Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich klage an

Titel: Ich klage an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayaan Hirsi Ali
Vom Netzwerk:
Kräften: Such Dir rechtzeitig eine Praktikantenstelle und vereinbare mit Deinem Chef die Höhe des Lohns, die Arbeitszeiten und die für Dein Studium erforderliche Punktzahl.
    Hast Du Probleme beim Studium, dann solltest Du Dich rechtzeitig an die Studienberatung oder an Deinen Mentor wenden. Dort erfährst Du, wie Du lernen, Dich auf Prüfungen vorbereiten oder Referate schreiben kannst. Studieren bedeutet, daß Du Selbstdisziplin aufbringen mußt. Teil Dir Deine Zeit gut ein, geh nicht zu spät ins Bett, fang rechtzeitig an zu arbeiten.
    Während des Studiums lernst Du außerdem, wie Du mit anderen Menschen, die nicht Deiner eigenen Glaubensgemeinschaft angehören, umgehen mußt. Was sie von Dir erwarten, aber auch die ungeschriebenen Umgangsregeln. Werde Mitglied in einer Studentenverbindung und besuche deren gesellige Zusammenkünfte (Du brauchst dort keinen Alkohol zu trinken).
    Wenn Du von zu Hause wegläufst, kannst Du nicht alles mitnehmen. Da Deine Auszugspläne geheim bleiben müssen, kannst Du keine größeren Sachen wie Dein Bett, einen Tisch oder einen Stuhl mitnehmen, geschweige denn Deine ganzen Kleider. Du mußt auswählen, was Du wirklich brauchst. Denk an Photos, die Dir wichtig sind, oder an Deine Spardose. Und vergiß Deinen Paß nicht. Achte darauf, daß Du eins nach dem anderen tust. Es würde auffallen, wenn Du mit bleischweren Taschen das Haus verläßt oder wenn sich in Deinem Schrank auf einmal große Lücken auftun.
    Da Du Dir ein eigenes Zimmer oder Apartment einrichten mußt, solltest Du Dich vorab darüber informieren, wo es billiges Mobiliar gibt.
    Von zu Hause auszuziehen stellt eine große Herausforderung dar. Du fühlst Dich stark, Du freust Dich auf den Augenblick, an dem es endlich soweit ist, aber zugleich bist Du sehr verletzlich. Du wirst manchmal durchhängen, Dich einsam fühlen, nicht überall auf Verständnis stoßen, auch nicht bei Deinen neuen Freunden. Die Person Deines Vertrauens kann Dir helfen, Deine geistige Stabilität zu verstärken. Trotz aller Hilfe von außen mußt Du da alleine durch. Sei Dir dieser Tatsache bewußt. Rechne damit, daß Du gute und schlechte Tage erleben wirst, und rede Dir keinen Moralischen ein; versinke nicht in Selbstmitleid. Du wirst den Wunsch verspüren, mit
    Deiner Familie reden zu wollen. Du wirst ihre Wärme, die Gemütlichkeit, die Selbstverständlichkeit vermissen. Jede Familie hat ihre wichtigen Momente: Geburtstage, Begräbnisse oder das Zuckerfest am Ende des Ramadan. An diesen Tagen wirst Du Dich doppelt einsam fühlen. Mach Dir aber klar, daß es für Dich schwerwiegende Folgen haben kann, wenn Du Kontakt zu Deiner Familie aufnimmst.
    Aber tröste Dich: Es gibt genug Beispiele von Frauen wie Dir, die wieder einen guten Kontakt zu ihrer Familie hergestellt haben; in den meisten Fällen geschieht das aber erst nach vielen Jahren.
    10,'~
    Du hast jetzt alles vorbereitet. Du bist Dir noch immer sicher, daß Du weglaufen willst. Du hast gute Freunde, die zu Dir stehen. Du hast Selbstvertrauen, Du vertraust Deinen Freunden und bist guten Mutes für die Zukunft. Du hast Dich um alles gekümmert: um ein Zimmer, um ein Einkommen und um einen Ausbildungsplatz. Vielleicht gehst Du noch zur Schule oder studierst bereits. Du hast alle Sachen, die Dir wichtig sind, heimlich aus Deinem Elternhaus herausgeschmuggelt. Und keiner hat etwas gemerkt. Du hast Dich mustergültig verhalten. Jetzt ist der Tag da, an dem Du weglaufen wirst. Egal, ob die Sonne scheint oder ob es regnet: Heute abend wirst Du zum ersten Mal in Deiner eigenen Wohnung schlafen. In Deiner eigenen Bude oder wie immer Du es nennen willst. Jetzt ist es wirklich soweit! Gehst Du einfach so zur Tür, ohne Lebewohl zu sagen, und ziehst sie hinter Dir ins Schloß?
    Ja, weil Dein Verhalten niemandem auffallen darf.
    Und dann bist Du weg.
    Wie geht es jetzt weiter?
    Deine Eltern wissen nicht, wo Du bist, und werden sich Sorgen um Dich machen. Sie müssen erfahren, daß Du aus freien Stücken von ihnen fortgegangen bist. Schreib ihnen einen Brief, sag ihnen, daß Du sie liebst, aber Dein Leben anders organisieren willst als sie, daß Du ihr Leben respektierst, aber Deinen eigenen Weg gehen willst.
    Ruf sie an. Du wirst regelmäßig Kontakt mit ihnen aufnehmen wollen - aber sei vorsichtig, wenn Du sie anrufst. Achte darauf, daß niemand Deine Telefonnummer herausbekommt. Rufe aus einer öffentlichen Telefonzelle an oder von einem Anschluß, der keine Nummernwiedergabe unterstützt. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher