Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
ich mich fragen muÃte, ob ich überhaupt fähig bin, jemanden länger als ein paar Monate zu lieben.«
Selbst-Pathologisierung ist eine Form der Selbstbestrafung, und indem man sich bestraft, arbeitet man etwas von der Schuld, die man auf sich lud, weil man jemanden verletzt hat, ab. Das ist eine Art BuÃe.
Darin liegt eine echte Gefahr. Ãberlegene fühlen sich oft vollkommen verantwortlich dafür, daà sie den Unterlegenen nicht mehr lieben â als ob Liebe willentlich beeinfluÃt werden könnte! Das kann so groÃe Selbstverachtung erzeugen, daà man nahezu alles tut, um diesem Gefühl zu entrinnen. Das bedeutet gewöhnlich, daà man sich noch weiter aus der Beziehung zurückzieht. Eine der härtesten Aufgaben in meinem Beruf besteht darin, Ãberlegene dazu zu bringen, sich von ihren Schuldgefühlen wegen der Beziehungsprobleme zu lösen. Ich erinnere sie daran, daà die Unterlegenen auch dafür verantwortlich sind und daà starke Beziehungsdynamik der wahre Schuldige ist.
Wenn die Schuldgefühle sich verringern, fühlt sich der Ãberlegene weniger belastet und wird hoffnungsvoller. Paradoxerweise hat er dann die beste Chance, seine Liebe neu zu beleben, wenn er aufhört, sich die Schuld am Verblassen der Liebe zu geben.
Doch bitte merken Sie sich, daà ich nicht behaupte, man solle nie Schuldgefühle haben. Wenn Ihr Frust gegenüber Ihrem Partner zu MiÃhandlungen geführt hat, dann übermittelt Ihr Schuldgefühl Ihnen eine wichtige Botschaft: Hör damit auf! Aber für die überwiegende Mehrheit meiner Klienten â und für Menschen, die solche Bücher wie dieses lesen â lautet das Problem:Sie fühlen sich schuldig, weil sie »schlechte« Gedanken und Gefühle hegen. (Ich werde in Kapitel 10 Hilfen im Umgang mit Schuldgefühlen besprechen.)
SchuldbewuÃte Frauen
Eine meiner schwersten Aufgaben als Therapeut besteht darin zu versuchen, daà weibliche Ãberlegene sich weniger schuldig fühlen. Von Kindheit an wird Frauen beigebracht, daà Weiblichkeit bedeutet, zu helfen und fürsorglich zu sein. Wut wird als aggressive, männliche, negative Emotion angesehen â sie ist angeblich nicht Bestandteil weiblichen Verhaltens. Obwohl sich diese Erwartungen mittlerweile abgeschwächt haben, sind sie noch immer vorhanden, besonders unter den Frauen um die Vierzig. Deshalb verstecken diese Frauen, wenn sie Ãberlegene werden, ihre Wut hinter Schuldgefühlen, kehren sie nach innen, und sie zerfriÃt sie. Viele dieser Frauen fühlen sich durch den Gedanken, daà sie ihre Beziehungen kontrollieren oder mehr Macht haben als ihre Männer, bedroht. Wie Peg, die ich als »verkappte Ãberlegene« bezeichnete.
Peg hatte, als sie die Unterlegene in der Beziehung war, nur selten Bill gegenüber Ãrger gezeigt. Aber als sie die Ãberlegene wurde, verinnerlichte sie immer noch den meisten Ãrger. Ihre permanenten Schuldgefühle machten sie depressiv, hoffnungslos und dann sogar selbstmordgefährdet.
»An einem Punkt fühlte ich sogar, daà ich zu schlecht war, um weiter zu leben. Können Sie glauben, daà ich mir vorstellte, daà Bill einen Herzinfarkt gehabt hätte und ich stunde bei der Beerdigung, ganz in Schwarz, und würde jedem leid tun? Aber wirklich verabscheuungswürdig ist, daà ich in meinem Innersten froh darüber war, endlich frei zu sein. Als ich diese Gedanken hatte, wäre ich am liebsten mit dem Auto über eine Klippe gefahren.«
Pegs Wut äuÃerte sich schlieÃlich in Form von Selbsthaà und Depressionen. Sie zeigte auch körperliche Symptome wie Kopfschmerzen und Appetitverlust, was sie hager aussehen lieÃ.
Die Vorstellung, Witwer oder Witwe zu sein
Im Innersten von Pegs Depression steckte das, was ich die Vorstellung, Witwer oder Witwe zu sein, nenne, eine gebräuchliche Verarbeitungsstrategie von Ãberlegenen, die dazu neigen, Wut mit Schuldgefühlen zu unterdrücken. Wenn der Unterlegene plötzlich stürbe, dann würde der Ãberlegene frei sein, ohne Schuldgefühle haben zu müssen  â man würde Mitleid mit dem Ãberlegenen haben, anstatt ihn als herzlosen Schuft zu beschimpfen. Es fiel Peg schwer zu begreifen, daà solche Phantasien Warnsignale unseres UnterbewuÃtseins sind, wenn wir uns zuviel Schuld- und Schamgefühle aufgebürdet haben. Ich erzählte ihr,
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