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Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Titel: Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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die Fahrzeuge leer, mal mit einer Tarnladung aus Melonen, Erdbeeren oder Hausrat. Der Transport wurde je nach Wert der Ladung von mindestens zwei, bisweilen sogar drei Begleitfahrzeugen abgesichert, die die heiße Ladung schützen und deren reibungslosen
Transport gewährleisten sollten. Das größte Risiko trugen dabei die Fahrer der Transportfahrzeuge. Im Ostblock droht stets die Gefahr, von rivalisierenden Banden überfallen und um die wertvolle Ware erleichtert zu werden. Im Westen besteht das Risiko darin, an die Ermittlungsbehörden verraten und abgefischt oder zufällig gestellt zu werden. Bisher waren die Fahrzeuge samt Ladung vor den Toren Hamburgs an wechselnden Orten geparkt worden, meistens in einem abgelegenen Industriegebiet, und die Begleitfahrzeuge wurden abgezogen. Damit endete die Zugangslage der Quelle Nord. Bisher.
    Gespannt legte ich den Bericht der Analyse zur Seite und wandte mich dem zweiten Bericht zu, in dem Nord detailliert die Ereignisse jenes Abends schilderte. Verfasser des Berichts war der Beschaffer des V-Mannes. Nord hatte gemeldet, dass der jüngste Transport nicht so routiniert wie gewöhnlich ablief. Ständig klingelten Mobiltelefone, Spannung lag in der Luft, der Fahrzeugkonvoi hielt auf Aufforderung aus eigenen Kreisen mehrfach an. Einmal wurde er sogar kurzfristig umgeleitet. Dann musste alles schneller gehen als sonst. Der Grund war für Nord nicht ersichtlich. Irgendwo schien es Probleme, eine Warnung oder Unstimmigkeiten gegeben zu haben. In Hamburg wurde das Transportfahrzeug das erste Mal nicht bei Nacht und Nebel abgestellt und verlassen, sondern von zwei Russen in Empfang genommen — im Industriegebiet Reinbek. Nord hatte auch dieses Mal ein Foto gemacht. Er hatte sich also ein zweites Mal den Anweisungen widersetzt. Ja, er kannte unsere Regeln, aber er liebte den Nervenkitzel. Darunter hatte sein V-Mann-Führer öfter mal zu leiden.
    Ich sah mir das Foto lange und genau an. Auf seiner Rückseite las ich: Hamburg Reinbek/Industriegebiet. Zwei Männer standen neben dem Transportfahrzeug, dieses Mal ein VW Kombi. Einer davon
war der Georgier, den ich von dem Foto aus Batumi kannte. Hinter ihnen, etwas abseits, stand ein weiterer Mann: Tichow. Auf diesem Foto begegnete ich dem athletischen Mann mit dunkelblonder Stoppelfrisur und dem markanten Gesicht zum zweiten Mal. Ich schätzte ihn auf Ende zwanzig, Anfang dreißig. Wieder rauchte er scheinbar genüsslich und machte keinerlei Anstalten, einen Finger zu rühren. Ein zweiter, jüngerer Mann, wahrscheinlich ebenfalls Russe, setzte sich gerade ans Steuer des Kombi.
    Wer diese beiden Russen waren und welche Funktion sie innerhalb der Organisation hatten, konnte Nord nicht berichten. Als einfacher Begleitfahrer hatte er nicht den Status, dies zu erfahren. Die Abschottung nach innen funktionierte perfekt. Obwohl Nord berühmt-berüchtigt für sein geschicktes und kreatives Vorgehen beim Ausforschen war, konnte er in diesem Fall weder die Mobilfunknummern noch die Vornamen der beiden neuen Köpfe in Erfahrung bringen. Dennoch hatte er wertvolle Arbeit geleistet. Er hatte uns dieses Foto geliefert, ein weiteres kleines, aber entscheidendes Puzzleteil. Wie wichtig ausgerechnet dieses eigentlich verbotene Beweisstück war, konnte Nord nicht wissen — und er würde es auch niemals erfahren.
    »Information ist eine Angriffs- und Verteidigungswaffe. Gezielt eingesetzt, kann sie Stäbe und Institutionen destabilisieren, existenziell bedrohen, aber auch Präventivschläge vorbereiten und Krisen bewältigen. Daher ist Information für die Arbeit der Nachrichtendienste geradezu omnipotent.«
    Quelle: Nachrichtendienstpsychologie, Band 3
    Nun galt es, mehr über die Männer auf den Fotos herauszufinden. Besonders waren wir an dem Mann interessiert, der offensichtlich das Sagen hatte: Tichow. Wir leiteten also verdeckte Ermittlungen
ein. Die Mafia hat ihre Ohren überall. Sie ist aufmerksam. Sie hört das Gras wachsen. Beim geringsten Verdacht werden alle Aktivitäten eingestellt oder auf andere Orte und Routen verlagert. Verdächtige Köpfe werden sofort aus der Informationskette entfernt und ausgetauscht. Das mussten wir unter allen Umständen vermeiden. Sabine und ihr Team aus der technischen Abteilung waren spezialisiert auf solche unsichtbaren und unhörbaren Nachforschungen. Stück für Stück wurde so ein Bild zusammengetragen. Die operativen Aufklärungsmaßnahmen ergaben, dass jeder Transport und jede Ladung in einer alten

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