nehmen Sie die Hände weg, oder ich sage meinem Dad, dass Sie mich angefasst haben.«
    Er wich zurück, weil ich es aussprach, wie Chloe mich instruiert hatte – mit Betonung auf dem Wort »angefasst«.
    Und dann gibst du Fersengeld , hatte sie gesagt, aber das tat ich nicht. Ich ging ein kleines Stück vor

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