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Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Titel: Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean C. Delis , Cassandra Phillips
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ihm auffraßen. Ich wurde bald schwanger, und ich frage mich manchmal, ob er mich geheiratet hätte, wenn ich ihn nicht gedrängt hätte.«
    Da sie entschlossen war, Bob zu helfen, »die Probleme zu verarbeiten«, ließ Kate nie in ihrer Fürsorge und Nettigkeit nach, selbst dann nicht, als Bob sie körperlich mißhandelte. Natürlich ermutigte sie ihn noch dazu – aber das wußten beide nicht. Als alles schlimmer wurde, verließ sie ihn endlich. Diese Tat rettete sie beide, weil sie die Krise heraufbeschwor, die beiden Hilfe brachte.
    Das Gleichgewicht halten.
    Wenn Sie in das Verhaltensmuster eines Schlägers verfallen sind, sollten Sie sofort professionelle Hilfe suchen. Ihr Verhaltensmuster ist am schwierigsten aufzubrechen. Zu irgendeinem Zeitpunkt in Ihrer Vergangenheit meinten Sie wahrscheinlich, daß Sie sich nur auf körperliche Aggression verlassen könnten, um Ihr Überleben zu sichern. Aber jetzt wendet sich die Welt wegen dieser Aggression von Ihnen ab. Und das verführt Sie dazu, noch härter zurückzuschlagen. Jedes Selbsthilfebuch wird nur an der Oberfläche dieses Verhaltensmusters kratzen.
    Obwohl Ihnen wahrscheinlich der Gedanke an eine Therapie widerstrebt, bitte ich Sie, einmal zu untersuchen, welche Alternativen Sie haben. Ihr Leben verläuft wahrscheinlich überhaupt nicht so, wie Sie es gerne hätten, und es ist höchst unwahrscheinlich, daß Sie es ohne Unterstützung und Anleitung ändern können.
    Bobs emotionaler Durchbruch fand in unserer Gruppe statt. Als andere Gruppenmitglieder sich couragiert ihren Alpträumen aus Vietnam stellten, begann seine feindselige Haltung zu zerbröckeln. Während einer Sitzung hörte er zu, als ein anderer Mann sich dafür geißelte, daß er einen vietnamesischen Jungen getötet hatte. Bob schrie ihn an: »Das war nicht dein Fehler, Mann. Sie haben versucht, dich umzubringen! Man konnte keinemda trauen.« Er erzählte, daß er dasselbe getan hatte, und da geschah es. All die Erinnerungen und Gefühle, die er hinter seiner Wut verstaut hatte, brachen aus ihm heraus. Er vergrub sein Gesicht in den Händen und zitterte fürchterlich. Er stand auf, um den Raum zu verlassen, aber der Mann, der vor ihm geredet hatte, legte den Arm um ihn. Diese beiden Männer, von Kindheit an darauf geeicht, ihre Verletzbarkeit zu leugnen, auf Töten trainiert und Zeugen eines unaussprechlichen Grauens, waren endlich, zehn Jahre nach dem Krieg, in der Lage, eine heilende Ausgeglichenheit zu finden, die sie nie gekannt hatten.
    Am Ende der Gruppensitzung sagte Bob, daß es in gewissem Sinne viel beängstigender als jede Schlacht in Vietnam gewesen wäre, sich diesen Emotionen zu stellen. Es war ein echter Wendepunkt. In den folgenden Gruppensitzungen und in der Eheberatung mit seiner Frau zwang er sich, seine Maske fallenzulassen und mit seiner emotionalen Lähmung umzugehen. Kurz gesagt: Er benutzte seine interpersonelle Stärke, die Aggression, um die Herausforderungen der Therapie zu bewältigen. Er sagte nach fast jeder schmerzlichen Sitzung, daß er erleichtert sei. Er fühlte sich weniger fremd und gefühllos, einfach »lebendiger«. Gegen Ende seiner Behandlung, hatte er Fähigkeiten eines Unterlegenen angenommen, die ihm ein Gefühl der persönlichen Ausgewogenheit vermittelten. Er hatte nicht mehr das Bedürfnis, sein Heim und seine Heimatstadt in Schlachtfelder zu verwandeln.

15. Kapitel
    Wann man gehen muß
    Ich habe einen Freund, der seine Freundin aus der High-School geheiratet hat. Sie waren füreinander bei jedem Schritt in der Liebe die »ersten«: Die erste Verabredung mit vierzehn, der erste Kuß, der erste »feste« Freund, das erste »Ich liebe dich«, der erste Geschlechtsverkehr. Sie heirateten gleich nach der High-School. Eine sehr tiefe und liebevolle Bindung bestand zwischen ihnen.
    Doch als mein Freund mit dem Magisterstudium anfing, baute sich ein Ungleichgewicht auf. Seine Frau arbeitete als Krankenschwester und vergötterte ihn. Er schätzte ihre Fürsorge, Stabilität und Liebe. Aber in seiner Ehe fehlte etwas, was er mit seinen Freunden und Freundinnen in seinem Studium gemeinsam hatte: Verstand, gemeinsame Interessen und intellektuelle Anteilnahme. Sie bekamen ein Kind, und dadurch kamen sie sich für eine Weile näher. Er empfand immer noch zuweilen in seiner Ehe Befriedigung und

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