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Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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täglich in die Klinik. Ich fuhr meine Eltern morgens hin und bummelte dann kurz durch Wernigerode und trank am Markt einen Cappuccino, danach holte ich sie wieder ab. Nachmittags fuhr ich dann alleine zu Claudia hin. So war sichergestellt, dass sie zweimal täglich von uns besucht und betreut wurde.
       Claudi machte Fortschritte, anfangs sehr kleine, doch dann konnte man von Tag zu Tag registrieren, wie das Leben in ihren Körper zurückkehrte und mit ihm die Freude, daran wieder teilnehmen zu können. Wir wurden ihr Kanal zur Außenwelt. Ich wusch ihr die Haare, machte ihr die Nägel, brachte ihr Lektüre mit und alle anderen Sachen, die sie brauchte oder wünschte.
       Zwischen Claudi und mir entwickelten sich tiefe Gespräche. Wir hatten uns als Kinder und Teens immer über alles ausgetauscht, da war aber der dreijährige Altersunterschied manchmal ein trennender Faktor. Jetzt, wo wir erwachsene Frauen waren, spielte das keine Rolle mehr. Wir waren tief im Herzen miteinander verbunden. Ich litt mit ihr mit und freute mich über jeden ihrer Fortschritte, genauso wie sie selbst.
       Ich war froh, ihr beistehen zu können, denn ich fühlte mich plötzlich wieder gebraucht und nahm diese Rolle freudig an. Das Jochbein und der Arm verheilten gut, ebenso waren Blase und Harnröhre wieder gut zusammengewachsen. Problematisch war hingegen das lange Liegen im Gipsbett, weil das Becken noch ruhig gestellt bleiben musste. Ich bewunderte Claudis Geduld. Sie nahm ihr Schicksal sehr gefasst, weder klagte sie, noch fing sie an, depressiv zu werden. Ich bewunderte meine kleine Schwester dafür. Wie taff sie war!
       Peter war die Wochenenden jeweils von Samstag auf Sonntag da und zeigte Verständnis für meinen Wunsch, nah bei Claudi zu sein. Dafür war ich ihm dankbar. Nicht jeder Ehemann, so sagte ich mir, würde soviel Verständnis aufbringen. Ich nahm mir vor, wenn Claudis Zustand es zuließ und ich wieder nach Lüttringhausen zurückkehrte, dass ich ihm eine Überraschung bereiten wollte. Ich wusste zwar noch nicht, wie das aussehen sollte, aber es würde sich finden, da war ich sicher.
       Ich hatte Claudi natürlich auch von meiner Kur und meinen neuen Erkenntnissen berichtet. Sie lauschte gebannt, wenn ich von meinen Gesprächen mit Herrn Sibelius, mit Hannelore und mit Angie berichtete und nickte immer wieder zustimmend.
       »Du schilderst das so plastisch, Brina, ich sehe diese Menschen quasi vor meinem geistigen Auge.«
       »Das liegt sicher daran, dass ich durch sie so viele neue Erkenntnisse über mich selbst bekam. Wir haben uns fest vorgenommen, in Kontakt zu bleiben.«
       »Ja, das solltet ihr. Brina, setz deine neuen Vorhaben auch bitte wirklich um!« Eindringlich sprach Claudi auf mich ein: »Sieh mich an, man weiß nie, was einem so passieren kann. Ich kann nicht sicher sein, ob ich jemals wieder ohne Rollstuhl werde leben können, das hat der Arzt gestern durchblicken lassen.« Entsetzt sah ich sie an. 
       »Schau nicht so, Brina. Das Seltsame ist, dass ich mit dieser Nachricht gut umgehen kann. Ich habe schon so vieles in meinem Leben gemacht und erlebt. Ich habe nichts versäumt, gar nichts! Sollte es jetzt erzwungenermaßen eine Phase der Beruhigung, der Besinnung, in meinem Leben geben, so kann ich damit umgehen, ohne meinen Lebensmut zu verlieren.«
       »Claudi«, gequält brach es aus mir heraus, »rede nicht so! Natürlich wirst du wieder laufen können. Daran musst du fest glauben, gib dich nicht auf!«
       »Du hast mir nicht richtig zugehört!« Geduldig erklärte sie noch einmal: »Ich gebe mich nicht auf. Natürlich wünsche ich mir, wieder laufen zu können. Ich werde alle Anstrengungen unternehmen, um das wieder hinzubekommen. Aber, wie es auch kommen mag, ich bin froh, dass ich überlebt habe, dass ich euch habe, Mama, Papa und dich, meine große Schwester! « Zärtlich sah sie mich an. »Weißt du, ich hab dich sehr lieb! Du bist so gut zu mir, so hilfsbereit und geduldig. Ich wüsste nicht, wie ich die Zeit hier im Krankenhaus ohne deine Besuche und die von Mama und Papa ertragen könnte.« Sie zog mich zu sich, und wir drückten uns lange. Mein Herz war ganz beklommen, als ich ihr ins Ohr flüsterte, »Claudi, ich hab dich auch ganz doll lieb. Wie schön, dass es dich gibt. Danke!«
     
    Es war zu Beginn der zweiten Juli-Woche, als Claudi das Gipsbett verlassen konnte und anfing, im Rollstuhl das Krankenhaus zu erkunden. Sie war sehr schwach, da sich ihre Muskeln

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