"Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)
weit. Die Premiere konnte starten. Wir liefen in Hümme los. Es waren widrige Wetterbedingungen, ziemlich kalt und es regnete in Strömen. Doch nichts konnte uns von unserem Vorhaben abbringen.
In Deisel waren wir schon alle bis auf die Haut durchnässt. Aber trotzdem machte es allen viel Spaß. Kurz vor Wülmersen fingen wir Frauen an zu frotzeln, dass wir doch nur einen Halbmarathon laufen wollen und wir doch langsam mal umdrehen müssten. Uns kam es sehr lang vor. Doch Erich ließ sich nicht erweichen. Wir mussten bis Wülmersen laufen, dort eine Ehrenrunde drehen und dann erst endlich zurück laufen. Auf dem Rückweg sahen wir sehr viele Salamander und Frösche, die sich offensichtlich sehr viel wohler fühlten bei diesem nassen Wetter.
Auf dem Rückweg durch Trendelburg versuchte Erich uns schmackhaft zu machen auch noch unbedingt über die „Breite Wiese“ zu laufen. Gudrun und ich waren überhaupt nicht begeistert, doch Erichließ keine Schwäche zu. Also quälten wir uns die ca. 2,5km elende, lange Gerade über die „Breite Wiese“ und waren nach 2:17 h wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt. Völlig durchnässt, erschöpft, aber stolz und zufrieden beglückwünschten wir uns zu unserem ersten Halbmarathon.
Nun konnte der Halbmarathon in Kassel kommen. Nach vielen weiteren mehr oder weniger intensiven Trainingseinheiten war das Wochenende endlich da. Mein Mann hat diesen Termin auch herbeigesehnt, da es für mich nur noch das Thema Kassel-Marathon gab. Ich holte Gabor am Tag davor ab. Wir fuhren zusammen nach Kassel in die Messehallen, um unsere Startunterlagen abzuholen. Allein das war schon riesig aufregend. In den Hallen gab es eine kleine Messe rund um das Laufen. Man konnte Schuhe, Bekleidung, usw. kaufen. Wir schauten uns ein wenig um und haben dann unseren Kleiderbeutel abgeholt. Wir bekamen auch Gutscheine für die Nudelparty und ein Getränk ausgehändigt. Die Nudelparty haben wir mitgenommen. Es herrschte eine tolle Stimmung in den Hallen. Überall waren Menschen mit den roten Kleiderbeuteln unterwegs und eine gewisse Nervosität war bereits zu spüren. Draußen vor den Hallen war man mit dem Aufbau des Start- und Zielbereiches beschäftigt. Ehrfurchtsvoll sahen wir uns alles an. Dort würden wir morgen über die Ziellinie laufen.
Nach einer schlaflosen Nacht war es endlich soweit! Morgens um 6 Uhr holten mich Gabor und Lilo ab. Bei Erich angekommen erfuhren wir, dass er erst drei Stunden zuvor nach Hause gekommen war. In Hümme war Heimatfest! In aufgekratzter Stimmung ging es nach Kassel. Dort holten wir noch einen Arbeitskollegen von Erich ab. Mitvoll besetztem Auto und super Stimmung fuhren wir auf Umwegen wegen etlichen bereits gesperrt Strassen zu den Messehallen.
Nach erfolgreicher Parkplatzsuche enterten wir zuerst ein Dixi. Wir standen hinter den Messehallen, wo später die Versorgungsstelle für die ankommenden Läufer war, und konnten das Eintreffen der Stars beobachten. Sie wurden mit Limousinen und Chauffeur gebracht. Ehrfürchtig sahen wir uns die Spitzenläufer aus Kenia an. Klein, schlank, muskulös und unglaublich drahtig stiegen sie aus. „Das sind sie“, flüsterten wir, „vor denen müssen wir im Ziel sein“. Diese Läufer brauchen für die Marathonstrecke so lang wie wir für die halbe Strecke. Also war unser aller Ziel vor den „Schwarzen“ ins Ziel zu laufen.
Eine gute halbe Stunde vor dem Start gaben wir unsere Wechselkleidung in den roten Kleiderbeuteln ab. Wir befestigten unsere Startnummern und gingen in den Startbereich. Schnell suchten alle noch mal ein Dixi auf. Dort hatten sich mittlerweile lange Schlangen gebildet. Noch ein bisschen warmlaufen und schon standen wir unter 6000 anderen Läufern am Start. Es war ein überwältigendes Gefühl. Überall herrschte aufgekratzte Stimmung. Als endlich der Startschuss fiel, brach Jubel los. Aber noch bewegte sich nichts. Erst fünf Minuten nach dem Startschuss erreichten wir gehend die Startlinie. Nun war es endlich soweit!
Auf den ersten zwei Kilometern blieben wir zusammen. Erich konnten wir schließlich dazu ermuntern, schneller vorweg zu laufen. Gabor, Norbert und ich blieben die nächsten Kilometer zusammen. Wir genossen die Stimmung an der Strecke und waren froh und stolzdabei zu sein. Kurz vor der Friedrich-Ebert-Strasse musste Norbert abreißen lassen. Gabor und ich liefen noch ein paar hundert Meter zusammen, bis auch Gabor mir zu verstehen gab, dass er das Tempo nicht mehr halten konnte. Nun lief
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