Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
verabschieden. Dann fragen Sie Ihren Partner, wieviel Nähe er will, und versuchen Sie festzustellen, wo die Bedürfnisse nach Nähe mit Ihrem Verlangen nach Einsamkeit kollidieren könnten.
Partner brauchen keine identischen Bedürfnisse nach Nähe oder Einsamkeit. Aber wenn sich diese Bedürfnisse unterscheiden, müssen Sie vorsichtig sein, um nicht die Dynamik der paradoxen Leidenschaft in Gang zu setzen. Wieder sind Kommunikation und Kompromisse der Schlüssel, um zu einer beide Seiten befriedigenden Interaktion zu gelangen. Ich habe mit vielen Paaren gearbeitet, die unterschiedliche emotionale Bedürfnisse hatten und doch fähig waren, erfolgreiche Kompromisse zu schlieÃen.
Wenn Sie den Drang verspüren, vor Ihrem Partner zu flüchten â und das wird ab und an so sein â, fordern Sie den Impuls mit diesem neuen Motto heraus: Auch ich brauche Nähe. Diese Haltung wird Ihnen helfen, Ihr Einzelgängertum mit dem normalen Verlangen, sich zu binden und emotionale Risiken auf sich zu nehmen, auszugleichen.
Manchmal werden Sie glauben, daà Sie alles haarklein ausgehandelt haben â aber in der Praxis fühlt sich der eine â oder beide â weiter emotional vernachlässigt. Vielleicht ist das der Punkt, an dem es bei Ihnen in der Beziehung hapert. Aber zumindest sind Sie mit Ihrem Partner offen und direkt umgegangen. Sie sind dann nicht überstürzt »ausgestiegen«, wie Jonathan es bei Deborah tat.
Wie die meisten Ãberlegenen, kann den Einzelgängern eine Therapie sehr guttun, aber sie erklären sich nur höchst ungern dazu bereit. Die gleichen Punkte, die sie davon abhalten, sich an andere zu binden â MiÃtrauen, Angst, etwas preiszugeben, Einsamkeit aufgeben â, läÃt sie vor einer Therapie zurückschrecken. Paradoxerweise lassen sich gerade diese Punkte gut therapieren, denn eine Therapie akzeptiert bedingungslos und weist niemanden ab. Besonders wenn Sie sich sehr einsam und isoliert fühlen, empfehle ich Ihnen dringend eine Therapie.
Der Schläger
Jahrelang leitete ich eine Gruppe für Vietnamveteranen in einem Veteranenzentrum der Armee. Bob war ein zweiunddreiÃigjährigerPatient in meiner Gruppe. Er wuchs in einem kleinen Ort mitten in Kalifornien auf. Seine Jugend war gekennzeichnet durch aggressives Verhalten und Schlägereien. Aber nach den MaÃstäben seines Heimatortes verhielt er sich nur wie ein normaler, gesunder Junge. Er war sogar sehr beliebt. Er war der Star des Football- und Ringerteams, und seine feste Freundin war Cheerleaderin.
Bob beendete die High-School, als der Vietnamkrieg auf dem Höhepunkt war. Sein Vater war bei der Marine gewesen, und alle seine Freunde meldeten sich freiwillig. Der Gedanke, daheim zu bleiben, kam ihm nie in den Sinn.
An seinem zweiten Tag in Vietnam wurde sein bester Freund getötet. Er sagte, daà er von da an gefühllos wurde. Das wurde während seines neunmonatigen Aufenthalts stärker und half ihm, das Grauen in Vietnam zu überleben. Er schätzte, daà er ein paar hundert Vietcong getötet hatte. Bei einer Schlacht in der Nähe eines kleinen Ortes lieà ihn der Tod mehrerer Freunde zum »Berserker« werden. Er griff die Ortschaft mit einem Maschinengewehr und Granaten an, wobei er ein paar Frauen und Kinder tötete. Sein Wüten endete, als ein Schrapnellsplitter seinen Bauch aufschlitzte. Diese Verletzung beendete seine Soldatenzeit.
Als er heimkam, versuchte er ein »normales« Leben zu führen. Er bekam einen Job als Landmaschinenmechaniker. Seine Freundin von der High-School hatte geheiratet und war weggezogen. Er heiratete Kate, ein Mädchen, das immer schon für ihn geschwärmt hatte. Sie bekamen zwei Jungen. Doch Bob führte kaum ein normales Leben. Er fühlte sich seiner Umwelt entfremdet.
»Eine Bitterkeit fraà an mir wie ein Gift. Zuerst versuchte ich es durch Trinken wegzubekommen. Aber die Alpträume wurden immer schlimmer. Ich hing in Bars rum und hielt nach Hippies Ausschau, die uns, den Vietnamveteranen, die Schuld für den verfluchten Krieg gaben. Ich trug stets meine alte Marines-Kappe und sobald auch nur einer den leisesten Kommentar dazu machte, schlug ich ihn nieder. Aber am schlimmsten war ich zu Hause. Ich gab Kate für alles die Schuld. Ich kam besoffen wie ein Stinktier heim undschlug sie völlig grundlos zusammen. Und das schlimmste â
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