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Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Titel: Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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auch sein Gegenüber subjektiv bewertet. Seine Aufgabe ist es, beide Sichtweisen zu prüfen.
    Ein Verbrechen ist geschehen. Es gibt einen Sachverhalt und zwei unbeteiligte Zeugen. Beide haben aus derselben Perspektive das Gleiche gesehen. Trotzdem unterscheiden sich die Angaben der beiden in wesentlichen Punkten zu hundert Prozent. Beide sind sich ihrer Version zu hundert Prozent sicher. Beide zeigen keine Lügenerkennungsmerkmale. In ihrem Weltbild lügen sie auch nicht; sie unterliegen schlicht einem Irrtum.
    So sieht der ganz normale Wahnsinn des Zusammenlebens von Menschen aus: Im Grunde genommen lebt jeder in seiner eigenen Realität, die er durch diverse Filter wahrnimmt.
    Die Filter unserer Wahrnehmung sind unterschiedlich beschaffen und hängen von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel:
Ausbildung und Allgemeinbildung
Erfahrungen, Erlebnisse, Einstellungen
Aktuelle Bedürfnisse und Interessen
Grad der Aufmerksamkeit oder Ablenkung
Körperliche und geistige Voraussetzungen
    All diese Faktoren sind bei jedem Menschen anders. Und manchmal wechseln sie auch noch im Sekundentakt — zum Beispiel
was die aktuellen Bedürfnisse und Interessen betrifft. Die logische Folge: Unsere Wahrnehmung ist selektiv und lückenhaft.
    Unser Gehirn jedoch füllt diese Wahrnehmungslücken auf. Dazu verwendet es jene Information, die es am wahrscheinlichsten für richtig hält. Und was unser Gehirn am wahrscheinlichsten für richtig hält, das hängt ab von unseren Erfahrungen, Erlebnissen, Ausbildung, Allgemeinbildung, Interessen, Bedürfnissen …
    Woran denken Sie, wenn Sie das Wort Korb hören? Ein Familienmanager würde wahrscheinlich an einen Einkaufskorb denken, eine Imkerin an einen Bienenstock und jemand, der letzte Nacht in einer Disco abgeblitzt ist, hat seine ganz eigenen Erfahrungen mit Körben gemacht. Ein Wort. Verschiedene Bilder. Weil wir alle anders sind.
    Das, woran wir glauben, ist in diesem Moment wahr für uns. Unser dienstbeflissenes Gehirn möchte uns gern in diesem Glauben unterstützen und googelt den ganzen Tag nach Belegen für diese »Believes«, wie Glaubenssätze auch genannt werden. Und natürlich findet es Belege. Bei Google findet sich immer was. Diese Belege bestärken unsere Glaubenssätze, und wir merken nicht, dass wir ständig das Tempo erhöhen, mit dem wir in die Sackgasse rasen. Ein gefährlicher Irrtum für Agenten! Wir sind ja auch nur Menschen.
    Sehen Sie die blühende Wiese da vorne? Das ist nicht bloß eine blühende Wiese, wie Sie im ersten Moment vielleicht vermutet haben.
    Das ist ein wunderbarer Platz für ein Picknick, stellt die Mutter mit ihren zwei Kindern fest.
    Der Junge mit dem Modellflieger sieht in der Wiese eine optimale Landebahn.
    Der Bauer fragt sich, wann es regnet.
    Der Allergiker niest.
    Der Werbefotograf denkt an das Auto, das er fotografieren soll.
    Die Architektin überlegt, ob es hier Wasser gibt.
    Das Pärchen findet die Wiese erst recht einladend.
    Und dann gibt es natürlich noch den Blick von der Wiesenoberfläche in den Wiesenuntergrund — vom Makro- in den Mikrokosmos. So viele Welten und Welt-Ansichten. Was ist wahr? Wer hat Recht?
    »Menschen neigen dazu, ihre Wahrnehmungen zu bestätigen. Den Vorurteilen entsprechende Beobachtungen werden überbewertet, so dass unser Vorurteil sich scheinbar bestätigt. Wenn wir zum Beispiel der Meinung sind, alle Araber seien aggressiv, werden wir einen leicht gereizten Ton in der Stimme eines Arabers als Aggressivität auffassen und damit unsere Meinung bestätigt sehen. Sind wir jedoch der Überzeugung, alle Chinesen seien höflich, werden wir einen leicht gereizten Ton in der Stimme eines Chinesen nur schwach wahrnehmen und stattdessen das kurze Lächeln, das er einem Passanten zugeworfen hat, besonders stark registrieren und somit zu dem Schluss kommen, dass unsere vorherige Überzeugung der Wahrheit entspricht.«
    Quelle: Nachrichtendienstpsychologie, Band 1
    Marielle ist nervös. Jürgen ist noch immer nicht da, obwohl er zugesagt hat, abends zu ihr zu kommen. Marielle ist unsterblich in Jürgen verliebt. Je länger sie wartet, desto nervöser wird sie. Sie steht am Fenster, rennt auf und ab, zupft an ihrer Frisur herum und fühlt sich immer unattraktiver. In der Küche köchelt das Chili vor sich hin. Extra für Jürgen. Das weiß er zwar nicht, aber er freut sich bestimmt, nach einem langen Arbeitstag. Hat er nicht mal
gesagt, er würde so gern in Mexiko Urlaub machen? Vielleicht mit Marielle? … Aber wenn

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