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Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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jetzt weit weg! , ich drehte wieder in die Bauchlage. Ja, jetzt konnte ich es klar ausmachen: Über die Hälfte der Strecke lag hinter mir. Ursprünglich hatte ich vor, auch wieder zurück zu schwimmen. Mir wurde umgehend klar, dass ich dann spätestens jetzt umkehren musste. Wollte ich aber nicht. Ich wollte das Ufer erreichen, basta! Also, keinen Gedanken an Umkehr verschwenden. Ich fühlte mich sehr stark, mutig, verwegen, kühn! Wer würde sich das schon trauen? Ich, Sabrina Hartmann!, verkündete ich mir selbst. Vergnügt führte ich weiter gedankliche Selbstgespräche.
       Das Ufer kam nur im Schneckentempo näher. Nie hätte ich gedacht, dass die Strecke so lang war, so unglaublich lang!
     
       Ich schwamm und schwamm.
     
    Seltsamerweise spürte ich weder ein Nachlassen meiner Kräfte noch irgendwelche Sorgen. Es war einfach unglaublich, was ich hier gerade anstellte. Dann dachte ich an Claudi: Ja, Claudi, das hier mache ich auch für dich! Ich werde meine Vorhaben durchführen, wie du es mir aufgetragen hast. Alle Aufgaben auf meiner Liste werde ich abarbeiten; Punkt für Punkt!
       Das Ziel schien jetzt fast greifbar nahe und doch dauerte es noch gut eine Viertelstunde oder mehr bis ich es tatsächlich erreichte. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren - es konnte auch eine halbe Stunde oder nur fünf Minuten gewesen sein.
       Als ich das andere Ufer fast erreicht hatte, traute ich meinen Augen nicht, denn ich sah Conny zwischen den Bäumen auftauchen. Ihre Miene sprach Bände. Das sah nicht gut aus...
     
    Sie sagte zunächst kein Wort. Ich musste fast bis an den Ufersaum schwimmen; erst auf den letzten zwei Metern bekam ich Grund unter den Füßen und entstieg dem See. Wortlos reichte mir Conny das große Badetuch. Im anderen Arm hatte sie die Wolldecke. Ich trocknete mich ab. Erst jetzt bemerkte ich, wie ausgekühlt ich war. Conny hängte mir die Wolldecke um die Schultern, die ich dankbar annahm. Ich wickelte mich darin ein und setzte mich schwer atmend ins Gras. Conny setzte sich neben mich, sie war immer noch im Bikini.
       Wir schwiegen.
       Ich sah sie nicht an.
    Das Kinn hatte ich auf meine angezogenen Knie gestützt. Mir schlugen die Zähne aufeinander, ich konnte nichts dagegen tun.
       »Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Weißt du, dass du über anderthalb Stunden unterwegs warst? Ich wollte schon die Rettung alarmieren, als ich dich aus den Augen verlor.« Ihre Stimme hatte einen unnatürlichen, schrillen Klang. Sie schien kurz vor einem hysterischen Ausbruch zu stehen.
       »Tut mir leid, Conny! Ich hatte dir doch gesagt, du sollst dir keine Sorgen machen«, stieß ich zwischen zitternden Lippen hervor. »Das musste ich mir jetzt einfach beweisen, dass ich das schaffe. Ich hätte nur nie gedacht, dass es so weit ist.« Ich war immer noch völlig außer Atem - jetzt bekam ich Seitenstiche. Ich musste aufstehen und einige Schritte umher gehen.
       Conny sah mich mit Blicken an, die ich nie vergessen werde. In ihren Augen spiegelte sich das überstandene Entsetzen, gepaart mit maßloser Bewunderung und gleichzeitig völligem Unverständnis.
       Schattengleich huschten diese Gefühlswallungen in schnellem Wechsel durch den Spiegel ihrer dunkel glänzenden Augen.
     
    Wir fuhren wortlos zurück zur Badestelle. Alle Sachen lagen und standen noch unberührt da, ebenso der gedeckte Tisch.
       Ich riss mir die nassen Sachen vom Leib, zog mir Rock und Bluse an und bürstete meine Haare durch. Das Zähneklappern hatte glücklicherweise aufgehört und mir wurde langsam wieder warm. Ich schaute noch einmal zum anderen Ufer. Wie man sich in Entfernungen täuschen kann; es sah wirklich nicht so aus, als würde man über eine Stunde benötigen, um dorthin zu gelangen .
       Mein Zorn auf Conny war verraucht. Ich konnte sie verstehen. Es klang ja auch ein wenig pubertär - bei diesem Wort dachte ich automatisch an Mamas Worte bezüglich Paps Liebe zum Motorradfahren. Trotzdem spürte ich, dass mir meine Wünsche wichtig genug waren, um mich darüber mit anderen, auch lieben Menschen, auseinandersetzen zu wollen.
       Diese Aktion eben war natürlich spontan gewesen, nicht vorbereitet, leichtsinnig! Ich hatte Conny bewusst wehtun wollen, weil ich so sauer auf sie war. Ich besann mich und setzte mich zu ihr an den Tisch. »Ich hab Scheiß gebaut, diese Aktion eben war überflüssig. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren war. Ich war    sauer, weil du mich nicht

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