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Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Titel: Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean C. Delis , Cassandra Phillips
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sein. Er ist wütend auf den Unterlegenen, weil er oder sie ihn enttäuscht hat, und er ist wütend auf sich, weil er sich in eine Lage gebracht hat, aus der er ohne emotionalen Aufwand nicht mehr herauskommt.
    Der Überlegene kann gemein sein
    Der Überlegene kann sehr wohl die Beziehung kontrollieren, aber empfinden, daß er die Situation nicht kontrollieren kann. Das ist ein wichtiger Unterschied und führt gelegentlich zu einer Wendung der emotionalen Vorfälle. Überlegene, die sich machtlos vorkommen, schlagen oft auf ihre Partner ein und sind danach von ihrem eigenen Verhalten schockiert und abgestoßen. Wenn der Überlegene gemein ist, sind aus den Gefühlen Verärgerung und Frust Verhaltensweisen geworden. Laura entdeckte, daß ihre wachsende Reizbarkeit sich dadurch äußerte, daß sie Paul öfter anschrie.
    Â»Ich reagiere unvernünftig, was Schnarchen angeht, weil icheinen Bruder hatte, der schnarchte wie ein Nebelhorn. Ich habe einen leichten Schlaf, und Pauls Schnarchen ist Weltklasse. In einer Nacht ging ich wirklich die Wände hoch. Ich weckte ihn schließlich und warf ihn nach einem Wutanfall aus dem Bett. Er schlief auf der Couch. Danach fühlte ich mich furchtbar, aber mir fiel auf, daß ich nach diesem Vorfall reizbarer auf viele Dinge reagierte. Es war, als ob sich eine Schleuse geöffnet hätte.«
    Der Überlegene verlagert seine Verärgerung schnell auf kleinere Probleme, wie beispielsweise Schnarchen, weil er oder sie lieber nicht über das größere Problem – die schwächer werdende Liebe – sprechen will. Wie Laura hackt der Überlegene ständig auf dem Unterlegenen herum. Diese Niedertracht drückt nicht nur Verärgerung aus, sondern ist eine unbewußte Methode, den Unterlegenen davonzujagen, ohne sich mit den wirklichen Problemen konfrontiert zu haben.
    Gut und Böse
    Der verärgerte Überlegene verwandelt sich anscheinend in einen Bösewicht. Die Mechanismen der paradoxen Leidenschaft erlauben ihm oder ihr die Verärgerung loszuwerden, ohne befürchten zu müssen, daß der unterwürfige Partner negative Reaktionen zeigt. Wie wir sehen werden, empfindet der Unterlegene ebenfalls Wut, weil seine Bedürfnisse in der Beziehung nicht befriedigt werden. Aber er kann seine Wut nicht loswerden, denn seine Angst vor Zurückweisung verurteilt ihn dazu, zu schweigen.
    Daher schlüpft der wütende Überlegene in die Rolle des gemeinen, aggressiven Bösewichts, während der Unterlegene den Part des ergebenen, opferbereiten Guten spielt. Diese besondere Kombination des Paradoxon fördert auf hinterhältige Art und Weise das Ungleichgewicht. Es veranlaßt den Überlegenen dazu, immer schlechter über sich zu denken und dem Unterlegenen immer größere Schuld daran zu geben, daß es sich in einen Unmenschen verwandelt hat. Und es verwandelt den Unterlegenenin einen »Beziehungs-Märtyrer«, dessen größte Tugend darin besteht, das lieblose Verhalten des Überlegenen zu ertragen. Aber indem man den Überlegenen als »böse« kennzeichnet, macht man ihn allein für die Beziehungsprobleme verantwortlich und vergißt die in Wirklichkeit vorhandene Mitverantwortung des Unterlegenen.
    Der Überlegene kann mißhandeln
    Ã„rgerlich zu sein und es auch auszudrücken – sogar, wenn das indirekt geschieht – ist die normale Reaktion des Überlegenen auf das Gefühl, eingeengt zu sein. Ich sage meinen Klienten immer, daß man durch diese Reaktionen noch nicht der Böse wird. Aber unglücklicherweise äußern manche Leute ihre Wut auf eine zerstörerische Art und Weise.
    Eine Anzahl von Klienten kamen auf Anweisung eines Gerichts zu mir. Die meisten waren überlegene Männer, die ihre Ehefrauen seelisch und körperlich mißhandelt hatten. Obwohl in diesen Fällen die Behandlung sehr schwierig ist und nicht immer Erfolg hat, werden die Klienten, die am besten darauf ansprechen, in dem Glauben bestärkt, daß ihre Gefühle der Frustration und der Wut oft berechtigt waren. Doch gewalttätige Reaktionen auf diese Gefühle sind niemals berechtigt.
    Wenn man ihren Frust und ihre Wut würdigt, bedeutet das für diese Menschen eine riesige Stärkung des Egos. Sofort denken sie besser über sich, was wiederum die Wahrscheinlichkeit, daß sie lernen, mit ihrer Wut effektiv umzugehen und niemanden zu

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