Ich komme um zu schreiben
warme Gewicht seiner Brust war so angenehm, dass sie für einen kurzen Augenblick aufwachte, als er sich wieder ins Bett legte, aber dann war sie endgültig auf dem Weg ins Land der Träume, wo es vor Polizisten mit nacktem Oberkörper und riesigen Pistolen nur so wimmelte.
Mehr konnte man von einem echten Freund und Helfer ja wohl kaum erwarten.
7. KAPITEL
T elefonsexanbieterin.
Ben warf einen letzten langen Blick auf Mollys schlafende Silhouette und schloss leise die Tür hinter sich. Mit ihrer Stimme und diesen Wörtern – sie wäre bestimmt die Königin der 0900er-Nummern.
Weil ihm die Neugierde langsam auf den Magen schlug, machte Ben einen Umweg über die Küche. Für einen Kaffee hatte er keine Zeit, also musste eine Cola reichen. Aber im Kühlschrank fand er nur Light-Produkte.
„Verdammt“, fluchte er leise und machte den Kühlschrank wieder zu, aber dann entdeckte er im letzten Moment einen kleinen Schatz im Türfach. Drei Fläschchen Frappuccino.
„Sie ist wirklich eine Göttin.“ Er schraubte den Deckel von einer der kleinen Flaschen und ging zur Tür. Missmutig betrachtete er das nicht gerade sichere Schloss und entschied, dass er Molly ein Bolzenschloss aufschwatzen würde.
Den Rücken noch der Straße zugewandt, hörte er hinter sich das Brummen eines Trucks und warf einen Blick über die Schulter. Dankbar stellte er fest, dass es sich nicht um Miles’ Wagen, sondern um einen dunkelblauen SUV handelte.
Aber seine Dankbarkeit währte nur kurz. In der kurzen Zeit, die es dauerte, von der Haustür bis zur Einfahrt zu laufen, fuhr noch ein weiterer Truck an ihm vorbei. Mollys Haus lag in einer Sackgasse – also was zur Hölle trieb die halbe Stadt hier draußen? Wütend starrte er einem Auto entgegen, das aus der Ausfahrt des Hauses am hintersten Ende der Straße bog. Als es vorbeifuhr, musterte Ben verdutzt die Frau am Lenkrad und den Kindersitz im Fond.
„Alles klar, ich bin am Arsch“, seufzte Ben, als seine Erinnerungsdatenbank eine wichtige Information freigab: Am Endeder Pine Road befand sich Miss Amy’s Daycare, aus Bens Perspektive ein Kindergarten in einer ziemlich indiskreten Lage.
Er knallte die Tür seines Wagens etwas zu laut zu und fühlte sich sofort schuldig, weil er damit Molly geweckt haben konnte. Es war noch nicht mal sieben, und sie hatte eine lange Nacht hinter sich.
Trotz aller Bemühungen, grimmig dreinzuschauen, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Die letzte Nacht war ein Riesenfehler gewesen. Ein absolut unvernünftiger, aber auch zutiefst befriedigender Fehler.
Mit einiger Mühe zwang er sich zu einer finsteren Miene und fuhr rückwärts aus der Einfahrt. Nach einer kurzen Dusche bei ihm zu Hause betrat er die Station. Das Grinsen war ihm mittlerweile vergangen. Und als er seinen einzigen wertvollen Hinweis bei Google eingab, wirkte er sogar ziemlich schlecht gelaunt.
Cameron Kasten. Denver.
Bamm! Neunhundertzweiundfünfzig Treffer. Und fast alle standen in irgendeinem Zusammenhang mit dem Denver Police Department.
„Verdammter Mist“, flüsterte Ben.
Sergeant Cameron Kasten. Ben suchte nach irgendeinem Haken an der Sache, aber er fand nur Begriffe wie „Krisenmanagement“, „Verhandlungsteam“ und bei fast jedem Treffer „führender Unterhändler bei Geiselnahmen“.
Mit wem zur Hölle hatte er gerade geschlafen? Arbeitete Molly mit dem Krisenteam des DPD zusammen? Oder – und bei diesem Gedanken lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter – war sie selbst Opfer einer Geiselnahme gewesen?
Aber ihr Name war in keinem einzigen der Artikel aufgetaucht. Und dann erinnerte er sich plötzlich an den Anruf, den er belauscht hatte. Sieh das als Zeichen, Cameron. Klang nicht gerade nach einem professionellen Verhältnis.
Ben nahm das Telefon, fing an zu wählen und warf dann einen Blick auf die Uhr. Noch vor acht. Er legte wieder auf und wählte eine andere Nummer.
„Quinn Jennings“, murmelte Mollys Bruder.
„Wer zur Hölle ist Cameron Kasten?“, blaffte Ben ohne Einleitung ins Telefon.
„Ben? Sag mal, spinnst du?“ Quinns Stimme senkte sich zu einem Flüstern. „Warum fragst du?“
„Ich …“ Ben unterbrach sich. Was sollte er auch sagen? Na ja, ich schlafe mit deiner Schwester, und da dachte ich …
„Schläfst du mit meiner Schwester?“
„WAS?!“ Ben brach der kalte Schweiß aus.
„Dann stimmt es also! Als ich Miles’ Hinweise in der Onlineausgabe der Tribune gesehen habe, dachte ich noch, das kann doch nicht
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