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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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auch gern.«
    »Wieso?« Ingo grinst. »Die paar Blümchen zusammenbinden kann doch jeder.«
    »He! Pass auf, was du sagst! Ich bin eine Künstlerin.«
    Ingo hebt abwehrend die Hände, weil ich ihm im Spaß mit meiner Faust drohe. »Schon gut, Frau Künstlerin.« Dann wird seine Miene wieder ernst. »Aber es wäre schön, wenn du mit zu mir kommst. Will heute irgendwie nicht allein sein.«
    »Kein Problem, dann nimm mich mit. Ich kann ja vorm Fernseher rumlungern, während du deinen Test korrigierst.«
    »Da habe ich eine bessere Idee.«
    »Nämlich?«
    »Du hilfst mir, dann geht’s nämlich doppelt so schnell, und wir können danach beide vorm Fernseher rumlungern.«
    »Das kommt ja überhaupt nicht infrage!«
     
    Als wir Ingos Wohnung in der Osterstraße erreichen, zögert er kurz, die Tür aufzuschließen.
    »Ach, Mist!«, seufzt er.
    »Was ist denn?«
    »Ich hab ganz vergessen, wie meine Wohnung aussieht. Bin ja gestern direkt nach diesem katastrophalen Essen zu dir gefahren.«
    »Macht doch nichts«, meine ich. »An dein Chaos habe ich mich doch schon längst gewöhnt. Bin ja selbst nicht besser.«
    »Das meine ich nicht.« Dann schließt er die Tür auf, lässt sie nach innen schwingen und bedeutet mir vorzugehen.
    »Wirst schon sehen, was ich meine.«
    Ich gehe hinein, drücke auf den Lichtschalter – und bin platt. Entweder waren die Rosen doch ergiebiger, als ich gedacht hätte, oder Ingo hat irgendwo noch eine Lasterladung dazu gekauft: Überall im Flur liegen kleine, aus Rosenblättern gelegte Herzchen. Dazwischen eine Reihe von Teelichtern, die nur noch entzündet werden müssen. Die Kerzen führen wie ein Wegweiser ins Schlafzimmer.
    »Wow«, entfährt es mir. »Da hast du dir aber Mühe gegeben.«
    Ingo blickt unglücklich auf die Dekoration. »Ja«, stellt er dann fest. »Dabei hat Andrea das nicht mal mehr zu Gesicht bekommen.«
    »Glaube ja nicht, dass das was geändert hätte.«
    Wieder ein unglücklicher Blick von Ingo.
     
    Notiz an mich selbst:
    Wirklich, Carla!
    ERST denken. DANN reden!
     
    »Ich wollte sie nach dem Essen herbringen«, erklärt Ingo. »Und sie dann bitten, kurz vor der Tür zu warten. Dann wäre ich rein, hätte Musik angemacht und die Kerzen entzündet. Und, tja, dann …«
    Ich folge der Spur aus Teelichtern und öffne die Schlafzimmertür. Auch hier überall Rosenblätter und Kerzen, auf dem Bett ein riesiges Herz, in dem – ebenfalls mit Blüten gelegt – steht: Ich liebe dich. Fast muss ich weinen, so schön sieht das aus. Und in diesem Moment wird mir erst so richtig klar, wie sehr Ingo leiden muss. Und wie verliebt er in Andrea offenbar war. Würde ein Mann für mich so etwas tun – ich würde ihn sofort heiraten! Aber ich kenne ja nur Männer, die mich darauf hinweisen, dass ich doch selbst ein Blumengeschäft habe.
    Dann fällt mein Blick auf den Nachttisch, auf dem in einem Sektkühler eine Flasche Champagner und zwei Gläser stehen. Ich gehe zum Bett, schnappe mir die Flasche und halte sie grinsend hoch.
    »Komm«, fordere ich Ingo auf, »wir räumen jetzt die Blumen und die Kerzen weg – und dann vernichten wir die hier.«
    »Gute Idee.«
    »Andrea ist doch selbst schuld, wenn ihr der gute Tropfen hier entgeht.«
    »Genau!«
     
    Natürlich ist es mit dem Geschichtstest dann doch nichts mehr geworden. Als Ingo und ich zwei Stunden später auf seinem Sofa lümmeln und nicht nur die Flasche Schampus, sondern auch noch eine weitere Pulle Rotwein aus seinen Vorräten getrunken haben (nachmittags um vier, wohlgemerkt!), müssen wir beide so stark schielen, dass wir unmöglich noch beurteilen können, welches Kreuzchen wo gemacht wurde.
    »Is mir auch egal«, lallt Ingo, als ich ihn frage, ob es schlimm ist, wenn die Schüler den Test morgen nicht zurückbekommen.
    »Müssn die Gören halt bis Montag wartn. Isch muss Prioritäten setzen.«
    »Jawoll«, gebe ich ihm recht und merke, dass meine Zunge auch schon ziemlich schwer ist. Wenn uns jetzt einer sehen würde, wie wir beide mitten am Tag besoffen auf dem Sofa liegen – asozial wäre vermutlich noch eine nette Beschreibung für den Anblick, den wir bieten. Aber sieht uns ja keiner. Auch ein Vorteil des Single-Daseins. Man muss sich für niemanden mehr zusammenreißen und kann einfach mal so sein, wie man ist. Nix mehr mit Aufstylen, nix mehr mit auf die Figur achten (gedankenverloren lasse ich eine Hand über meine Hüfte wandern), nix mehr mit Rücksicht nehmen, Kompromisse eingehen.
    Ich erzähle Ingo von

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