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"Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)

"Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)

Titel: "Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mahlstedt
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über meinen jungen, hübschen und höflichen Begleiter. In der Menschenmenge haben wir uns verabschiedet. Später nahm ich ein "erfrischendes Bad" im Toten Meer. Da traf mich mein freundlicher Sportler erstaunlicher Weise wieder und fragte mich höflich, ob er ein Bild von mir machen dürfe. Sein Freund hatte eine Kamera. Natürlich durfte er.
    Es war eines meiner schönsten Erlebnisse bei einem Lauf in einem fremden, aber schönen Land. Nicht so oft werden Frauen meines Alters nach dem Lauf zu einem Fototermin geladen. Jordanien, Amman und die Stadt Petra einschließlich Halbmarathon werden mir immer in guter Erinnerung bleiben.

Susanne Mahlstedt
Die Eroberung des Nutzlosen
    Es gab drei klar definierte Beweggründe - im Nachhinein allerdings kaum noch nachvollziehbare - am ersten Hammer 6-Tagelauf im Juli 2008 teilzunehmen und damit läuferisch absolutes Neuland zu betreten. Sechs Tage und Nächte nur auf der Bahn zu laufen war für mich vorher unvorstellbar gewesen. Mehrtageslauf-Erfahrungen hatte ich zwar schon vom Deutschlandlauf. Aber hier sollte es nachts keine festen Ruhezeiten geben und auch kein Laufen von A nach B in ständig wechselnder Landschaft, sondern nur eine 400-m-Aschenbahn, 144 Stunden lang.
    Ich erinnere noch sehr genau, dass ich zu Beginn der Veranstaltung fast euphorisch war. Die Sonne schien, aber es war nicht zu heiß. Alles wirkte trotz Bedenken geradezu perfekt. Aufgrund des geringen Tempos fühlt man am Anfang ja auch keinerlei Anstrengung. Zu Beginn haben alle Läufer viel erzählt und sich ein bisschen kennen gelernt bis auf den Schotten William, der einsam von Anfang an ein wenig verbissen seine Runden drehte. Wahrscheinlich war überall Erleichterung spürbar, dass das Unvorstellbare nun Realität wurde. Am ersten Abend stand das Fußball-WM-Finale an, auf das einige Läufer nicht verzichten wollten. Andere, wie ich auch, drehten weiter ihre Runden, völlig unbeeindruckt vom Spiel der deutschen Mannschaft, das ziemlich unspektakulär verloren wurde.
    Die Veranstaltung war gut organisiert. Morgens von sechs bis acht Uhr gab es ein reichhaltiges Frühstück mit Brötchen, Rührei, Schinken, Käse, Marmelade und Müsli, mittags und abendsabwechslungsreiches warmes Essen, um Mitternacht noch ein heißes Süppchen. Fürs leibliche Wohl war also gesorgt. Die meisten Helfer stammten aus dem veranstaltenden Fußballverein Bockum-Hövel und hatten somit eigentlich keine Beziehung zum Ultralaufen. Sie waren aber alle unglaublich bemüht und hilfsbereit. Kein Wunsch war ihnen zu groß. Eine Helferin ist beispielsweise spät abends noch nach Hause gefahren, um mir ihren Blasen- und Nierentee zu holen. Ein junger Mann aus dem Verein stand in seinen Arbeitspausen immer mal wieder am Geländer und sah unserem Treiben kopfschüttelnd zu, freundlich grinsend, sechs Tage lang. Er wurde wie so vieles andere zu einem Fixpunkt für die Läufer. Am letzten Tag musste ich ihn fragen, warum er nicht mehr mit dem Kopf schüttelte, woraufhin er sofort wieder damit begann. Meine kleine Welt jener Tage war wieder in Ordnung.
    Die Verpflegungsstelle nach der elektronischen Rundennahme am Bahnrand war für die meisten sicherlich der beliebteste Anlaufpunkt unter den Helfern. Hier wurde Tag und Nacht heißer Tee und Kaffee gekocht, Melonen, Äpfel, Tomaten geschnitten und allerlei Anderes zum Essen nebenbei gereicht. Der Betreiber einer Ultralauf-Seite im Internet, Stephan Isringhausen, hatte sich extra Urlaub genommen und war mit Hund Birke vor Ort. Ihre Stöckchen-Spiele inmitten der Laufbahn zu beobachten war eine willkommene Abwechslung. Unmittelbar nach der vollen Stunde waren für die interessierten Verfolger vor den häuslichen oder dienstlichen Bildschirmen die stündlichen Kilometer-Leistungen im Netz. Stephan hat auch den Service geboten, Mailgrüße an die Strecke zu bringen. So konnte Unterstützung von zuhause auf die Strecke gelangen.
    Ich fand nicht einmal sonderlich tragisch, dass die Turnhalle zum Schlafen ca. 130 Meter weit von der Bahn und die Toilette sowie das Vereinsheim für die drei Mahlzeiten 20 Meter entfernt waren. Bei manchen Läufen stehen Dixi-Klos direkt an der Bahn. Das ist für Rekorde wichtig, da man keine Meter verliert. Die Aschenbahn war in der Hitze der kommenden Tage sehr, sehr staubig. Die rote Asche hat sich noch Monate hartnäckig in den Schuhen gehalten. Nach einem wolkenbruchartigen Regenfall war sie dagegen vollkommen überschwemmt. Gegen die unterschiedlichen

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