Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
sich der Ãberlegene zurückzieht.
Was für eine Liebe ist das?
Die meisten Ãberlegenen hegen gegenüber den Unterlegenen positive Gefühle, aber sie wissen nicht, ob es sich dabei um »wahre Liebe« handelt. Das ist eine Frage, die in hohem MaÃe ambivalenzträchtig ist. Selbst als Laura sehr daran zweifelte, ob sie den Rest ihres Lebens mit Paul verbringen wollte, empfand sie immer noch Zuneigung für ihn.
»Ich war so verwirrt. Selbst dann, wenn ich böse auf Paul war, hegte ich immer noch positive, liebevolle Gefühle für ihn. Warum sollte ich auch nicht? Er war so süÃ, so groÃzügig und fürsorglich, und ich bewunderte vieles an ihm. Und wir kannten uns so gut. Er war der beste Freund, den man haben konnte. Die Enttäuschung stammte aus einer relativ oberflächlichen Quelle â es war keine Erregung da. Ich nehme an, daà ich mir seiner sicher war. Aber ich bin nicht so naiv, zu erwarten, daà die Erregung ewig dauert. Vielleicht empfand ich das, was Menschen in langfristigen Beziehungen empfinden sollten. Ehrlich â ich weià es nicht.«
Die Sprache â so reich an Nuancen und Bedeutungen â wird, wenn es um die Liebe geht, platt. Wir wissen, daà die Gefühle, die wir für ein Elternteil hegen, sich qualitativ von denen unterscheiden, die wir für einen neuen Liebhaber haben â ganz zuschweigen von dem Gefühl, das wir bei unserem Lieblingsessen empfinden. Doch wir sind mit einem überfrachteten Wort geschlagen, um jedes dieser Gefühle zu beschreiben. Kein Wunder, daà Laura und so viele andere Ãberlegene, verwirrt sind.
Ich erklärte Laura, daà das Gefühl, das sie beschrieb, etwas war, daà die Psychologen »kameradschaftliche« Liebe nennen. Paul war zu einem »sehr engen Freund« geworden, der keine romantischen Gefühle mehr hervorrief. Viele glückliche und beständige Beziehungen gründen auf kameradschaftliche Liebe. Aber Lauras Zweifel signalisierten klar, daà ihr Bedürfnis nach Leidenschaft und Romantik sehr groà war.
Ich bestärke die Ãberlegenen darin, zu akzeptieren, daà es richtig ist, in einer langfristigen Beziehung den Wunsch nach romantischen Gefühlen zu haben. Wenn sie nämlich erst einmal aufhören, sich für schlecht zu halten, weil sie dieses vollkommen natürliche Bedürfnis haben, sind Ãberlegene in einer besseren Geistesverfassung und können an der Beziehung arbeiten. Und wenn die Beziehung langsam wieder ausgeglichen wird, besteht wirklich die Chance, daà romantische Gefühle wieder aufleben.
Wie Peg eingestand, fühlt man sich manchmal verwirrt, weil jemand einem leid tut und man ihn/sie zugleich liebt.
»Es war wirklich sehr seltsam. Ich fühlte mich Bill immer noch eng verbunden, weil wir zusammen einiges erlebt hatten und wegen der Jungs. Aber als er aufhörte zu arbeiten, bemitleidete ich ihn, als wäre er ein verletzter Vogel oder so etwas. Ich wollte für ihn sorgen, aber liebevolle Gefühle paÃten einfach nicht ins Bild.«
Mitleid ist ein natürlicher Feind der Leidenschaft. Der bemitleidete Partner hat definitiv einen Verlust erlitten, und Verluste zerstören fast immer das Gleichgewicht der positiven Macht zwischen einem Liebespaar. Es war ungeheuer wichtig, Peg in der Therapie zu zeigen, wie sie Bill unterstützen konnte, stärker zu werden, damit er auf den doppelten Schlag, einerseits bei der Beförderung übergangen worden zu sein und andererseits eine so erfolgreiche Frau zu haben, reagieren konnte.
Auf dem Pendel sitzen
Das ist die Edgar-Allan-Poe-Art, verliebt zu sein. Das Opfer von BAS fühlt sich in einer Grube der Unentschlossenheit gefangen, während die Ambivalenz bei ihm/ihr Gefühle und Bedürfnisse verursacht, die wie ein Pendel hin- und herschwingen.
Beim Abschwung scheint alles an der Beziehung schlecht und falsch zu sein. Der Ãberlegene versucht sich auf die guten Seiten des Unterlegenen zu besinnen, aber sie scheinen jetzt nicht mehr zu zählen. Die Aussicht, sich zu binden, hat den Ruch eines Lebens in einem emotionalen Gefängnis.
Manchmal erzeugt die tägliche Angst Träume. Laura hatte einen solchen Traum, der plastisch die Angst des Ãberlegenen ausdrückte, kurz nach dem Vorfall im Club. Sie trug ein wunderschönes Hochzeitskleid und ging auf eine Kapelle zu, in der Paul auf sie wartete. Aber die Orgelmusik,
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