Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)
unten. Oft geht es um die Frage: Wer setzt sich durch, wer ordnet sich unter — gezwungen, freiwillig oder überzeugt, damit genau das Richtige zu tun? Unser Ziel als Agenten ist es, immer auf kooperativer Basis mit anderen zusammenzuarbeiten.
Im Kontakt mit Menschen, denen wir einen geringen oder einen hohen Status zuweisen, verhalten wir uns anders als bei Gleichgesinnten. Deshalb unternimmt der Agent in der Anwerbephase alles, um von seinem potenziellen V-Mann als attraktiv, interessant, anziehend und sympathisch wahrgenommen zu werden — und wechselt dabei je nach Bedarf zwischen hohem und niedrigem Status. Er kann den zukünftigen V-Mann für etwas bewundern, worin dieser besondere Fertigkeiten zeigt. Gleichzeitig kann er seine eigenen Fähigkeiten selbstbewusst ins rechte Licht rücken. Das funktioniert aber nicht durch lautstarke Prahlereien: Ich bin der Größte! Der Sockel eines hohen Status ruht auf der soliden Basis einer selbstbewussten Persönlichkeit. Ausstrahlung, Charakter, Charme, Coolness, Lässigkeit sind nur einige der Attribute, die ihn
bilden und die sich in Körpersprache, Stimme und Auftreten spiegeln. Hinzu kommen die sogenannten Statussymbole, die gezielt eingesetzt werden können, um einen hohen Status zu inszenieren. Die meisten Menschen klassifizieren ihre Mitmenschen auch nach Statussymbolen. Dazu gehören Autos, Häuser, kostspielige Kleidung, Schmuck. Auch Titel — Frau Professor, Herr Doktor — sind gern gesehen. Ein attraktives Äußeres, Sportlichkeit, Spezialwissen und Gesundheit können den Status ebenfalls erhöhen.
In jeder Kommunikation wird um den Status gerungen. Dieses dynamische Hin und Her kann zu unseren Zwecken gesteuert werden. Die Voraussetzung dafür ist das Bewusstsein, wann welcher Status zielführend ist.
Selbstverständlich ist ein Status eng an ein Wertesystem gekoppelt. In einer kriminellen Organisation nimmt derjenige einen hohen Status ein, dessen Strafregister so umfangreich ist, dass er in der Legalität einen niedrigen Status innehat.
Agenten wissen, dass sie mit ihrem gesamten Auftreten fortwährend ihren Status kommunizieren. Es geht nicht darum, stets einen hohen Status zu demonstrieren, denn der hohe Status erntet niedrigere Sympathiewerte. Manchmal muss man sich klar entscheiden, was gerade wichtiger ist: Sich Respekt verschaffen oder Sympathien gewinnen. Je tiefer Sie in eine Mission einsteigen, desto sicherer werden Sie solche Entscheidungen fällen. Das bedeutet, dass Sie das alltägliche Statusgerangel von der unbewussten auf die bewusste Ebene bringen. Dort können Sie von Fall zu Fall entscheiden, wie Sie Ihre Ziele besser erreichen: Mit einem tiefen Status drücken Sie beispielsweise den Wunsch nach Nähe aus, mit einem hohen Status den Wunsch nach Distanz.
Ein Status ist nicht in Stein gemeißelt. Er wechselt ständig, je nachdem, wie wir uns fühlen, wem wir begegnen, wie sich unser
Gegenüber fühlt. Betrachten Sie Status als ein großartiges Transportmittel, das Sie dorthin bringt, wo Sie landen möchten. Bereits jetzt, auch ohne sich jemals zuvor in Ihrem Leben Gedanken über dieses Thema gemacht zu haben, sind Sie ein Statuskünstler. Denken Sie einmal kurz darüber nach, wie viele verschiedene Positionen Sie heute bereits eingenommen haben. Wem sind Sie begegnet? Ihrer Nachbarin, der Bäckereiverkäuferin, Kollegen, dem Chef, der Familie, Freunden, einem Fahrkartenkontrolleur, dem Lehrer Ihres Sohnes … Bei all diesen Menschen haben Sie einen anderen Status inne. Spannend wird es immer dort, wo das Gefälle gering ist und gerangelt wird. Wo der Status feststeht, haben wir wenig Spielraum. Mit einem Vorgesetzten brauchen wir nicht um die Führung zu wetteifern. Das wäre Zeit- und Energieverschwendung. Als Ehemann sieht Ihr Status anders aus als derjenige, den Sie als Sohn Ihrer Mutter kennen und als Tochter dieser Mutter haben Sie einen anderen Status als bei Ihren eigenen Kindern. Das jüngste Kind in der Geschwisterreihe — hier mit einem niedrigen Status — kann in der Schule als Klassensprecher einen hohen Status haben. Status ist wandelbar. Wir ändern unseren Status ständig. Den alten Nachbarn grüßen wir zuerst, während wir darauf warten, dass sein Enkel uns grüßt — tja, da warten wir unter Umständen lang. Wenn wir einem Menschen die Hand zum Gruß hinstrecken und er sie ignoriert, dann rutschen wir erstmal in einen tieferen Status. So wird ein Begrüßungsritual schnell zum Duell. Doch hier im Alltag wird nicht
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