Ich komme um zu schreiben
heißen?
„Der Polizeiball! Wir haben alle Karten gekauft, damit wir zusehen können, wie Cameron seine Auszeichnung erhält! Aber ich persönlich komme eigentlich vor allem wegen dir. Verrat das bloß nicht Cameron.“ Er lachte.
„Und wie kommst du darauf, dass du mich dort siehst?“
„Ähm, weil du Camerons Begleitung bist? Ich hatte gehofft, dass du das kleine rote Kleid anziehst, du weißt schon,das mit dem …“
„Keine Ahnung, was Cameron da schon wieder erzählt hat, aber ich begleite ihn nirgendwohin. Ich lebe vier Autostunden weit entfernt von ihm, und ich habe ihn vor über sechs Monaten verlassen.“
„Ja, ja, aber ihr zwei seid eben füreinander bestimmt! Das ist doch nur eine kurze Krise.“
Da sprach die erfolgreiche Cameron-Gehirnwäsche aus ihm. „Ich muss Schluss machen, Michael. Viel Spaß auf den Bahamas. Und tut mir leid, dass wir uns dieses Wochenende nicht sehen.“
Sie legte auf, bevor er noch weitere Lügen aus dem Hause Kasten verbreiten konnte. Schade, schade. Auch Michael würde sie also nie wiedersehen. Er war attraktiv, klug und witzig. Sie hatte ihm damals sogar genug vertraut, um ihn vor Cameron zu warnen. Erstaunlicherweise war er dem Kasten-Zauber aber schneller verfallen als irgendjemand sonst. Manchmal vertrauten Schlauköpfe wie Michael einfach zu sehr auf ihren Intellekt, um gegen Psychomaschen gefeit zu sein.
Aber was genau heckte Cameron diesmal wieder aus?
Widerwillig schälte Molly sich aus ihren nach Ben duftenden Laken und schlüpfte in die Häschenpuschen. Dann schlappte sie die Treppe hinunter und blieb vor der Schachtel auf dem Flurtisch stehen, die Ben ihr gestern vorbeigebracht hatte.
Sie versuchte von der Größe der Schachtel auf den Inhalt zu schließen. Ein winziger Roboter, der sie entführen und nach Denver beamen würde? Wahrscheinlich nicht, obwohl Cameron Zugang zum gesamten Hightech-Equipment der Denver Police hatte. Ein Giftgas, das sie für ein paar Stunden lahmlegen würde, damit er sie selber entführen konnte? Molly schauderte und riss mit ihrem Schlüssel das Paketband auf. Kein Grund zur Sorge. Von James Bond war Cameron Kastenimmer noch meilenweit entfernt.
Würdest Du das hier für mich tragen? stand auf dem Zettel, der ganz oben im Paket lag. Naserümpfend warf Molly ihn weg. Sie erwartete schon irgendwelche perversen Dessous, aber dann hielt sie nur eine kleine Plastikschachtel in Händen, die eine zarte hellblaue an einem Armband befestigte Glasblume enthielt.
Wie immer hatte Cameron genau die richtige Wahl getroffen, und Molly wäre vermutlich richtig gerührt gewesen, wenn das Geschenk nicht von einem Geistesgestörten gekommen wäre. Dann bemerkte sie, dass das Paket noch mehr enthielt. Aha, also doch Unterwäsche. Ein transparentes Nichts von Tanga mit einer hellblauen Schleife. Cameron hatte schon immer eine Vorliebe für Strings gehabt.
Am Boden der Schachtel lag eine weitere Nachricht. Die Blume ist für Samstagabend. Das andere Geschenk für Samstagnacht.
„Das hättest du wohl gerne“, knurrte Molly und machte sich auf die Suche nach dem Telefon.
„Cameron, was bildest du dir eigentlich ein?“ Im Hintergrund vernahm sie den typischen Lärm der Sondereinsatzzentrale.
„Ach, ich hatte mich schon gefragt, wann du dich endlich wieder meldest, Babe! Was war denn da los bei dir heute Nacht?“
„Nichts, was dich etwas angeht. Warum schickst du mir Unterwäsche? Wir sind nicht mehr zusammen, und aus uns wird auch nichts mehr. Warum bekommst du das nicht in deinen verdammten Kopf?“
Er lachte leise und so anzüglich auf, als hätte sie ihm gerade wilden Sex versprochen.
„Cameron, ich meine es ernst! So kann das nicht weitergehen.“
„Du hast das kommende Wochenende vergessen, oder?“
„Was … ich … Du bist ja immer schon hartnäckig gewesen, aber langsam habe ich den Eindruck, dass du unter Wahnvorstellungen leidest! Wenn du das nächste Mal anrufst, zeichne ich unser Telefonat auf, Cameron. Ich meine es ernst.“
„Falls du es vergessen hast: Du hast mich angerufen, Babe. Was ich ebenfalls aufgezeichnet habe.“
Molly bedachte das Telefon mit einer obszönen Geste. „Und?“
„Alle Welt weiß, dass du unter extremen Gefühlsschwankungen leidest, Molly. Erst flirtest du, was das Zeug hält, dann stößt du mich wieder weg. Ich versuche einfach nur, dir bei der Entscheidung zu helfen.“
„Aber ich habe mich doch längst entschieden! Ich will dich nicht, seit sechs Monaten nicht
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