Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
dramatisch zurückgebildet hatten. Täglich wurde sie nun mit Krankengymnastik behandelt, um sie zu kräftigen.
Claudi wollte, dass ich heim zu Peter fuhr. »Du musst zurück, Brina, denk an deine Pläne, von denen du mir erzählt hast. Ich bleibe noch mindestens vier bis sechs Wochen im Krankenhaus, da bin ich versorgt. Vielleicht kannst du, wenn ich raus komme, ein paar Tage wieder herkommen, um mir zu helfen, meinen Alltag zu organisieren?«
Daran hatte ich auch schon gedacht. Der Arzt hatte uns gefragt, ob wir uns schon etwas überlegt hätten, wie wir Claudis Betreuung nach der Entlassung organisieren könnten. Sie würde zwar eine mehrwöchige Anschlussheilbehandlung bekommen, es sei aber mehr als fraglich, ob sie sich jemals wieder ohne Rollstuhl würde bewegen können. Die Chancen dazu stünden fünfzig zu fünfzig .
Mama und Paps schlugen vor, dass Claudi wieder bei ihnen einziehen sollte. Da ihre kleine Wohnung in Bad Harzburg im ersten Stock lag, war nicht daran zu denken, dass sie dorthin zurückkehrte. Bei Mama und Paps lagen unsere Mädchenzimmer zwar auch im ersten Stock und wir erwogen daher, einen Treppenlift einbauen zu lassen, andererseits waren unsere Eltern für eine solche Belastung einfach schon zu alt. Paps war mittlerweile vierundsiebzig Jahre alt und Mama dreiundsiebzig.
Claudia war finanziell gut abgesichert. Durch ihren Reitsport hatte sie sich mit den Risiken eines Unfalls schon frühzeitig auseinandergesetzt und dementsprechend eine teure Unfallversicherung und eine Berufsunfähigkeits-Versicherung abgeschlossen, mit entsprechenden Risiko-Aufschlägen, wegen der riskanten Sportart.
Ich nahm ihren Vorschlag an und fuhr Mitte Juli, an einem Freitag, zurück nach Hause. Mittlerweile erkannte ich den Garten fast nicht wieder. Alle Pflanzen waren bombastisch, einem Feuerwerk gleich, emporgeschossen. Die schönsten Blüten, die man sich vorstellen konnte, hatten sich dem Himmel entgegengestreckt.
»Um dich zu begrüßen – Blumen sind das Lächeln der Erde!«, stolz präsentierte Peter mir seinen Garten und ein blitzeblankes Haus und ich war sprachlos und zum zweiten Mal heimgekehrt und genoss es.
Kapitel 15
Conny nahm sich den Mittwochnachmittag frei. Wir hatten uns an diesem heißen Tag, das Thermometer zeigte 32° Grad, vorgenommen, an der Großen Dhünntalsperre baden zu gehen. Conny hatte mich abgeholt, und ich hatte zur Feier unseres ersten Frauentages nach meiner Kur einen Picknickkorb gepackt. Nachdem wir unsere Decken ausgebreitet hatten, beschlossen wir, vor dem Baden die freie Sitzgruppe zu belegen und erst einmal in aller Ruhe Kaffee zu trinken.
Ich breitete eine kleine Tischdecke über den verwitterten Tisch und legte zwei dünne Sitzauflagen auf die Bänke.
»Du denkst aber auch an alles!«, kommentierte Conny meine Verrichtungen, ließ sich jedoch gerne von mir verwöhnen. Sie verteilte Tassen und Teller, ich goss den dunklen, starken Kaffee aus der Thermoskanne in die Tassen und bugsierte uns noch je ein Stück Mohnkuchen auf die Teller.
»Dein Kaffee schmeckt mir immer unvergleichlich gut, Brina. Jetzt weiß ich, was ich all die Wochen vermisst habe!«, genüsslich schlürfte sie den heißen Kaffee.
»Ich hoffe doch, dass du nicht nur meinen Kaffee, sondern auch mich vermisst hast oder etwa nicht?«
Wir lachten. Conny blinzelte gegen die Sonne und setzte ihre Sonnenbrille mit den schwarzen Gläsern auf. Cool sah sie aus. Sie hatte ihren schwarzen Bikini an, der sich auf ihrer gebräunten Haut gut machte. Sie war zu recht stolz auf ihre ausgesprochen gute Figur, die sie nicht zu verstecken brauchte. Gegen die starken Sonnenstrahlen schützte sie ein breitrandiger Strohhut. »Du hast mir gefehlt, Brina. Sag, wie lange ist es her, dass wir uns das letzte Mal in Ruhe gegenüber gesessen haben?«
»Ende April, als wir meinen Bademantel für die Kur kauften.«
»Ja, richtig! Seitdem ist so viel passiert. Das mit deiner Schwester tut mir unendlich leid. Wie wird sie damit fertig?«
»Ich hatte es dir ja schon bei unseren Telefonaten erzählt, dass sie unglaublich gefasst und tapfer ist. Ich bewundere sie maßlos. Sie sagt, dass ihr das nur gelänge, weil sie in ihrem bisherigen Leben alles mitgenommen hat, was mitzunehmen ging. Sie war immer schon so unternehmungslustig, dass ich mich oft gefragt habe, wo sie die Energie hernimmt. Als hätte sie geahnt, dass sie sich beeilen muss. Ich
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