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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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und zwar nicht nur in ihrer Fantasie.
    Sekunden später war sie um die nächste Ecke gebogen und lehnte sich gegen die Backsteinwand des Futtergeschäfts. Molly atmete die eiskalte Bergluft tief in ihre Lungen ein und beobachtete, wie sie in kleinen weißen Wölkchen wieder austrat.
    Das hier ist Tumble Creek, redete sie auf sich selbst ein. Du bist mitten in der Wildnis! Bestimmt war das ein Waschbäroder eine Beutelratte, vielleicht sogar ein Elch!
    Ihr Herz schien ihr zu glauben, denn es reduzierte sein Tempo auf eine fast normale Geschwindigkeit. Molly spähte um die Hausecke, konnte aber nichts Verdächtiges erkennen. Vielleicht enthielt dieser Billigkaffee ja viel mehr Koffein als das teure Zeug? Immerhin war sie schon den ganzen Tag über nervös und schreckhaft gewesen. Weder ihr Vibrator noch dieser Waschbär, oder was auch immer das gerade gewesen war, hatte es auf sie abgesehen.
    Sie rang sich ein zittriges Lachen ab, dann stieß sie sich von der Wand ab. Die Bar lag gleich auf der anderen Straßenseite, weniger als einen Block weit entfernt. Wie auf Knopfdruck hörte sie die Tür der Bar aufgehen. Blechern klingende Musik drang in die Nacht. Jemand verließ den Supermarktparkplatz und fuhr in Mollys Richtung. Das Leben nahm wieder seinen gewohnten Gang, alles war in bester Ordnung.
    Mit einem immer noch etwas wackeligen Lächeln überquerte sie die Straße und trat durch die Tür.
    „Molly Jennings!“, rief der Barkeeper, kaum dass die Tür hinter ihr zugefallen war.
    Molly legte den Kopf schief, musterte ihn gründlich und grinste dann erfreut. „Juan! Mann, du siehst ja super aus!“ Ein bisschen übertrieben war das schon, aber er lächelte und zuckte geschmeichelt mit den Achseln. Juan war zwei Jahre älter als sie und der Footballstar der Creek County High gewesen. Mittlerweile hatten sich seine dicken Muskelpakete allerdings in etwas verwandelt, das verdächtig nach Fett aussah. Aber sein Lächeln war noch immer so breit und aufrichtig wie früher. Molly schwang sich auf einen Barhocker.
    „Lori hat angerufen“, sagte Juan. „Sie kommt etwas später, weil sie noch ein Auto aus dem Graben ziehen muss.“
    „Okay, danke, Juan.“
    „Was darf ich dir bringen? Was Leichtes für den Einstieg,oder willst du gleich mit dem harten Zeug loslegen? Ein Cosmo? Ein Appletini? Mit Granatapfel?“
    „Oh, wow! Ihr habt hier oben Granatapfelsaft?“
    „Nö, eigentlich nicht. Aber ich hab Cranberrysaft und Sauren Apfel. Also, was darf es sein?“
    Molly sah sich um. Die meisten Tische waren besetzt, und jeder einzelne Gast hatte ein Bier- oder Schnapsglas in der Hand. Aber sie wollte einen Cosmo, verdammt noch mal!
    Ihr tiefes Seufzen ließ die kleine Serviette auffliegen, die Juan vor ihr auf den Tresen gelegt hatte. „Was soll’s, ich fürchte, ich muss was gegen mein Großstadttussi-Image tun. Also, ein Coors bitte.“
    Juan blickte verschwörerisch die Bar hinauf und hinunter, dann beugte er sich zu Molly vor. „Was hältst du davon, wenn ich dir einen Lemon Drop Martini mache und ihn in ein Longdrinkglas fülle? Vielleicht geht er dann als Wodka Tonic durch.“
    Molly richtete sich auf und lachte. „Na klar doch! Immer her mit dem Zeug!“ Also würde dieser Abend doch noch unterhaltsam werden.
    Während Juan sich mit der Zubereitung von Mollys Geheimdrink beschäftigte, schlenderte sie zur Jukebox und begutachtete die Musikauswahl. Seit den Achtzigern schien sich nicht mehr viel getan zu haben. Bis auf Countrysongs und Gitarrenrock hatte das Ding nichts zu bieten. Molly entschied sich für ein Stück von George Strait und kehrte dann zur Bar zurück, wo ihr Drink schon auf sie wartete.
    Als die Tür hinter ihr aufging, fuhr sie herum, um Lori zu begrüßen – und kippte fast vom Barhocker, als sie Ben erkannte. Oh ja, dieser Abend würde sogar sehr unterhaltsam werden.
    Ben sah interessiert auf den Boden, aber dann warf er Molly doch einen kurzen Blick zu, den er vermutlich für unauffällig hielt. Ihr wurde vom Kopf bis zu den Zehen warm, und ihre Muskeln, die sich bei seinem Anblick versteinerthatten, entspannten sich wieder.
    „Hey, Ben“, sagte sie gedehnt. „Was machst du denn hier?“
    Er blickte zu ihr auf. Sein Gesicht hatte wieder diesen undurchdringlichen Polizistenausdruck angenommen. „Nur ein kurzer Besuch, um nach dem Rechten zu sehen. Mache ich häufiger mal.“
    „Hey, Chief!“, rief Juan vom anderen Ende der Bar. „Was wollen Sie denn hier?“
    Bens Wangen verfärbten sich

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