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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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nur nicht gedacht, dass es das auch hier gibt.«
    »Ja.« Sie schüttelt den Kopf. »Eigentlich dürfte das auch nicht sein. Das liegt an den Kühltürmen in Heysham. Die erwärmen das Wasser. Es ist wirklich schlimm. Jedenfalls bestimmt nicht natürlich.«
    Ich lache immer noch, selbst während ich angestrengt hinausstarre und darauf warte, dass es wieder passiert. Das Wasser ist dunkel, und der Himmel wird heller.
    »Ich schätze, nachts kann man es besser sehen – aber ich würde mir die Mühe sparen. Du kannst es dir auf YouTube ansehen, wann immer du willst.«
    Irgendwas von dem, was sie gesagt hat, finde ich zum Brüllen komisch, und wir lachen wieder – stacheln uns gegenseitig an, atemlos und aufgekratzt und fast hysterisch. Den Tränen nah. Erst zu spät hören wir auf.
    »Ich denke, wir zwei sind danach miteinander fertig, oder?«
    Es ist wie ein Schlag, obwohl sie es nicht gehässig sagt. Ich lehne mich gegen das Geländer. Mein Kopf hämmert und brennt. Ich will, dass dieses Leuchten wiederkommt.
    »Du hattest vor, den Rest deines Lebens damit zu verbringen, nach mir zu sehen, oder? Ich bin froh, dass wir das jetzt nicht mehr tun müssen.« Sie stößt ihr Kinn gegen meine Schulter, und ich kann den Geruch von altem Wein und Tabak in ihrem Atem riechen, und dann ist sie weg, hält den Schuhkarton über das Geländer und nimmt den Deckel ab.
    Hätte ich mir das vorher ausgemalt, hätte ich mir vorgestellt, dass sie die Sachen nacheinander herausnimmt und sie ins Wasser fallen lässt. Dass sie etwas Bedeutungsvolles sagt. Aber das tut sie nicht. Sie vergewissert sich nicht, ob ich zuschaue oder nicht – fragt mich nicht, wie ich mich fühle oder was ich denke. Sie lässt den Deckel der Schachtel seitlich herunterfallen, und bevor er im Schlick landet, dreht sie die Schachtel auf den Kopf und lässt alles durch ihre Finger purzeln. Es sind nur ungefähr drei Meter, und die Flut ist noch nicht richtig da. Die Papiere und Fotos bleiben im Schlamm stecken oder flattern weg. Sie beugt sich vor, und wir beobachten, wie das Handy in den grauen Matsch sinkt und verschwindet.
    »Möchtest du warten, bis die Flut alles überspült?«, fragt sie.
    Ich zucke mit den Achseln. »Warum nicht.«
    Wir starren, bis das Meer und der Himmel hell und klar sind, und ich sehe das blaue Leuchten nicht wieder, aber ich weiß, dass es da war und dass es mit mir zusammen jemand anderes gesehen hat, und das ist das Beste, was ich kriegen kann.

Epilog
    Man stelle sich Folgendes vor. Es könnte passieren.
    Ich bin zu Hause. Nicht in der Wohnung. Nicht in meinem Wohnzimmer oder in der Küche oder im Bad mit den zahnpastafarbenen Fliesen. Nicht in den öffentlichen Gängen des Einkaufszentrums, wo ich mir winzig vorkomme in der Stille, wenn ich meinen Putzwagen wegstelle und das Kabel der Poliermaschine aufrolle. Nein, in meinem richtigen Zuhause. Das mit dem schiefen Gartentor hinten und dem Kirschbaum im Garten und dem Schuppen mit dem buchdeckelgroßen Fenster.
    Die Sonne scheint. Sagen wir, wir hatten einen milden Winter, aber einen langen, und dieser Tag, der erste eines neuen Monats, kommt einem vor wie der erste Frühlingstag. Barbara und ich sitzen draußen im Garten auf den angeschimmelten Terrassenmöbeln aus Plastik, und weil der Himmel unwahrscheinlich blau ist und sogar ein paar Bienen im Garten herumfliegen, hat sie mich gebeten, das Verlängerungskabel zu nehmen und den Fernseher in das offene Küchenfenster zu stellen. Es ist ein warmer Tag, aber noch frisch – selbst nachdem ich den Fernseher durch das Haus geschleppt habe, schwitze ich nicht, während ich mich zurückbeuge und die Küchengardine ordentlich verstaue, damit sie sich nicht in der Antenne verfängt.
    »Wahrscheinlich kippt er in die Spüle, und wir sterben an einem Stromschlag«, sagt Barbara, aber sie lächelt, und sie kommt ohne Schürze und mit offenen Haaren aus der Küche, und sie trägt eine Flasche Gordon’s und zwei Gläser mit Eis und Zitronenscheiben auf einem runden Plastiktablett, und sie schenkt ein, und wir sitzen auf unseren Verandastühlen mit der Sonne im Nacken und schauen fern. Ich lege die Füße in ihren Schoß und spüre die Streben des Plastikstuhls in meinem Rücken, aber nicht auf eine unbequeme Art. Sie trägt einen weiten Rock mit einem Muster aus grünen Blättern und roten Blumen – sieht aus wie die Sachen, die sie im Wohltätigkeitsladen ins Schaufenster stellen, aber er fällt weich um ihre Waden, und der leichte Wind

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