Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
man einfach gar nicht anders als mitlachen.«
»Ist doch aber schön, wenn man mit jemandem lachen kann«, verteidige ich mich.
»Ja«, gibt Tante Ilse mir recht. »Aber wenn es das Einzige ist, ist das für eine Beziehung doch ein bisschen wenig.«
»Ich finde, da reduzierst du die Männer, mit denen ich bisher zusammen war, ein kleines bisschen.«
»Sicher, das tue ich. Was ich euch beiden damit einfach nur erklären will: Das, was ihr immer wieder erlebt, ist Verliebtheit. Nur ist das nicht das Gleiche wie Liebe. Für eine lang andauernde Partnerschaft braucht es mehr als nur tanzende Hormone. Von beiden Seiten. Denn wenn die Hormone sich nach den ersten Monaten beruhigt haben und sonst nichts übrig bleibt – dann ist eben Schluss.«
»Also echt«, meldet Ingo sich jetzt mal wieder zu Wort. »Man kann sich doch nicht aussuchen, in wen man sich verliebt!«
»Nein, das nicht«, meint Tante Ilse. »Aber man kann sich aussuchen, auf wen man sich wirklich einlässt. Indem man nämlich nicht nur sein Herz und seinen Bauch befragt, sondern auch mal den Kopf einschaltet.«
»Also«, meine ich, »Tom wäre genau der richtige Mann für mich gewesen. Da bin ich sicher.«
»Schätzchen!« Jetzt guckt Tante Ilse fast mitleidig. »Wie lange war Tom von seiner Freundin getrennt, als du ihn kennengelernt hast?«
»Drei Tage«, gebe ich zu.
»Und wie lange war er zuvor mit seiner Freundin zusammen?«
»Sieben Jahren.«
»Und wer hat sich getrennt?«
»Sie sich von ihm.«
»Hat er die Trennung auch gewollt?« Vor meinem geistigen Auge sehe ich Tom vor mir und erinnere mich daran, wie wir uns das erste Mal begegnet sind. Das war nachts um zwei. In einer Kiezkneipe. Tom war schon ziemlich angeschlagen und schüttete mir aus Versehen sein Bier über die Jacke. So kamen wir ins Gespräch, sofern man es als Gespräch bezeichnen kann, wenn einer von beiden schon deutliche Artikulationsschwierigkeiten hat und eigentlich immer nur etwas nuschelt wie: »Meine Ex ist eine blöde Kuh!« Da hat er mir eben leid getan. Und ich fand ihn süß. Und als er mich zwei Tage später anrief, nachdem ich ihm meine Nummer gegeben hatte – na, da musste ich doch wohl denken, dass er zumindest interessiert ist. Und in den sechs Wochen, die wir zusammen waren, hat er auch nur sehr selten über seine Exfreundin gesprochen.
»Nein, er hat die Trennung nicht gewollt«, beantworte ich Tante Ilses Frage.
»Du musst doch zugeben, dass du von Anfang an hättest ahnen können, dass die Geschichte mit Tom möglicherweise kein gutes Ende nimmt. Das heißt nicht, dass sie gar keine Chance hatte – aber vielleicht wäre es schlauer gewesen, sich mit seinen Gefühlen zumindest erst einmal etwas zurückzuhalten, bevor man sich komplett hineinstürzt. Denn die Ausgangslage war ja nun alles andere als perfekt.« Okay, wenn man es so darstellt wie Tante Ilse, klingt es tatsächlich eher suboptimal. »Und deine anderen Beziehungen liefen doch so ähnlich ab. Du siehst dich immer nur nach Männern um, die sich dir entziehen, die noch gar nicht wirklich frei sind oder eigentlich lieber Single bleiben wollen. So wird es nichts werden.«
»Aber ich war halt verliebt«, betone ich. »Was hätte ich denn tun sollen?«
»Abwarten und dein Herz ein bisschen länger festhalten, bis du weißt, ob es sich lohnt, deine Gefühle zu investieren.«
»Mama und Papa haben damals auch nicht abgewartet!«-
Ilse rollt mit den Augen. »Ach Gott, ja, diese Geschichte! Das passiert vielleicht einmal unter einer Million Paaren. Glaub mir, ich hab ja täglich damit zu tun. Es ist verdammt selten, dass der Blitz einschlägt und man dann tatsächlich feststellt, dass auch die restlichen Voraussetzungen für eine gute Beziehung gegeben sind.«
»Die da wären?«
»Vertrauen, zum Beispiel. Verlässlichkeit. Genug Gemeinsamkeiten. Gegensätze ziehen sich zwar anfangs an, aber auf Dauer vertragen sie sich nicht so gut. Man sollte ähnliche Lebensziele und Interessen haben.«
»Hatte ich mit Andrea!«, wirft Ingo nun ein.
»Ingo«, erwidert sie. »du hast mir am Telefon erzählt, dass Andrea eine quirlige Frau ist, die für ihr Leben gern ausgeht. Gern auch mal unter der Woche, ich glaube, du sprachst davon, dass sie so herrlich unkonventionell ist.«
»Ja, das fand ich faszinierend«, erklärt Ingo.
»Mag sein. Aber du bist eben nicht unkonventionell! Du bist Lehrer und musst jeden Tag um acht Uhr in der Schule sein. Und du bist noch nie gern ausgegangen, am liebsten kochst
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