Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
kurz die Hand, als er ihren Blick sah, und sie winkte ihn herauf. So. Jetzt würde sie ihm die Pistole auf die Brust setzen. Am meisten beschäftigte sie die Frage, was er für seine Liebesdienste kassiert hatte. War sie tausend wert? Oder gab es eine Pauschale für drei Liebeslager?
Sie stand schon in der Tür, als er die letzten Stufen heraufkam. Er sah gut aus, das musste sie ihm lassen. Und sein Blick war so warm und fröhlich, dass sie ihre Aggression sofort vergaß.
»Hi, dear«, sagte er, und es klang sogar glaubhaft. »Wie geht es dir? Ich habe pausenlos an dich gedacht und mir Vorwürfe gemacht. Nach diesem Einbruch hätte ich dir zumindest meine Handynummer dalassen sollen, für Notfälle.«
»An was für Notfälle hast du denn gedacht?«
Anstatt zu antworten, zog er sie an sich. Komisch, dachte sie, sie fühlte sich aufgehoben. Kein Fremdeln, keine automatische Abwehrreaktion, nichts. Im Gegenteil, sie fühlte sich wohl.
»Komm rein«, sagte sie.
Er ging an ihr vorbei, drehte sich nach ihr um und drückte sie an die Wand. »Es sind zwei Dinge«, raunte er ihr ins Ohr. »Erstens, ich bin verrückt nach dir. Zweitens, ich helfe hier jetzt aufräumen, und du wirst mich nicht hinauswerfen können.«
»Ich kann es aber versuchen«, flüsterte sie zurück und spürte, wie sie feucht wurde.
Er griff nach ihren Handgelenken und begann, an ihrem Ohrläppchen zu knabbern, ihren Hals zu küssen, und plötzlich war seine Zunge in ihrem Mund, und sie drängte sich an ihn, weil ihr danach war. Sie ließ zu, dass er ihr ihre Hose mitsamt dem Slip auszog und sie dann zu sich auf die Hüfte hob. Es war schmerzhaft schön, und sie ließ im wilden Ritt alles an ihm aus: Marius und Cindy, Oliver und dass sie ihn zwar gut, aber nicht sexy fand, das Tohuwabohu in ihrer Wohnung und vor allem die Information, dass er, Jochen, nur gekauft war. Sie war schweißnass. Als sie kam, schrie sie so laut, dass sie jeden Moment mit der Polizei rechnete. Der Gedanke brachte sie zum Lachen, aber Jochen hatte kein Ohr dafür, er trug sie, wie sie war, ins Schlafzimmer, gab der Matratze einen Fußtritt, sodass sie in ihre alte Lage zurückrutschte, und ließ sich mit ihr aufs Bett fallen. »Dreh dich um«, raunte er, und auch das tat sie, denn mit jedem Stoß wuchs ihre Lust wieder. Hier, mitten im Chaos, war es wie auf einer Theaterbühne. Nichts war mehr real, alles ging im Moment der Lust unter, ließ sie einfach im schwerelosen Raum dahingleiten. Als sie beide gleichzeitig kamen, ließ sie sich fallen, war völlig weg und dachte beim Wiederauftauchen, dass sie Jochen vielleicht selbst abonnieren könnte. Warum brauchte sie Marius dazu?
Jochen fuhr ihr von hinten mit der Hand sanft durchs Haar, wie sie es sonst nur selbst machte. »Und?«, fragte er und zwang sie, ihn anzuschauen. »Bist du einverstanden?«
»Womit?« Lianes Verstand hatte kurz ausgesetzt. Was meinte er?
»Damit, dass wir jetzt gemeinsam aufräumen?«
Sie musste lachen. Sie musste so befreit lachen, dass Jochen sie kurz schüttelte. »Hallo.«
»Ja, hallo!« Sie lachte noch immer. »Schön, dass du da bist.«
»Ganz meinerseits.«
Sie drehte sich zu ihm um. Er hatte sich auf den Rücken gelegt, und sie legte sich nun auf ihn.
»Warst du in England?«, wollte sie wissen.
»Schon mehrfach«, antwortete er.
»Hat dich Marius bereits in England auf mich angesetzt?«, fuhr sie unbeirrt fort.
Er schwieg. Nur sein Blick veränderte sich. Er wurde wacher. Starrer. Sie tauchte in seine Augen ein. Sie sah nur noch seine Iris und seine Pupillen. Alles andere hatte sie ausgeblendet. »Was zahlt er dir dafür?«
Sein Brustkorb hob sich, und seine Hände griffen nach ihrer Schulter. »Liane«, sagte er.
»Bezahlt er dich auch fürs Aufräumen?«
»Wie kommst du auf diese Idee?«
»Komm mir nicht so!« Sie funkelte ihn an. »Du bist bezahlt, und ich weiß das! Vom ersten Augenblick an wurdest du bezahlt. Du hattest nie ein Interesse an mir, es war nur das Geld!«
Sein Griff verstärkte sich. »Liane, da ist etwas, das du wissen solltest!« Er drehte sich mit einem Ruck um, sodass sie unter ihm lag. Sie blickte ihn noch immer an.
»Ja, so war es. Nachdem Marius herausgefunden hatte, wo du in England bist, bekam ich den Schnellflugschein. Ich sollte irgendwie an dich herankommen.« Mit einem Lächeln deutete er eine Entschuldigung an. »Ich hatte nur ein schlechtes Foto von dir und war mir nicht ganz sicher. Unser Zusammentreffen im Dampfbad war ein Zufall. Ein
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