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"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)

"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)

Titel: "ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertolt Brecht , Helene Weigel , Wolfgang Jeske , Erdmut Wizisla
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Monica, 1. August.
 
    Erklärung: Frau Hella Wuolijoki erzählte mir mehrmals, daß sie auf Wunsch der finnischen Regierung Dinners veranstaltete, auf denen finnische und russische Handelsvertreter Kontakt nahmen. Sie sagte mir, daß an diesem Kontakt auch die Russen interessiert seien und daß Herr Terentjew von der Sowjethandelsvertretung ihr Weine für die Dinners versprochen habe, sie aber dann nicht beschaffen konnte, so daß sie selber Weine zu kaufen hatte. Herr Terentjew versprach jedoch, wie mir Frau Wuolijoki erzählte, ihr diese Ausgaben zu ersetzen. Daß Frau Wuolijoki irgendeine fixe Summe von der Handelsvertretung der Sowjets zugesagt bekommen hat, hat Frau Wuolijoki mir niemals gesagt. Die näheren Details der Abmachung, wie Herr Terentjew das für Frau Steffin ausgelegte Geld und das Geld für die Weine auszahlen sollte, sind mir nicht erinnerlich.
 
    Ich habe das »Aurora«-Gedicht erst gestern gefunden, es wird zur selben Zeit eintreffen. Aber schreib mir bitte auf jeden Fall, was Du machst, weil die Screen Writers' Guild hier auch daran interessiert ist und ich daher wissen muß, was aus New York unternommen wird.
    Machs gut, alle lassen grüßen, Du wirst überall vermißt
    HELLI
    Nr. 130
    BIN WIEDER GESUND BITTE SENDE BÜHNENFASSUNG FURCHT UND ELEND GENANNT PRIVATE LIFE UND REYHERS ÜBERSETZUNG DER VERBINDENDEN VERSE
    BIDI
    Nr. 138
    BERGNER IN VERMONT UND VERLASSE NEW YORK DONNERSTAG 5-30 NACH SANTA MONICA GRÜSSE
    BIDI
    Nr. 160
    AN BERGNER SAH ICH WAS FÜR EINE SCHAUSPIELERIN DU BIST WAS LAUGHTON ANGEHT UNGLÜCKLICH DAS LAND

Nachbemerkung
    In Gegenwart anderer sagt er »die Weigel« und sie »Brecht«. So beginnen manchmal auch ihre Briefe, meist redet sie ihn aber mit Bert an und unterzeichnet mit Helli. Er schreibt fast immer Helli, manchmal Heli und in den ersten Jahren Helle oder Helletier. Unter die Briefe setzt er sein kleines b, bert, oder bidi, wie er in der Familie genannt wird. Vor seiner Unterschrift findet sich häufig die Zeile »ich küsse dich«, als zärtliche Formel abgekürzt zu »i. k. d.«; sie weiß, was das heißt.
    Die hier gedruckten Briefe stammen aus einem Zeitraum von dreiunddreißig Jahren, von denen das Paar siebenundzwanzig verheiratet ist. Sie sind das Dokument einer Liebe, die in Berlin beginnt, als er sich anschickt, die Theater der Hauptstadt und des restlichen Landes zu erobern. Sie erzählen die Geschichte einer Familie, die, kaum daß sie vollständig ist, von Land zu Land ziehen muß, ständig auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum, Arbeitsmöglichkeiten und Kontakten. Sie zeigen eine Künstlerbeziehung, deren Kern, allen Widrigkeiten zum Trotz, der Glaube an sein Werk, ihre Schauspielkunst und das gemeinsame Theaterprojekt war. Unbedingt ist beider Wille, ihre Berufe auszuüben. Ihr wird es im Exil nicht möglich, die spärlichen Ausnahmen machen den Schmerz nur heftiger. »Meine idiotische Existenz hängt mir sehr zum Hals raus«, schreibt sie im Februar 1937 an Erwin Piscator. »Ich war und bin auch noch immer eine brauchbare Person, und der Winterschlaf dauert zu lange.« Er hat kein Theater, kann kaum inszenieren, aber er schreibt, für die Schublade und manchmal für den Druck in seiner und in fremden Sprachen.
    Wann schreibt sich ein Paar Briefe, das die meiste Zeit in unmittelbarer Nähe zueinander lebt? Wenn sie ihre Elternin Wien besucht, er sich, um arbeiten zu können, zu seinem Vater nach Augsburg oder mit Kollegen nach Südfrankreich zurückzieht, wenn er Theaterverbindungen in Moskau knüpft, in London Geld bei einem Film verdient, in New York inszeniert, in Paris den Dreigroschenroman vollendet. Oder wenn sie dort auf der Bühne steht, ihm Bericht erstattet und dann, rastlos und vergeblich, versucht, Rollen im deutschen Exiltheater in Prag oder Zürich zu bekommen, während er schon wieder in den dänischen Exilort zurückgekehrt ist, sie wissen läßt, wie die Geburtstage der Kinder verlaufen sind, um dann mit dem Sohn Steff eine Resolution zu verfassen, in der ein gewisser »Gatten- und Söhnerat« die werte Genossin auffordert, nach Erledigung ihrer Obliegenheiten ohne Verzug zurückzukehren und ihre Tätigkeit in der Familie wieder aufzunehmen.
    Wenn sie an einem Ort sind, greifen sie zum Papier in Konfliktsituationen. Er in Berlin, am Neujahrstag 1933: »ich schreibe, statt zu sprechen, weil das leichter ist, gegen das Sprechen habe ich eine solche Abneigung, das ist immer ein Kämpfen.« Sie in Santa Monica, vielleicht 1944:

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