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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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war der Kontakt über die Jahre fast eingeschlafen. Das würde sich jetzt ändern, beschloss Vivi. Wie so vieles, was sie längst schon hätte ändern sollen.
    »Und?«, empfing sie Hans-Peter am Kopfende des Tisches, der sich inzwischen seine Serviette in den Kragen des Oberhemds gestopft hatte. Schlürfend löffelte er das Kresseschaumsüppchen in sich hinein.
    Vivi schlug die Augen nieder, um nicht in Versuchung zu kommen, zum anderen Ende des Tisches zu schielen. Dahin, wo Richard wieder Platz genommen hatte.
    Sie nahm ihre Brille ab. »Der Testamentseröffnung steht nichts entgegen«, sagte sie matt. »Um vier.«
    Dann widmete sie sich der Suppe. Die Garnelen waren köstlich, sie harmonierten bestens mit dem zarten Kressearoma. Vivi beschloss, dieses Gericht in ihr Repertoire aufzunehmen. Aber für wen sollte sie eigentlich kochen, jetzt, da Werner tot war?
    »Werte Familie Bernburg, wir haben uns aus traurigem Anlass versammelt, um die Erbschaftsangelegenheiten in Sachen Werner Karl Horst Bernburg zu regeln«, verkündete Berthold Seitz.
    Sein Büro atmete die gediegene Atmosphäre schwerer Bücherregale aus Palisanderholz. Wandlampen aus Messing und Stühle mit Sitzflächen aus rotem Leder vervollständigten den Eindruck größter Seriosität.
    »Schön, dass Sie so kurzfristig einen Termin ermöglichen konnten«, sagte Hans-Peter. Aufgeregt fingerte er an seinen Manschettenknöpfen herum. »Vermutlich wird alles schnell vorbei sein, oder?«
    »Nun, eine Testamentseröffnung folgt gewissen Regeln«, antwortete Berthold Seitz ungehalten. Er warf einen vernichtenden Blick auf Hans-Peters schlecht sitzenden Anzug, dann deutete er ein Lächeln in Vivis Richtung an. »Zunächst bitte ich um die Ausweispapiere. Beginnen wir mit Ihnen. Sie sind also Sylvia Maria Gerlinde Bernburg?«
    »Höchstpersönlich«, antwortete Vivi und reichte ihm ihren Ausweis.
    »Muss das sein?« Inge-Gundula hielt es kaum auf ihrem Stuhl. Wie eine Dreijährige rutschte sie hin und her und kratzte sich aufgeregt am Schienbein. Ein Aroma von Imbissbude und schlechter Laune ging von ihrem struppigen Strickkleid aus, während ihr Bruder penetrant nach Rasierwasser aus dem Schnäppchenmarkt duftete.
    Der Gesichtsausdruck des Anwalts wurde noch etwas strenger. »Das sind mehr als Petitessen. Ich lege größten Wert auf Korrektheit, das erfordert schon meine Berufsehre.«
    Nachdem die Formalitäten erledigt waren, setzte er sich sehr gerade hin. Mit abgezirkelten Bewegungen holte er seine randlose Brille aus einem Futteral, putzte sie eine Weile und setzte sie schließlich auf. Inge-Gundula platzte fast. Ein eisiger Blick von Hans-Peter genügte, um sie vorerst ruhigzustellen.
    »Werner Bernburg war ein ganz besonderer Mensch«, erklärte Berthold Seitz. »Er wird mir immer in allerbester Erinnerung bleiben. Als guter Kamerad. Als fröhlicher Kegelbruder. Als …«, seine Stimme brach fast, »Freund.«
    Hans-Peter sah auf seine Armbanduhr. »Äh, wenn wir dann zur Sache kommen könnten …«
    Berthold Seitz räusperte sich. »Ich muss doch sehr um die Einhaltung der juristischen und nicht zuletzt auch der gesellschaftlichen Konventionen bitten. Zumal Sie es hier mit Ihrem verstorbenen Herrn Vater zu tun haben. Er hat mit sehr viel Liebe von seinen Kindern gesprochen, mit sehr viel Stolz.«
    »Ja, das hat er«, bestätigte Vivi seufzend. »Es sind ja auch wahre Prachtexemplare. Und ihrem Vater so ähnlich.«
    Das stimmte sogar. Sie waren genauso geldgierig, genauso geizig und genauso rücksichtslos wie Werner. Wegen dieser beiden hatte sie keine eigenen Kinder haben dürfen. Das war eine Wunde, die nie heilen würde.
    »Bestimmt hat er uns nicht vergessen in seinem Testament«, krähte Inge-Gundula, die unverwandt zu dem großen weißen Umschlag starrte, der auf dem Schreibtisch lag.
    Darin befand sich das Testament. Vivi hatte es in den frühen Morgenstunden auf Werners Computer getippt. Seine Unterschrift zu fälschen war eine Kleinigkeit gewesen. Gleich nach dem Frühstück hatte sie es Berthold Seitz gebracht, mit der Bitte um absolute Diskretion. Sie freute sich schon auf die Gesichter der Aasgeier, wenn der Notar ihnen eröffnete, dass Werner Karl Horst Bernburg die gesamte Hinterlassenschaft seiner über alles geliebten Frau vermacht hatte.
    Mit monotoner Stimme verlas Berthold Seitz nun das Dokument. Je länger er las, desto blasser wurde Inge-Gundula. Hans-Peter dagegen lief puterrot an, als er erfuhr, dass er den verpupsten Ohrensessel

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