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Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Titel: Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean C. Delis , Cassandra Phillips
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ich mich fragen mußte, ob ich überhaupt fähig bin, jemanden länger als ein paar Monate zu lieben.«
    Selbst-Pathologisierung ist eine Form der Selbstbestrafung, und indem man sich bestraft, arbeitet man etwas von der Schuld, die man auf sich lud, weil man jemanden verletzt hat, ab. Das ist eine Art Buße.
    Darin liegt eine echte Gefahr. Überlegene fühlen sich oft vollkommen verantwortlich dafür, daß sie den Unterlegenen nicht mehr lieben – als ob Liebe willentlich beeinflußt werden könnte! Das kann so große Selbstverachtung erzeugen, daß man nahezu alles tut, um diesem Gefühl zu entrinnen. Das bedeutet gewöhnlich, daß man sich noch weiter aus der Beziehung zurückzieht. Eine der härtesten Aufgaben in meinem Beruf besteht darin, Überlegene dazu zu bringen, sich von ihren Schuldgefühlen wegen der Beziehungsprobleme zu lösen. Ich erinnere sie daran, daß die Unterlegenen auch dafür verantwortlich sind und daß starke Beziehungsdynamik der wahre Schuldige ist.
    Wenn die Schuldgefühle sich verringern, fühlt sich der Überlegene weniger belastet und wird hoffnungsvoller. Paradoxerweise hat er dann die beste Chance, seine Liebe neu zu beleben, wenn er aufhört, sich die Schuld am Verblassen der Liebe zu geben.
    Doch bitte merken Sie sich, daß ich nicht behaupte, man solle nie Schuldgefühle haben. Wenn Ihr Frust gegenüber Ihrem Partner zu Mißhandlungen geführt hat, dann übermittelt Ihr Schuldgefühl Ihnen eine wichtige Botschaft: Hör damit auf! Aber für die überwiegende Mehrheit meiner Klienten – und für Menschen, die solche Bücher wie dieses lesen – lautet das Problem:Sie fühlen sich schuldig, weil sie »schlechte« Gedanken und Gefühle hegen. (Ich werde in Kapitel 10 Hilfen im Umgang mit Schuldgefühlen besprechen.)
    Schuldbewußte Frauen
    Eine meiner schwersten Aufgaben als Therapeut besteht darin zu versuchen, daß weibliche Überlegene sich weniger schuldig fühlen. Von Kindheit an wird Frauen beigebracht, daß Weiblichkeit bedeutet, zu helfen und fürsorglich zu sein. Wut wird als aggressive, männliche, negative Emotion angesehen – sie ist angeblich nicht Bestandteil weiblichen Verhaltens. Obwohl sich diese Erwartungen mittlerweile abgeschwächt haben, sind sie noch immer vorhanden, besonders unter den Frauen um die Vierzig. Deshalb verstecken diese Frauen, wenn sie Überlegene werden, ihre Wut hinter Schuldgefühlen, kehren sie nach innen, und sie zerfrißt sie. Viele dieser Frauen fühlen sich durch den Gedanken, daß sie ihre Beziehungen kontrollieren oder mehr Macht haben als ihre Männer, bedroht. Wie Peg, die ich als »verkappte Überlegene« bezeichnete.
    Peg hatte, als sie die Unterlegene in der Beziehung war, nur selten Bill gegenüber Ärger gezeigt. Aber als sie die Überlegene wurde, verinnerlichte sie immer noch den meisten Ärger. Ihre permanenten Schuldgefühle machten sie depressiv, hoffnungslos und dann sogar selbstmordgefährdet.
    Â»An einem Punkt fühlte ich sogar, daß ich zu schlecht war, um weiter zu leben. Können Sie glauben, daß ich mir vorstellte, daß Bill einen Herzinfarkt gehabt hätte und ich stunde bei der Beerdigung, ganz in Schwarz, und würde jedem leid tun? Aber wirklich verabscheuungswürdig ist, daß ich in meinem Innersten froh darüber war, endlich frei zu sein. Als ich diese Gedanken hatte, wäre ich am liebsten mit dem Auto über eine Klippe gefahren.«
    Pegs Wut äußerte sich schließlich in Form von Selbsthaß und Depressionen. Sie zeigte auch körperliche Symptome wie Kopfschmerzen und Appetitverlust, was sie hager aussehen ließ.
    Die Vorstellung, Witwer oder Witwe zu sein
    Im Innersten von Pegs Depression steckte das, was ich die Vorstellung, Witwer oder Witwe zu sein, nenne, eine gebräuchliche Verarbeitungsstrategie von Überlegenen, die dazu neigen, Wut mit Schuldgefühlen zu unterdrücken. Wenn der Unterlegene plötzlich stürbe, dann würde der Überlegene frei sein, ohne Schuldgefühle haben zu müssen  – man würde Mitleid mit dem Überlegenen haben, anstatt ihn als herzlosen Schuft zu beschimpfen. Es fiel Peg schwer zu begreifen, daß solche Phantasien Warnsignale unseres Unterbewußtseins sind, wenn wir uns zuviel Schuld- und Schamgefühle aufgebürdet haben. Ich erzählte ihr,

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