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Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Titel: Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean C. Delis , Cassandra Phillips
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kenne ich doch zu viele verläßliche Daten, um anzunehmen, daß uns alles von der Natur aufgezwungen ist. Es gibt den Beweis, daß die meisten Einzelgänger in der Kindheit emotional »ausgebrannt« wurden. Bei Jonathan war es sicher so.
    Â»Mein Vater war Alkoholiker, und ich wußte nie, wie er sich mir gegenüber verhalten würde. Gelegentlich war er nett, aber meistens war er einfach nur betrunken, böse und verbittert. Er brüllte mich grundlos an. Ich weiß nicht, warum ausgerechnet ich immer alles abbekam. Er schrie meine Schwester oder meine Mom nie an. Eins störte mich – Mom saß immer da und tat so, als ob nichts wäre. Manchmal hatte ich genug und brüllte zurück – das war immer ein Fehler. Der einzige Ort, an dem ich mich sicher fühlte, war mein Zimmer. Ich war handwerklich geschickt und installierte einen Riegel an meiner Tür, als ich acht war.«
    Der Einzelgänger empfindet natürlich Wut, weil er von seiner Familie emotional ausgegrenzt wird. Doch anders als die meisten Überlegenen glaubt er, nicht das Recht zu haben, wütend zu sein. Da er das einzige Kind ist, das von seinen Eltern keine Liebe bekommt, fühlt er sich irgendwie fehlerhaft. Kurz gesagt: Der Einzelgänger wird Überlegener, weil er sich so verletzlich fühlt wie ein Unterlegener. Statt die Strategien eines Überlegenen zu nutzen, zieht er sich zurück und versucht die Situation zu kontrollieren, indem er sich absetzt. Er entwickelt unbewußt den Glauben, daß er in der Einsamkeit am sichersten vor anderen Menschen ist. Da er einen distanzierten interpersonellen Stil annimmt, bietet oder sucht er nur selten emotionale Nähe. Sein Verhalten reflektiert die traurige Lektion, die er schon als Kind lernte: »Wenn man Menschen nahe kommt, wird man verletzt und abgewiesen.«
    Für manche Einzelgänger erfolgt die traumatischste Zurückweisung innerhalb ihrer sozialen Gruppe. Da sie allein spielen, macht man sich über sie lustig und grenzt sie aus. Aber selbst diese Einzelgänger bekommen daheim nicht die emotionale Unterstützung, die ihr Selbstbewußtsein wieder hebt.
    Wie Jonathan hatten viele Einzelgänger eine Erziehung, die weder konsequent noch stützend war. Jonathan wußte nie, wann sein Vater ihn wieder schlagen würde. Um zu überleben, war er gezwungen sich auf seine Vorsicht zu verlassen – was in der extremsten Form zu Mißtrauen wird. Er wurde übermäßig wachsam, registrierte jedes winzige Zeichen, das signalisierte, ob sein Vater einen Wutausbruch bekam. Wann immer Jonathan sah, daß die Kiefermuskeln seines Vaters sich zusammenzogen, floh er so schnell und leise wie möglich.
    Um den Schmerz der Zurückweisung zu lindern, träumen viele dieser Kinder von brillanten Karrieren – von einem erfüllten Leben, das ihnen Liebe und Lob einbringt. Manchmal werden diese Phantasien wahr, nämlich wenn das Kind seine Wut auf das Erreichen hochgesteckter Ziele richtet.
    Der Einzelgänger und die Liebe.
    Der Einzelgänger will in zwei entgegengesetzte Richtungen. Einsamkeit und sexueller Drang treiben ihn dazu, sich zu verlieben, während seine tiefverwurzelte Angst, jemandem zu nahe zu kommen und sich wieder die Finger zu verbrennen, ihn davon abhält. Er schließt einen Kompromiß, indem er eine passive interpersonelle Strategie benutzt. Es ist typisch für ihn, daß er darauf wartet, daß der Partner den ersten Schritt macht. Die daraus resultierende Distanz ermöglicht es ihm, eine Beziehung aus der Machtposition heraus anzufangen und bewußt weniger zu geben als der Partner. Unglücklicherweise fällt diese Methode oft auf ihn zurück. Jonathan beschrieb mir eine Episode, die das übliche Verhaltensmuster eines Einzelgängers klarmacht.
    Â»Ein paarmal in der Woche jogge ich. Und wissen Sie, man trifft jedesmal die gleichen Leute. Da war eine nette Frau; sie war eine wirklich gute Läuferin, und ich interessierte mich auch für sie. Sie machte sich ein bißchen an mich heran, schlug vor, daß wir mal einen Kaffee zusammen trinken sollten. Ich war erfreut, hielt mich aber noch ein wenig zurück. Na egal, das ging zwei Wochen lang so, bevor ich endlich den Nerv hatte, sie zu bitten, mit mir auszugehen. Aber, als ob ich es nicht gewußt hätte – genau an diesem Tag joggte sie mit einem anderen Kerl. Ich hatte das Gefühl,als ob

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