Ich komme um zu schreiben
schwachen Beinen schleppte sich Molly in die Zimmerecke und sammelte den Vibrator auf. Dann sah sie ihn einen Moment lang zweifelnd an. Nein, keine Frage: Sie war echt nicht mehr in Stimmung. Seufzend schaltete sie ihn ab und nahm Kurs auf die Dusche.
Zum Glück hatte sie sich noch nicht an die Höhenlage gewöhnt. Heute Abend würde sie nämlich ausgehen und sich einen hinter die Binde kippen, und wehe, die Drinks hauten sie nicht um! Denn mit Sex würde sie sich in der nächsten Zeit ganz sicher nicht ins Delirium versetzen können.
4. KAPITEL
P rostituierte.
Ben zuckte schon beim bloßen Aufschreiben zusammen.
Nein, Molly Jennings war auf keinen Fall eine Nutte. Sie war süß, clever und immer eine gute Schülerin und Tochter gewesen.
Aber andererseits: Wer waren diese ganzen „Bekannten“, die um sie herum auftauchten? Sicher, sie hatte behauptet, nichts Illegales zu tun, aber sie hatte ja schon wegen ganz anderer Dinge gelogen, also warum nicht auch diesmal?
Er warf einen Blick in Richtung Computer und überlegte kurz, einen Backgroundcheck durchlaufen zu lassen. Mit ein paar Klicks konnte er herausfinden, ob sie schon einmal verhaftet worden war. Aber irgendwie fühlte sich das nicht richtig gut an. Schließlich hatte er eigentlich überhaupt keine guten Gründe dafür, in ihrem Privatleben herumzustöbern.
Selbst wenn sie in Denver eine Nutte gewesen war, ging ihn das nichts an. Er würde nicht mit ihr ausgehen, und hier in Tumble Creek würde sie sicherlich nicht versuchen, sich zu prostituieren. Dafür wäre sie nach Aspen gezogen.
„Und außerdem ist sie gar keine Prostituierte“, murmelte er. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass eine Frau mit einer so anziehenden Ausstrahlung so eine Vergangenheit haben konnte. Ihre Zunge war vielleicht ziemlich spitz, aber das war dann auch schon alles Harte an ihr. Molly Jennings war ganz und gar weich und leuchtend hell. Und heiß.
Ben strich das beleidigende Wort von seiner Liste und ließ sich wieder gegen die Stuhllehne fallen. Dann renkte er seinen Nacken ein und strich sich mit der Hand übers Gesicht.
Es war fast sieben. Er war erschöpft und frustriert und nervös. Was er brauchte, war ein verdammter Drink.
Er beugte sich nach rechts und verrenkte sich erneut fast den Hals, um einen Blick auf die Bar zu erhaschen, deren Lichter durch sein Bürofenster schimmerten. Vor langer Zeit hatte der Laden mal einen richtigen Namen gehabt, aber da er das einzige Lokal in Tumble Creek war, sagten die meisten Einheimischen einfach nur „die Bar“ dazu. Sie war ziemlich schäbig und klein, aber sie war auch der einzige Ort in der ganzen Stadt, an dem man einen Drink bekam.
Und sie würde dort sein.
Er konnte dieser Frau ja schließlich sowieso nicht aus dem Weg gehen! In Tumble Creek gab es nur eine Tankstelle, einen Supermarkt, eine Bar. Aber trotzdem war es vermutlich keine sonderlich gute Idee, Molly gleich heute Abend wieder über den Weg zu laufen. Ben hatte sie sich in ihrer plüschigen rosa Mütze, dem weißen Mantel und ihren Absatzstiefeln vorgestellt – anständig und dick vermummt gegen die Kälte. Bis sie den Gürtel des knielangen Mantels geöffnet und Ben ihren Körper in all seiner nackten Pracht präsentiert hatte.
„Mann, ich muss dringend jemanden flachlegen“, stöhnte er und rieb sich erneut übers Gesicht. Leider musste er schon wieder an Molly denken und stellte dabei fest, dass sein Körper bereits eine eindeutige Entscheidung getroffen hatte, wen genau er flachlegen wollte.
Nein, kam gar nicht in die Tüte. Aber ein Drink war ja noch kein Date, und ein kleiner Flirt auch nicht.
Ben fuhr den Computer runter und machte sich auf den Heimweg. Eine Dusche und dann … ab ins Bett. Das forderte jedenfalls sein Verstand.
Molly hüpfte die Stufen vor ihrer Haustür förmlich herunter, als sie sich auf den Weg zu ihrem Date mit Lori Love und der Schnapsfee machte. Trotz des desaströsen Nachmittags war der Abend mehr als erfolgreich gewesen. Ihre sexuelle Frustrationhatte sich direkt in Arbeitsenergie umgewandelt. Molly hatte ihr unbefriedigtes Verlangen in ihrem neuen Roman verarbeitet und es geschafft, gleich zwölf Seiten vorzulegen. Zwölf ziemlich sensationelle Seiten, wenn sie das mal so sagen durfte.
Ihre hohen Absätze klackerten auf dem Asphalt, als sie den Berg Richtung Main Street hinabhastete. Währenddessen wurde ihr zufriedenes Lächeln immer breiter. Selbst die neueste E-Mail von dieser schrecklichen Mrs Gibson
Weitere Kostenlose Bücher